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Clean zum Glücksrausch

Tourentipps

3 Min.

23.02.2016

Foto: Barbara Zangerl

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von Barbara Zangerl

Barbara Zangerl glückte als erster Frau eine Rotpunktbegehung aller drei Hardcore-Alpinrouten der berüchtigten „Trilogie“. Eine neue Herausforderungen findet sie im Klettern ohne Bohrhaken, dem „clean climbing“. Die Route „Prinzip Hoffnung“ (8b/8b+) in der Bürser Platte gilt in dieser Disziplin als eine der größten Bewährungsproben.

Wenn man am Fuße der Bürser Platte steht und emporschaut, sieht man auf den ersten Blick nur glatten, strukturlosen Fels. Auf den zweiten Blick aber kommen feine Risse zum Vorschein.
 
Einer der ersten Kletterer, der das erkannt hat, war mein Kollege und Vorbild Beat Kammerlander. Bei der Erstbegehung der Route „Prinzip der Hoffnung“ brachte er noch Bohrhaken an. Später entfernte er sie und beging die Route „clean“ – dabei werden zur Absicherung nur Klemmkeile und Camelots (mobile Sicherungsgeräte) angebracht. An der Bürser Platte stehen dafür zwei dünne Rissspuren zur Verfügung, die sich durch den Fels ziehen. In die muss man – auf winzigen Tritten stehend und sich an kleinsten Griffen festhaltend – die Zwischensicherungen legen. Darin besteht die größte Herausforderung.


Herausforderung „Clean Climbing“

Auch wenn ich lückenlos vermarktete Klettergärten für eine negative Entwicklung halte, habe ich grundsätzlich nichts gegen normales Sportklettern mit soliden Bohrhaken. Ich liebe alle Spielarten des Kletterns und kombiniere sie gerne. Wenn man aber so wie ich das ganze Jahr über im Fels hängt, macht sich der Wunsch nach einer neuen, besonderen Herausforderung bemerkbar. Sowohl für den Körper, als auch für den Geist. Eine Route „clean“ zu klettern, stellt für mich so eine Herausforderung dar. Es fasziniert mich, eine Linie zu begehen, in der nichts Künstliches steckt und in der man mit Klemmkeilen herumtüfteln muss. Diese Methode verlangt einem viel mehr Kraft und Geduld ab, zudem ist die Sache natürlich nicht ungefährlich.

Das gilt ganz besonders für die Bürser Platte. In der zweiten Hälfte der Wand lassen sich die Klemmkeile besser unterbringen – die ersten 20 Meter aber sind brenzlig. Da sollte man eher nicht fallen, denn man weiß nie mit Sicherheit, ob die Keile halten. Wenn sie das nicht tun, läuft man Gefahr, bis auf den Boden zu stürzen.


40 Meter Fels, 12-Meter-Stürze in Mikroklemmen

Insgesamt ist die Route 40 Meter lang – auf dieser Strecke habe ich 18 Sicherungen gelegt, 13 Klemmkeile und fünf Camelots. Das war ein ganzes Stück Arbeit – ich habe dafür mehr als zehn Tage gebraucht. Zunächst ließ ich mich über eine Umlenkung von oben sichern und probierte aus, welche Keile an welchen Stellen passen. Wenn ich ehrlich sein soll: In dieser Phase war ich mir noch gar nicht so sicher, ob ich die Route auch wirklich vorsteigen will.

Als ich mich schließlich überwand, lief es erstaunlich gut. Ich konnte die Angst wegschalten und mich ausschließlich auf das Klettern konzentrieren. Sogar so sehr, dass ich darauf vergaß, einen Keil zu legen – dabei hingen sie in genau der richtigen Reihenfolge an meinem Gurt. Vor der Schlüsselstelle hielt ich plötzlich den blauen Keil in der Hand, den ich schon ein Stück weiter unten hätte legen sollen. Als ich abwärts schaute, sah ich, dass meine letzte Sicherung wirklich weit weg war. Ich hängte den Keil zurück an meinen Gurt und dachte mir: „Gut, es nützt nichts – jetzt musst du einfach weiterklettern.“ Zum Glück stürzte ich nicht und konnte die nächsten Sicherungen legen. Beim letzten schweren Zug fiel ich dann leider doch noch, weil mir plötzlich der Fuß wegrutschte.

In einen Mikro-Klemmkeil zu stürzen, verursacht natürlich zusätzlich mulmiges Gefühl. In so ein Teil bin ich davor noch nie hineingefallen. Hier, an der Bürser Platte, passierte es mir gleich mehrmals – einmal sogar richtig weit, an die elf, zwölf Meter. Ich hatte Angst, dass durch die Belastung die Kanten des Risses abbrechen könnten und der Keil durchrutscht. Aber er hat immer gehalten. Das stärkte mein Vertrauen bei den nächsten Versuchen.


Angst ist eine Kopfsache

Gerade beim Clean Climbing spielt der Kopf eine wichtige Rolle. Man muss locker klettern, selbst dann, wenn man an seine Leistungsgrenze kommt. Das war vor allem an der Schlüsselstelle der Route ein Lernprozess. Sie befindet sich in rund 30 Meter Höhe – dort verliert sich die erste Rissspur, wodurch man gezwungen ist, die glatte Wand nach rechts zu queren, um den Beginn der zweiten Spur zu erreichen. Mit dem Gedanken an diese Problemstellung im Kopf war ich bei den ersten Versuchen einfach zu nervös. Erst nach einigen Anläufen klappte es.

Genau diese Erfolgserlebnisse verschaffen mir das beste Gefühl beim Klettern – wenn ich mich überwinde und weitergehe, obwohl ich eigentlich Angst habe. Wenn ich ein Ziel erreiche, das für mich zunächst chancenlos schien, an das ich mich aber trotzdem langsam herantaste und das ich schließlich schaffe.

Das Sture war mir immer schon eigen. Als Jugendliche konnte ich beim Bouldern drei Stunden unter ein und demselben Felsblock sitzen und einfach nur probieren. Dieser Wesenszug hat mich sämtliche Hindernisse hochgetrieben. Auf die schwierigsten Boulder-Felsen ebenso wie ans Ziel der Touren der „Trilogie“. Und jetzt auch „clean“ ans obere Ende der Bürser Platte.

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Die Tour im Detail


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Quelle: ServusTV.com