Auf Buiräbähnli Safari – Drei Tage rund um Engelberg
Foto: Lea Hajner
von Lea Hajner
Wer hat nicht schon davon geträumt: eine Mehrtageswanderung mit Liftunterstützung? In Engelberg wird der Traum auf der „Buiräbähnli-Safari“ wahr. Lea Hajner war für Bergwelten unterwegs und hat sich die nostalgischen kleinen Bergbahnen der Bauern, die „Buiräbähnli“, genauer angesehen.
Eine Rundwanderung bei der man die privaten Seilbahnen der Bergbauern zur Unterstützung verwendet? Genial. Und wer hat’s erfunden? Die Schweizer natürlich.
Mit Hilfe der kleinen Seilbahnen kommen nicht nur die Bauern (schwz. Buirä) schneller ans Ziel, sondern auch die Wanderer. In zwei bis drei Tagen wandert man so in 20 Stunden reiner Gehzeit über mehrere Berge, vorbei an urigen Hütten und glasklaren Bergseen. Bis auf ein paar Hotspots ist man dabei mit etwas Glück selbst zur Hochsaison im Sommer fast alleine unterwegs.
Erster Tag
Zingel – Lutersee - Eggendössli
Wir sind bereits am Vorabend angereist und haben eine Nacht im Zentrum von Engelberg verbracht, sodass wir den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück im altehrwürdigen Hotel Bellevue Terminus direkt am Bahnhof starten. Genau hier beginnt auch die Rundwanderung: Das erste Wegstück verläuft entlang der Straße, die wir aber bald verlassen, um über Wiesen und Wälder zur Alp Zingel aufzusteigen. Dabei kommen wir kurz vom Weg ab und begegnen ein paar neugierigen Kühen, vor denen wir uns mit einem eleganten Sprung über den Zaun „in Sicherheit“ bringen – in Zukunft werden wir die Wegweiser noch aufmerksamer lesen. Und dabei ist hier in der Schweiz alles bestens ausgeschildert.
Den glasklaren Lutersee lassen wir links liegen, um rechtzeitig bei der ersten Bergbahn anzukommen. Vom Eggendössli soll es runtergehen auf die Rugisbalm und von hier nach Mettlen. Die Seilbahnstation haben wir schnell gefunden, doch hier wartet kein Liftwart oder jemand ähnliches auf uns. Also schieben wir die Holztür vorsichtig auf und entdecken eine kleine Kabine, die bereits auf Fahrgäste wartet. Da bei den umliegenden Häusern niemand anwesend scheint, steigen wir kurzerhand in die Kabine und nehmen den Telefonhörer in die Hand.
Ein kurzes Telefonat später setzt sich die Bahn in Bewegung und wir fahren in Richtung Tal. Beim Umstieg ist die Bäuerin höchstpersönlich vor Ort und wünscht uns eine gute Wanderung.
Diesmal geht es über steile Klippen bis ganz ins Tal hinab. Ein paar Kilometer entlang des Flusses sind es nun noch bis zur Bahnstation. Bis der nächste Zug kommt, kühlen wir die Füße im Fluss und genießen die Mittagspause.
Es sind nur wenige Stationen mit der Bahn und mit dem Bus, dann stehen wir auch schon vor der nächsten Seilbahn. Diesmal ist es eine größere Bahn, die das Personal für uns in Betrieb nimmt. Es geht von Fell zur Chrüzhütte auf die Bannalp, ein alpines Hochtal mit idyllischem Bergsee.
Übernachtung auf der Alpe Oberfeld
Wir spazieren um den wunderschönen Bannalpsee, bevor wir das letzte Wegstück zur Alpe Oberfeld hochwandern. Zeitgleich mit uns kehren die Ziegen von ihrem Weidegang zurück auf die Alpe. Es herrscht voller Betrieb, die Tiere müssen gemolken und versorgt werden – unser Abendessen muss erstmal warten. Bis auf ein pensioniertes Schweizer Ehepaar sind wir heute die einzigen Gäste und essen alle gemeinsam mit den Älplern an einem Tisch im Freien. Ich ernte Kopfschütteln von allen Seiten als ich die prächtigen Älplermagronen mit meiner Kamera ins Versier nehme. Der Topf ist randvoll und dampft nur so. Auf den schmalen Penne-Nudeln zerfließt das frische Schlagobers, während der Käse und die knusprigen Zwiebeln für den richtigen Mix sorgen. Zwischen die Nudeln haben sich hier und da Kartoffelstücke verirrt, die herrlich mit der Beilage –einem saftigem Apfelmus – harmonieren. Trotz Buiräbähnli-Unterstützung auf der Wanderung ist mein Hunger doch bärig groß.
Nach dem Abendessen holt Sepp, der Älpler, sein Alphorn hervor und spielt ein paar Töne. Es dauert keine Minute bis die beiden Schweizer sich dazu gesellt haben und einen Jodler anstimmen, der von der mächtigen Felswand wiederhallt. Es könnte nicht kitschiger sein und auch wenn die Töne vielleicht nicht alle perfekt zusammenpassen, passen sie dennoch genau hierher.
Zweiter Tag
Alpe Oberfeld – über den Walenpfad zur Brunnihütte
Walenpfad: Das Schweizer Bergbahnerlebnis
Der Sonnenaufgang ist zwar von Wolken verhangen, dafür ist das Vormittagslicht am ersten Stück des Weges umso schöner. Wir werfen einen letzten Blick zurück auf den Bannalpsee, bedauern es bei der Hitze keinen ganzen Laib Käse von der Alpe mittragen zu können und wandern weiter den Höhenweg entlang. Hier ist deutlich mehr los, kein Wunder. Der Weg ist wunderschön und verläuft immer wieder an Aussichtspunkten vorbei.
Bei der Brunnihütte angekommen, legen die ersten Familien bereits ihre Grillwürste auf den bereitgestellten Grillrost. Doch auf uns wartet noch ein kleines Highlight bevor wir uns auch etwas zu essen gönnen werden: Wir hatten die letzten Tage unser Klettersteigset im Rucksack dabei gehabt und nun ist endlich der Zeitpunkt gekommen es auszupacken.
Hartgesottene Kletterer steigen in den Zittergrad Steig senkreicht in die Mauer (Schwierigkeitsstufe C/D), alle anderen begnügen sich mit dem Brunnistöckli (B). Beide Wege treffen sich im oberen Teil. Dann steigen wir wieder zum kleinen Härzlisee ab und springen ins eiskalte Wasser. Eine herrliche Erfrischung und der perfekte Abschluss unserer Wanderung. Denn jetzt steht uns nur mehr die Fahrt ins Tal bevor, dank Sessellift und Seilbahn eine kurzweilige und knieschonende Angelegenheit.
Infos
Der Buiräbähnli Pass
Der Bähnli-Pass beinhaltet 5 Buiräbähnli im Engelbergertal:
- Zälgli - Brändlen
- Oberalp - Diegisbalm
- Diegisbalm - Wolfenschiessen
- Geissmattli - Büelen
- Eggendössli - Rugisbalm - Mettlen
Preis: CHF 28.00
Nicht im Preis inbegriffen sind die Brunnibahnen (inkl. Sessellift) werden auf der Wanderroute nur als Alternative vorgeschlagen, müssen aber separat bezahlt werden.
Alle weiteren Infos zu den Buiräbähnli findet ihr hier.