Melde dich an und erhalte Zugang zu einzigartigen Inhalten und Angebote!


AnmeldenRegistrieren
Abonnieren

Die Retter mit der kalten Schnauze

Aktuelles

3 Min.

10.10.2016

Foto: Lea Hajner

Anzeige

Anzeige

von Lea Hajner

Wenn Bergretter zu einem Lawinenunglück gerufen werden, sind oft auch ihre vierbeinigen Helfer zur Stelle. Wir waren bei einem Training der Lawinenhundestaffel Tirol dabei.

Quintana ist knapp acht Jahre alt und zieht sofort alle Blicke auf sich. Immerhin ist sie auch die einzige hier ohne Ski oder Snowboard. Aber nicht minder vergnügt. Und mit ihrem warmen Fell perfekt gerüstet für das weiße Gelände, denn Quintana ist einer von rund 50 Tiroler Lawinensuchhunden. Zehn davon sind heute am Gletscher zum Trainieren unterwegs.


Wenn Hunde Prüfungen ablegen

Während wir unsere Felle erst auf den Skiern anbringen müssen, um über die frische Schneedecke zum Übungsplatz aufzusteigen, leckt sich Quintana nochmal die Pfoten und wälzt sich vergnügt im Schnee. Sie tänzelt einen Kreis um ihren Besitzer Michael Huber, einen der rund 10 Bergretter, die heute mit Hund angereist sind. Dieses Wochenende trainieren die Hunde wie jedes Jahr am Saisonanfang für den Winter und müssen eine Prüfung ablegen.
 
Mehr als 200 Lawinensuchhunde gibt es insgesamt in Österreich und Bayern. Sie können Verschüttete mit ihrem ausgezeichneten Geruchssinn noch bis zu vier Meter unter der Oberfläche wahrnehmen. Und sie bewegen sich flink im Gelände.
 
Etwas neidisch könnte man da schon werden. Während ich auf 2.600 Meter entweder friere (Stillstand) oder schwitze (Aufstieg), scheint der Border Collie keine Probleme zu haben. Die anderen Hunde warten bereits brav beim Equipment ihrer Besitzer, während Nora, ein recht junger Hund, seine ersten Übungen meistert. Für den Übungstag wurde ein großes Schneefeld geschaffen, eine Art künstlicher Lawinenkegel mit Übungslöchern.

Gerade eben ist Noras Besitzer ins Schneeloch gekrochen, das nun zugeschüttet wird. Und schon wird Nora nervös. Nach dem Startkommando ist sie sofort am Graben. Mit Hilfe von aufbauenden Übungen lernen die Hunde, die Witterung von Verschütteten aufzunehmen und diese an ihre Besitzer zu signalisieren. Zum Beginn der Ausbildung lernt der Hund seinen vertrauten Besitzer auszugraben, bis er auch anzeigt, wenn sich fremde Menschen unter den Schneemassen befinden.
 
Zwei Jahre dauert die Ausbildung zum Lawinensuchhund, die innerhalb der ersten drei Lebensjahre erfolgen muss. Nicht alle Hunderassen sind dafür geeignet. Vor allem das Gewicht muss stimmen, denn ab und zu wird der Hund ein Stück getragen oder in einen Helikopter gehoben. Auch darf der Hund nicht durch die Schneedecke einbrechen. Ideale Lawinensuchhunde sind deshalb zwischen 15-45 Kilo schwer. Wie lange ein Hund im Einsatz ist, bestimmen Kondition, regelmäßige Überprüfungen und der Besitzer. Manche gehen mit 8 in Pension, andere erst mit 11 Jahren.

Entscheidet sich ein Bergretter dafür, einen eigenen Lawinensuchhund auszubilden, stehen viele gemeinsame Trainingsstunden und Einsätze bevor. Sommers wie Winters wird regelmäßig trainiert, denn auch im Sommer gibt es Einsätze, zu denen Hunde gerufen werden. Meistens sind es vermisste Schwammerlsucher oder Bergsteiger, die mit Hilfe von Hunden aufgespürt werden. Im Winter sind es Lawinenopfer.
 
Sobald ein Lawinennotruf eingeht und ein Helikopter geschickt wird, wird auch nach einsatzbereiten Bergrettern mit Lawinensuchhunden gesucht. Ein freiwilliger Job, der Mensch und Tier viel abverlangt. Manchmal werden Bergretter und Hund mit dem Helikopter abgeholt. Quintana und ihre Genossen müssen also auch das Fliegen lernen. Aber das sei meistens das geringste Problem, erklärt Michael und fügt hinzu: „Solange sie raussehen kann, liebt sie das Fliegen.“


Stöbertuch und Leckerlis

Beim Trainieren wird dem Hund, wie im Ernstfall auch, das Stöbertuch umgelegt: Ein Signal für den Hund, dass der Spaß nun warten muss und es an die Arbeit geht. Und auch für alle anderen in der Nähe ist es ein Signal, den Hund jetzt nicht abzulenken.
 
