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Picknick mit Bären? Wandern im Glacier Nationalpark in Montana

Reise

3 Min.

02.01.2017

Foto: Lea Hajner

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von Lea Hajner

Der viertgrößte Nationalpark der USA wirbt mit Bergseen, einsamen Gipfeln, Bergziegen, Adlern und Bären. Von den 2,3 Millionen Besuchern fahren jedoch die meisten nur eine Straße entlang und vertreten sich ab und zu am Wegrand die Beine. Dabei gäbe es soviel mehr zu entdecken.
 

„Kennt ihr euch aus mit den Bären?“ fragt der junge Ranger beim Check-in zum St. Mary Camping Platz. Zögerlich schütteln wir den Kopf und er reicht uns eine Ratgeber-Liste für den sicheren Bärenkontakt. „Wir hatten in den letzten Wochen jede Nacht einen Bären am Platz… und vor einer halben Stunde ist einer beim Eingang vorbeispaziert!“
 
Wir schlucken.
 
Gut, es gibt sie also doch. Von den 750 Grizzlybären im Park haben wir bisher noch keinen gesehen. Nun scheint die Chance, bzw. das Risiko, also ziemlich groß und ich fixiere den Bear Spray an meinem Gürtel. Nur für den Fall der Fälle.
 
Der tritt aber vorerst leider – oder gottseidank – nicht ein. Weder beim Fischen an der Flussmündung zum See, noch bei diversen Wanderungen.
Am ersten Tag im Nationalpark haben wir all das gemacht, was alle hier zu machen scheinen: Die Going-to-the-Sun-Road abfahren, in Pull Outs die Kamera zücken oder aus dem Fenster Fotos knipsen und ab und zu ein paar Schritte oder auch eine Stunde lang einen Wanderweg entlang gehen. Besonders beliebt dafür ist der Logan Pass (2.026 m), von dem ein gut ausgebauter Weg zum Hidden Lake führt.
 
Die natürliche Selektion der Wandergäste nach Fitness-Level tritt hier recht schnell ein und so sind wir bei der ersten Begegnung mit einer Bergziege samt Jungen fast alleine. Ihr weißes flauschiges Fell lässt sie wie von einem anderen Planeten erscheinen. Direkt hinter ihr offenbart sich uns der Blick auf den Hidden Lake, neben dem Avalance Lake eins der beliebtesten Wanderziele im Park.
 

Von den 1850 aufgezeichneten 150 Gletschern sind heute nur mehr 25 übrig. Alle davon gut versteckt im Nationalpark, den die Blackfeet Indianer vor seiner Erschließung als Rückgrat der Welt bezeichneten. Die schwindenden Gletscher haben eine Landschaft mit tiefen Kesseln, wunderschönen Tälern und bis zu 3.200 m hohen Gipfeln hinterlassen. Einer von ihnen sticht hervor: der Tripe Divide Peak gilt als Wasserscheidepunkt. Von hier fließt das Wasser in drei Richtungen – in den pazifischen Ozean, in den atlantischen Ozean und den Golf von Mexiko. Die Krone des Kontinents, wie man den Berg hier gerne bezeichnet.
 
Wir haben nicht mehr allzu viel Zeit bevor wir unseren Road Trip fortsetzen müssen, und so entscheiden wir uns für den Iceberg Lake, in dem selbst im Hochsommer noch Eisschollen treiben. Die Wanderung ist lange, aber der Anstieg durchgehend sanft. Das Ziel einsam, kühl und wunderschön.
 
Vor der Weiterreise machen wir noch einen Abstecher an den Bowman Lake, der nur über eine Schotterstraße erreichbar ist. Frühmorgens liegt der See noch im Nebel und ist spiegelglatt. Ich wünsche mir mehr Zeit. Und doch noch einen Bären, vielleicht keinen Grizzly sondern einen Schwarzbären. Aber dafür werde ich wohl wieder kommen müssen.
 


Nützliche Wander-Infos: Glacier Nationalpark

  • Für Wanderungen mit Übernachtung auf einem der 65 ausgewiesenen Camping Plätzen braucht man ein Backcountry Permit, das es beim Eingang des Nationalparks bekommt. Einfach irgendwo campen ist streng verboten. Die großen Campingplätze sind schnell voll, man kann aber leicht vorher online reservieren.
  • Die Hauptsaison geht von Mitte Juni bis Mitte August, auf der Going-to-the-Sun Road ist allerdings auch davor und danach viel los. Am besten weicht man aus indem man genügend Zeit mitbringt für eine Fahrt nach Many Glacier, Two Medicine oder North Fork (wo momentan die Wolfpopulation verstärkt zurückkehrt). Wanderkarten gibt es am Eingang und in den Visitor Center, für Tageswanderung reicht in den meisten Fällen die gratis Zeitung „Day Hikes in Glacier“.  
  • Der Eintritt in den Park kostet pro Fahrzeug (egal wie viele Insassen) 25USD. Öffentlich ist dieser Nationalpark - als einer der wenigen in den USA - auch gut erreichbar mit dem Amtrak Zug bis West Glacier oder East Glacier. Im Park verkehren regelmäßig rote Busshuttles.

 


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