Was ist Mixed-Klettern?
Foto: ulligunde.com
von Simon Schöpf
Spielarten des Kletterns gibt es viele: Bouldern in Absprunghöhe, Sportklettern am Fels, Eisklettern am Wasserfall. Die Nuancen sind sogar noch weit vielfältiger: zum Beispiel lassen sich Fels und Eis in ein und derselben Route kombinieren. Willkommen in der Welt des Mixed-Kletterns.
Eigentlich ganz einfach: Wie der Name schon erahnen lässt, ist Mixed-Klettern die Kombination aus Sportklettern und Eisklettern. Weniger einfach ist allerdings die effektive Fortbewegung in einem solchen „mixed- oder kombinierten Gelände“: In der Regel verwendet man – wie beim Eisklettern – Steigeisen und Eisgeräte für den Halt in der Vertikalen. Gut, vertikal ist für schwierigere Mixed-Routen meistens untertrieben – sind doch oft starke Überhänge oder gar riesige Höhlen das Revier des fortgeschrittenen Mixed-Kletterers.
Evolution einer Sportart
Klettern in kombiniertem Gelände ist so alt wie das Bergsteigen selbst – kommt ab einer gewissen Höhe doch meistens unweigerlich Eis ins Spiel. Aus der Entwicklung des Eiskletterns in den 70er Jahren ging dann das moderne Mixed-Klettern hervor, eingeleitet durch eine mittlerweile ikonische Route: Jeff Lowe kletterte 1994 die „Octopussy“ (M8) in Colorado und gilt damit als „Erfinder“ der Sportart.
Der Amerikaner war der erste, der seine Eisgeräte auch auf Fels platzierte: Damals so ungewöhnlich wie heute Skifahren auf Gras. Diese Technik, die Herr Lowe vor gut 20 Jahren etablierte, ist heute weitum als „drytooling“ bekannt. Dry, weil er am Ende des Wasserfalls auf „trockenem“ Fels einfach weiterkletterte, und tooling, weil er dafür seine Eisgeräte und Steigeisen („tools“) einsetzte. Auch in Europa etablierte sich die Sportart schnell und Protagonisten wie Robert Jasper („Flying Circus“ M10, Breitwangflue, CH, 1998), Alfred Leichtfried („Game Over“, M13, Dryland bei Innsbruck und „Illuminati“ M11+/WI6+ im Langetal, 2005) und Ines Papert („Into the Wild“ M12, Kanada) pushten die Limits des bisher Machbaren.
Schwierigkeitsskala & Ausrüstung
M8? M11+/WI6+?! Für das Eis- und Mixed-Klettern gibt es einige verschiedene Skalen. Grundsätzlich sollte man immer bedenken, dass die Schwierigkeiten je nach Eisbildung, Sonneneinstrahlung und Temperatur stark variieren können.
Bei der M-Skala steht „M“ einfach für „Mixed“, die darauf folgende Zahl beschreibt die Schwierigkeit. Bis jetzt reicht die Skala von M1 bis M14, wobei nach oben hin kein Limit gesetzt ist. „WI“ steht für „Water Ice“ und ist die gängige Eiskletterskala, von WI1 (kompaktes und flaches Eis, gut abzusichern) bis WI7 (freihängende Eissäulen, schlecht zu sichern). Mit + und - können jeweils noch feinere Abstimmungen vorgenommen werden (zB. WI6+). Alles klar?
Auch bei der Ausrüstung hat sich das Mixed-Klettern mittlerweile spezialisiert: Während leichtere Mixed-Routen mit festen Bergschuhen samt aufgeklippten Steigeisen geklettert werden, gibt es für die Profis leichte Schuhe mit fix integrierten Zacken. Moderne Eisgeräte sind gekrümmt und bieten mehrere Griffpositionen für Griffwechsel, Handschlaufen werden meist nicht angebracht.
Mehr zum Thema Eisklettern
Peter Ortner: 10 Tipps fürs Eisklettern
Hart wie Fels: Wasserfall-Eis
Die totale Freiheit: Eisklettern in Kanada
- Anzeige
- Alpinwissen
5 Gründe fürs Indoor-Bouldern
- Anzeige
- Berg & Freizeit
Simon Messner: Hartnäckigkeit macht sich bezahlt
- Berg & Freizeit
Simon Messner: Dieser eine Moment