Ob die Einsätze mit Hund einfacher werden, frage ich Michael. Er überlegt kurz: „Man weiß einfach, dass man seinen Partner mit dabei hat. Wenn sie eine Witterung aufnimmt, dann zeigt sie es mir und dann führt das normalerweise auch zum Erfolg.“
 
Quintana ist bei der heutigen Übung ein alter Profi und meistert ihre Aufgabe – eine fremde Person zu finden – ohne Probleme. Während Michael noch den Schnee wegschaufelt, ist sie bereits im Schneeloch verschwunden und beim Verschüttungsopfer. Dafür gibt es zur Belohnung viel Lob, Streicheleinheiten und ein Leckerli. Quintana ist zufrieden – und die Prüfer sind es auch.


Mehr zum Thema: Lawinen

Skitouren Gruppe
Alpinwissen

Gefährliches Halbwissen: 6 Irrtümer über Lawinen

Was tun, wenn die Lawine kommt? Mitschwimmen, davonfahren oder einfach auf den Airbag vertrauen? Bergwelten-Autor Simon Schöpf und Lawinenexperte Walter Würtl korrigieren sechs Irrtümer und Halbwahrheiten zum Thema Lawinen.
Sicherheit & Know How3 Min.
Lawinencamp Safety Days Spielberghaus
Alpinwissen

Lawinen-Notfall: Fürs (Über)Leben lernen

Wer mit den Skiern im freien Gelände unterwegs sein will, muss sich mit Lawinenkunde beschäftigen — Punkt. Unser Redakteur nahm sich das zu Herzen und war bei den Safety Days am Spielberghaus dabei.
Sicherheit & Know How3 Min.
Grafik primärer Suchbereich bei einer Lawine
Alpinwissen

Was bei einer Verschüttung zu tun ist

Wenn eine Lawine Menschen verschüttet, zählt jede Sekunde bei der Rettung. Nach 15 Minuten sinken die Überlebenschancen drastisch. Eine Checkliste, wie man im Notfall richtig reagiert.
Tipps & Tricks2 Min.
Lawine
Alpinwissen

Video: Lawinensicherheit - Gefahrenzeichen

Sicherheitsexperten Walter Würtl und Peter Plattner erklären im Video, auf welche Gefahrenzeichen man unbedingt achten muss und wie man sich in einer Gruppe sicher im Gelände bewegt.
Sicherheit & Know How1 Min.
Skitouren Gruppe
Alpinwissen

Lawinensicherheit: „Das Risiko steigt in der Gruppe“

Lawinensicherheit dreht sich nicht nur um Hangsteilheit und Gefahrenstufen. Wir haben mit den Sicherheitsexperten Peter Gebetsberger und Martin Edlinger von den Naturfreunden Österreich über den „Risikofaktor Mensch“ gesprochen.
Sicherheit & Know How3 Min.
Alexander Stridnig
Berg & Freizeit

Portrait: Der Lawinensprenger

Alexander Striednig löst beruflich Lawinen aus, damit Wintersportler sicherer unterwegs sind. Dabei setzt er manchmal auch sein eigenes Leben für andere aufs Spiel.
3 Min.
Lawine
Alpinwissen

Lawinen: Was du wissen musst. Wie du sie vermeidest.

Glitzerndes Weiß, Tiefschnee, flaumig wie Daunendecken und unverspurte Hänge: Der Winter könnte so viel Spaß machen, wären da nicht die Lawinen. Egal ob man mit Tourenski, Schneeschuhen oder auch zu Fuß im Gelände unterwegs ist – die Gefahr von Lawinen darf man nie außer Acht lassen.Die richtige Ausrüstung und gute Vorbereitung helfen aber, dieses Risiko bestmöglich einzuschätzen. Wir haben daher wichtige Informationen zum Umgang mit der Lawinengefahr und Lawinenerlebnisse gesammelt.Das Hauptaugenmerk sollte hier immer auf der Prävention liegen: Die oberste Priorität ist es, von vornherein keine Lawine auszulösen.
Sicherheit & Know How2 Min.

Anzeige

Anzeige


Mehr zum Thema: Hunde am Berg

Wanderin mit ihrem Hund
Alpinwissen

Partner mit der kalten Schnauze: Tipps fürs Wandern mit Hund

Was Zweibeiner unbedingt wissen sollten, wenn sie mit ihren Vierbeinern in den Bergen unterwegs sind. Plus: Hunderassen, die besonders gern wandern. 
Tipps & Tricks2 Min.
Vierbeiner am Berg: Mit Hund auf der Hütte
Berg & Freizeit

11 pfotenfreundliche Unterkünfte

Mit dem eigenen Hund wandern zu gehen, bereitet nicht nur Herrchen und Frauchen große Freude – auch die Vierbeiner können sich am Berg so richtig austoben. Damit die Tour nicht abends schon wieder enden muss, haben wir für euch besonders hundefreundliche Hütten zusammengestellt.
3 Min.
Heuberg: Wandern mit Hund
Berg & Freizeit

4 Touren für Vierbeiner: Wandern mit Hund in Bayern

Das Abenteuer am Berg ist für Hundebesitzer am schönsten, wenn der geliebte Vierbeiner bei der Tour dabei sein kann. Andrea Obele stellt Wanderungen für Hundeliebhaber in Bayern vor.
2 Min.