Die 6 besten Kletter-Spots in Wien
„Urban“ (lat. urbanus): 'zur Stadt gehörend', 'städtisch'. „Bouldering“ (engl. boulder „Felsblock“): Klettern ohne Seil in Absprunghöhe. Kombiniert ergeben die beiden Wörter etwas höchst Eigenartiges: Urban Bouldering.
Es ist ein weltweiter Trend: Kletterer erobern ihre Stadt – und zwar auch außerhalb der Kletterhallen. Wien ist dabei keine Ausnahme. Die neuen Spots heißen nun nicht mehr Totenkirchl, Dachldiagonale und Preinerwand, sondern Döblinger Steg, Flexwand, oder Reichsbrückenpfeiler.
Bergwelten-Doku: Kletterrevier Großstadt
Die Herausforderung dabei sind nicht alpine Gefahren, sondern die Bewältigung höchster Schwierigkeiten auf kleinstem Raum. „Urban Bouldering“ bringt einen neuen Blick auf die Stadt, bestätigt die Topkletterin Andrea Maruna: „Jede Mauerfuge wird zum Griff, jeder Brückenpfeiler zum potentiellen Kletterrevier.“ Die Urban Boulder Crew stellt uns die 6 besten urbanan Boulderprobleme Wiens vor!
1. Döblinger Steg: „Nasenbogen“
Beliebt auf Bergwelten
- Der Nasenbogen ist sicherlich die klettertechnisch anspruchsvollste Route am Döblinger Steg.
- Über gute Aufleger geht es zur Crux in der Mitte des Bogens. Wie es Bernd Zangerl vorzeigt, kann man diese Stelle elegant mit einem hohen Hook lösen. Trotzdem sind die beiden Griffe rechts und links neben der Figur nicht die besten.
- Unbedingt einige Crashpads verwenden und gut spotten! Der Bogen ist höher als er aussieht!
2. Flexwand: „Machete“
Auch beliebt
- Die Route „Machete“ ist der große Bruder des Klassikers „The Knife“. Von ihr lässt man den ersten und den letzten Griff weg und erhält diesen zweigriffigen, messerscharfen Highboulder.
- Die erste scharfe Leiste (der die Route ihren Namen verdankt) erreicht man nur dynamisch vom Boden aus. Zum Seitgriff am übernächsten Block zieht man nachdem man die Füße höher gebracht hat. Dann lehnt man sich komplett in den Seitgriff, steigt hoch an und zieht beherzt zur Kante hinauf. Ein echter Leckerbissen für Leute mit starken Nerven.
- Diese durchaus reizvolle Route hielt für das Finale vom Urban Boulder Cup 2011 her - unbedingt nur mit Crashpad und Spottern ausprobieren!
3. Flexwand: „Side by Side“
- Die Route „Side by Side“ bei der Flexwand ist ein lecker-technisches Schmankerl.
- Der Einstieg ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, mit beiden Händen an einem Seitgriff. Dann geht es gleich weiter mit einer Folge von weiteren Seitgriffen nach rechts oben, bis man beim letzten Griff angelangt ist. Diese Mini-Leiste muss man mit der linken Hand halten, das Gewicht nach rechts bringen und mit Schwung nach oben zur Kante schnappen.
- Nur die einzelnen Seitgriffe sind erlaubt. Keine Fugen! Alles steigen. Crashpad empfohlen!
4. Handelskai: „Hole in One“
- Diese Route wurde von Jef und seiner Crew bei den Dreharbeiten für den Film „Project Episode“ 2013 ausgebouldert. Leider mussten die Jungs das Projekt unabgeschlossen sein lassen. Beim Urban Boulder Cup im darauffolgenden Jahr war es dann endlich so weit. Mit Unterstützung vieler guter Kletterer und einer guten Auspolsterung ist Jef beim Cup als einziger ein Durchstieg dieser extra-harten Route gelungen (Video).
- Routenbeschreibung: Höhe ca. 5m, ein Untergriff (ganz ok), ein zweieinhalb-Fingerloch (weniger ok), eine Seitleiste (gar nicht ok).
5. Pier 9: „Urban-West-Verschneidung“
- Die „Urban-West-Verschneidung“ ist eine Variante der Route „Mama“.
- Der Einstieg geht über zwei kleine Leisten hoch zu einer weiteren kleinen Ziegelleiste direkt am Bogen.
- Danach klettert man über den Bogen zum Mittelstein und zieht dann hoch zur Blechkante. Unbedingt mit Crashpad sichern!
6. Reichsbrückenpfeiler
- Am Reichsbrückenpfeiler fand im Jahr 2013, 2015 und auch 2016 der Urban Boulder Cup statt. Bei tollem Wetter und gemütlicher Stimmung haben sich die Kletterer und KlettererInnen abwechselnd mit dem Tretboot zu den Routen an der Wand des Pfeilers bringen lassen. Zurück wurde geschwommen.
- Natürlich kann man am Pfeiler auch klettern, wenn man gerade kein Boot hat oder mieten möchte. Im Sommer trocknen die Schuhe recht schnell in der Sonne und man kann herrlich über dem Wasser traversieren oder ein paar härtere Züge ausprobieren, bis man wieder im kühlen Nass landet.
- Achtung! Es gibt zwei Reichsbrückenpfeiler in der Neuen Donau (keine Strömung), aber auch einen Pfeiler in der fließenden Donau. Hier auf keinen Fall bouldern! Neben der Strömung gibt es regen Schiffsverkehr! Bei der Neuen Donau neben der Copa Kagrana ist es sowieso viel gemütlicher.
Die Routen sind eine Auswahl aus dem Guide „Vienna Walls - The Urban Boulder Book“. Topo-Fotos: Sebastian Wahlhütter.
Der Guide im Taschenbuchformat präsentiert 105 Boulderrouten zwischen dem 4. und 9. Schwierigkeitsgrad an den „Vienna Walls“, mit Fotos, Topos und Routenbeschreibungen penibel genau dokumentiert. Neben vielen Routen an Steinwänden gibt es auch Boulder an Stahlstrukturen und an Betonwänden. Neben den Routenbeschreibungen gibt es im Buch auch eine kleine Doku zur Wiener Urban Boulder Szene mit Rückblick auf deren Anfänge in den 1990er Jahren. Der Guide ist in Kletterhallen und -shops in Wien und per Post über pipe@urban-boulder.com erhältlich.