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Leitfaden

So verhältst du dich richtig, wenn du beim Wandern einem Bären begegnest

• 20. August 2024
3 Min. Lesezeit

Die Wahrscheinlichkeit, in den Alpen einem Braunbären zu begegnen, ist sehr gering. Doch was tun, wenn der Ernstfall eintritt? Acht Praxistipps.

Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich: Beim Wandern in den Alpen auf einen Braunbären zu treffen
Foto: Adobe Stock/Henk Bogaard
Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich: Beim Wandern in den Alpen auf einen Braunbären zu treffen
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In Europa beschränkt sich der Lebensraum von Braunbären hauptsächlich auf Bergwälder und dicht bewachsenes Gebiet. Die größten Bärenpopulationen Europas findet man in den Karpaten, vor allem in Rumänien, und in Russland. Im Alpenraum gibt es im Trentino und in Slowenien die meisten Bären. Von dort wandern sie mitunter nach Österreich und andere Nachbarländer weiter.

Ein Zusammentreffen mit den Wildtieren beim Wandern, Mountainbiken, Bergsteigen oder Klettern in den Alpen ist sehr unwahrscheinlich, da Bären grundsätzlich scheue Tiere sind und Menschen meist aus dem Weg gehen. Falls es zu einer Begegnung kommt, lautet die wichtigste Regel: ruhig bleiben und nicht in Panik verfallen.

Wichtig: Jeder Bär verhält sich individuell. Die folgenden Empfehlungen bieten eine allgemeine Orientierung, um zur Sicherheit bei Bärenbegegnungen beizutragen.

1. Bären meiden Menschen

Bären haben einen ausgezeichneten Geruchs- und Gehörsinn. In den meisten Fällen nehmen sie Menschen frühzeitig wahr und ziehen sich zurück. Hält man sich in Bärengebiet auf, sollte man am besten in der Gruppe oder mindesten zu zweit unterwegs sein. Während der Wanderung kann man sich durch lautes Sprechen, Singen oder regelmäßiges Klopfen mit den Wanderstöcken gegen Baumstämme bemerkbar machen. So haben Bären die Möglichkeit, sich noch vor einem Aufeinandertreffen zurückzuziehen. Außerdem kann man das Risiko einer Bärenbegegnung minimieren, wenn man auf ausgeschilderten Wegen bleibt und dichtes Gebüsch meidet.

2. Folge niemals einer Bärenspur

Entdeckt man Bärenspuren im Schnee oder Schlamm, sollte man umkehren oder seine Route ändern. Eine Begegnung mit einem Bären, insbesondere mit einer Mutter und ihren Jungen, kann gefährlich werden.

3. