Bergfotografie: Über die Kraft des Sehens
Günter ist promovierter Ethnologe, diplomierter Architekt und selbständiger Fotograf. Die Fotografie begleitet ihn schon sein ganzes Leben lang – in diesem Artikel erklärt er uns, was es heißt, die Kraft des Sehens für ein gelungenes Bergfoto einzusetzen.
Ich stehe ganz allein am Gipfel, 21:00 Uhr. Rund um mich herum: absolute Stille, nur ein leichter Wind bläst von Norden herein. Hinter mir liegt ein unvergesslicher Sonnenuntergang. Jetzt fängt der schönste Teil des Abends an. Ich genieße die Einsamkeit und richte meine Aufmerksamkeit auf das, was nun kommt. Ich sehe und fühle. Ich beobachte, ohne zu denken. Es ist fantastisch.
Solche Momente habe ich es bereits viele Male erleben dürfen. Allein am Gipfel, kaum Schlaf, aber glücklich und zufrieden bis zum nächsten Morgen. Zuerst die goldene, dann die blaue Stunde. Nach und nach kommen die Sterne heraus. Diese Stille ist ein Segen und eine ganz besondere Möglichkeit.
Es ist genau das, was mich antreibt in die Berge zu gehen, den menschlichen Aspekte in den Vordergrund zu rücken. Begeisterung, Freude, Emotion, Enthusiasmus. Wenn man lernt, bewusst zu schauen, ohne zu bewerten, werden auch die Bilder fantastisch. Für dich!
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Nicht die technischen Aspekte sind hier wichtig. Sie sind nur das Werkzeug, um das Erlebte und die Begeisterung einzufangen. Es ist fotografieren ohne Anspruch. Allein in der Natur, unter den Sternen. Dieser Moment ist heilig und darf ohne Einschränkung ganz tief genossen werden, im hier und jetzt. Besser geht’s nicht.
Wie erlebt man solche Momente bewusst? Es ist ganz einfach: sich Zeit lassen! Stress, Leistung und Erfolgsdrang lässt uns unsere Welt hektisch erleben. Es fehlt das Gleichgewicht als Gegenpol zu den Anstrengungen. Genau dazu liefert uns die Schönheit der Berge die Nahrung, die wir uns durch die Fotografie bewusstmachen können.
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Fotografie ist für mich das Bewahren von Zeitpunkten, sie ist Ausdrucksmittel von Erlebnissen, sie ist dokumentierte Emotion. Sie erzählt die Geschichten, die ich erlebe, auch jene, die ganz still sind und wenig zu sagen haben.
Die Natur lehrt, dankbar zu sein für das, was gerade ist. Fotografie ist im Grunde eine besondere Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsschulung, die den Blick sowohl nach Außen als auch nach Innen führt. Die Natur der Berge bietet unbegrenzte Möglichkeiten, sodass das einsame Verweilen zu einem ganz besonderen Erlebnis wird.
Fotografie ist für mich zu einer Form von zeitloser Meditation geworden. Eine Methode, die vor allem eines schult: Selbst präsent zu sein, genauso wie es die Berge tun.
Tourentipps: So kommst du zu den Fotoplätzen
Hochglückkar - Frühjahrstour über dem Großen Ahornboden - Die schroffen Karwendelberge rund um das Hochglückkar bilden im späten Frühjahr, wenn in den Felsennischen noch Schnee liegt, eine großartige Kulisse. Einen Gipfel erreicht man auf dieser Tour nicht, denn die Tour endet spätestens in der engen Hochglückscharte. Der Anstieg verlangt das Beherrschen der Spitzkehrentechnik und korrekte Abfahrtstechnik. Für die letzte Etappe der Rinne sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unerlässlich.
Dobratsch via Jägersteig - Einfache Bergwanderung von der Rosstratte über den Jägersteig auf den Dobratsch (2.166 m) in Kärnten. Der Aufstieg erfolgt über einen schmalen Steig bei dem Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich ist. Nachdem die Dobratsch Südwand erfolgreich hinter einem liegt, kann man die beeindruckenden Gipfel der umliegenden Gailtaler Alpen, der Karawanken und der Julischen Alpen genießen.