(5) Kitzbüheler Alpen: Skitourenjuwel und Freeride-Mekka
Warum die Kitzbüheler Alpen eine Einladung zur Rastlosigkeit sind und man sich dort unbedingt mobil halten sollte. Teil 5 des Skitouren-Tagebuchs: Aus Hopfgarten im Brixental über die Kelchsau bis nach Fieberbrunn.
Es gibt Orte, da lohnt sich der stationäre Aufenthalt kaum. Nicht etwa weil es dort nicht schön wäre. Sondern weil es in nächster Umgebung genauso schön ist. Die Kitzbüheler Alpen sind so ein Ort. Sie sind eine Einladung zur Rastlosigkeit. Man sollte sich dort mobil halten und zu diversen Erkundungsstreifzügen ausschwärmen. Denn hier liegt ein Skitourenjuwel versteckt, dort ein Freeride-Eldorado – erleichtert durch die Infrastruktur gleichermaßen großer wie moderner Skigebiete.
Eldorado im Tiroler Unterland
Sanfte Hügel und weite Hänge. Das klingt zunächst einmal unaufgeregt, eröffnet aber unzählige Möglichkeiten. Auf den Grasbergen der Kitzbüheler Alpen kann man schon bei wenig Schnee tolle Varianten fahren und – natürlich: zu lohnenden Skitouren aufbrechen. Dieses Problem stellt sich dieses Jahr aber ohnehin nicht. „So eine Abfahrt hat man nur ein Mal in fünf Jahren“, strahlt Christian Achrainer von Vertical Movement übers ganze Gesicht.
Der Bergführer und Bauleiter spricht von unserer Skitour auf die Schneegrubenspitze (2.229 m) in der Kelchsau, einem Tal, das sich die Bezeichnung als „absolutes Skitouren-Eldorado im Tiroler Unterland“, wie Christian schwärmt, redlich verdient hat. Er wohnt selbst erst seit rund einem halben Jahr hier, ursprünglich kommt er aus Westendorf im Bezirk Kitzbühel.
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Die Kelchsau liegt unberührt wie ein verstecktes Juwel in den Kitzbüheler Alpen – und das keine 10 Minuten entfernt von Hopfgarten im Brixental, der Pforte in die SkiWelt Wilder Kaiser. Und die darf sich mit 284 Pistenkilometern zu einem der größten Skigebiete Österreichs zählen. 90 Bahnen und 77 Hütten – und dicht daneben: Idylle pur in der Kelchsau, im Revier der Skitourengeher.
Die Schneegrubenspitze zählt zu den Skitourenklassikern in der Kelchsau. Zurecht! Die Tour vereint alles, was es für ein gelungenes Erlebnis am Berg braucht: Zunächst lieblich, dann durchaus formvollendet im alpinen Erlebnis – ohne je dramatisch steil zu werden. Forststraße, Almen, Gelände, phänomenales Gipfelpanorama.
Und dann, der Höhepunkt: die Abfahrt über den rund 35 Grad steilen Nordhang. Zwei Zutaten sind maßgeblich für dieses „Mega-Erlebnis“, wie Christian es nennt – immer noch mit Herzchen in den Augen. Zum einen: der stabile Schneedeckenaufbau der heurigen Saison, zum anderen: feinster Pulver. Es ist zum Jauchzen schön.
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Zum Jauchzen schön ist es auch in Fieberbrunn. Einem weiteren Skigebiet von beachtlicher Größe, rund 50 Minuten Fahrzeit vom beschaulichen Hopfgarten im Brixental entfernt. 270 Pistenkilometer und – zumindest bis zum Anschluss 2015/16 an den Skicircus Saalbach-Hinterglemm-Leogang-Fieberbrunn – in internen Kreisen als das „bestversteckte Skigebiet Österreichs“ bekannt.
Und hier muss man für die Pulverträume nicht erst 1.000 Höhenmeter im Anstieg bewältigen. Denn Fieberbrunn ist das Mekka der Freeride-Freaks. Das hügelige Gelände der Kitzbüheler Alpen verspricht hier schon bei wenig Schnee verschiedenste Abfahrtsmöglichkeiten – auf einer beachtlichen Dichte an nordseitig ausgerichteten Hängen. Unzählige Varianten locken in nächster Nähe zum Skigebiet.
Nicht umsonst macht hier auch die Freeride World Tour Halt. Es ist der einzige Austragungsort im deutschsprachigen Raum. Schauplatz ist der Wildseeloder, ein beeindruckender Berg, der es stellenweise auf eine unglaubliche Steilheit von über 65 Grad bringt. Einer, der dazu beigetragen hat, die weltbesten Freerider hier zu versammeln, ist Richard Mayrl. Gemeinsam mit Markus „Mister Freeride“ Kogler leitet er die Bergsportschule FUN Connection.
Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Freeride World Tour nun fixer Bestandteil der Wintersaison in Fieberbrunn ist. Und auch Richard hält sich mit Liebesbekundungen nicht zurück: „So einen Schnee wie heute gibt es nur ein Mal im Winter“. Windstill. Sonne. Es schneit. Das Ergebnis? „Fluffiger, total lockerer Pulver“. Und Richards Augen blitzen.