Melde dich an und erhalte Zugang zu einzigartigen Inhalten und Angebote!


AnmeldenRegistrieren
Abonnieren

Österreichs erster künstlicher Eisklettergarten eröffnet mit Festival

Menschen

2 Min.

28.01.2016

Foto: Bergführerverein Kals

Anzeige

Anzeige

von Martin Foszczynski

Frostige Kulissen sind im Alpenwinter derzeit Mangelware. Unweit des Matreier Tauernhauses in Osttirol bedeckt trotzdem ein bis zu 50 Meter hoher Eisfall die dahinterliegende Felswand. Wir haben mit dem Macher des ersten künstlichen Eisklettergartens Österreichs gesprochen. An diesem Wochenende wird er mit einem großen Eiskletterfestival eröffnet.

Die Errichtung der eisigen Wintersportanlage auf knapp 1.500 Meter Seehöhe verlangte den Initiatoren und ihrem Team einiges ab: So musste das Wasser aus dem Tauernbach die Felsen hinaufgepumpt und mittels Sprühregen in Eis verwandelt werden.
 
Entstanden ist ein imposanter Eisgarten, auf dessen insgesamt 60 Eisfällen sich Eiskletterer verschiedener Leistungslevels versuchen können. Während es in Österreich einige natürliche Eisfälle gibt – etwa im Salzburger Gasteinertal – handelt es sich hier um eine künstlich angelegte Anlage, eine Neuheit in der Alpenrepublik. Vorteil: es kann auch in kältearmen Wintern geklettert werden.
 


Ein ehrgeiziges Projekt

Schon letztes Jahr hat Vittorio Messini sein Projekt eifrig beworben – unter anderem im Rahmen eines Tiroler Wettbewerbs für Unternehmensgründer. Wir haben mit dem jungen Bergführer gesprochen:
 
Bergwelten: Vittorio, du hattest 120 Sekunden Zeit, um die Jury einer Förderagentur vom Eiskletterpark zu überzeugen. Wie hast du das angestellt?
 
Indem ich ganz ehrlich zu ihnen war (lacht). Die Idee zum Eispark ist mir und meinem Kollegen Matthias Wurzer bei einem Klettertrip in Kanada gekommen. Zurück in Osttirol haben wir dann nach einer geeigneten Location gesucht und sie auch gefunden. Über unseren Verein „Bergsport Osttirol“ konnten wir die Mittel auftreiben, um die wichtigsten Baumaßnahmen zu finanzieren: dazu gehörte die Entforstung und Felsräumung, das Legen der Wasserleitungen und das Einbohren. Mit der Anlage wollen wir nicht nur Einheimischen eine alternative Sportart ermöglichen, sie soll auch viele Gäste nach Osttirol locken, wo im Winter an den zahlreichen Eisfällen oft kaum eine Menschenseele anzutreffen ist. Wir wollen, dass hier ein Eisklettermekka der Ostalpen entsteht, ähnlich wie es das Schweizer Kandersteg für die Westalpen ist!
 
Euer künstlicher Eisfall ist bis zu 50 Meter hoch – was war das Schwierigste an der Realisierung?
 
Die Behördengänge. Die zweitgrößte Herausforderung war dann zweifellos das Befreien der Wand von den Sträuchern, Ästen und losen Steinen, die uns viel mehr Zeit gekostet hat als anfänglich gedacht. Wir mussten eine 350 Meter lange Rohrleitung, die isoliert wurde und mit einer Begleitheizung ausgestattet ist, durch den sehr steilen Wald und ausgesetztes Felsgelände verlegen – das war kein Kinderspiel. Schon nach der ersten Minus-Nacht zerplatzen alle Eisen-Hähne – doch nach mehrmaligem Einfrieren der Leitung wissen wir jetzt, worauf wir aufpassen müssen.
 
Welchen Außentemperaturen hält die künstliche Eiswand stand?
 
Gute Temperaturen zum Vereisen sind unter -10°C, da geht richtig was weiter. Darüber geht es halt eher langsam voran, dafür braucht man nicht so auf das Einfrieren der Leitung aufpassen. Bei -10 und darunter muss man mindestens ein Mal täglich die Hähne kontrollieren. Derzeit wird der Eispark ziemlich auf die Probe gestellt, denn wir hatten bereits die fünfte Nacht mit Plusgraden und etwa 6 bis 7° untertags. Doch die schattige Lage und der frische Wind vom Bach bewirken, dass sich das Eis noch zufriedenstellend hält. Das Wichtigste ist es, das Bach-eigene Wasser vom Eisfall fernzuhalten – denn das frisst bei Plusgraden das Eis unheimlich schnell auf.
 
Worauf freust du dich im Programm des 1. Osttiroler Eiskletter-Festivals an diesem Wochenende besonders?
 
Extremkletterer Beat Kammerlander kommt am Freitag zu uns um einen Vortrag zu halten. Am nächsten Tag können sich dann alle Interessierten am Eisklettern versuchen – kostenlos und sogar mit einem staatlich geprüften Bergführer. Am Sonntag geben Bergführer noch wertvolle Tipps und Tricks und bringen Teilnehmern die zahlreichen Eisfällen rund um das Matreier Tauernhaus näher.

Nähere Infos zum Eisklettergarten und dem Eiskletterfestival (Fr, 29. bis So, 31. Februar 2016) gibt es hier.

Mehr zum Thema Eisklettern auf Bergwelten:
Naturkunde: Wasserfall-Eis
Peter Ortner: 10 heiße Tipps fürs Eisklettern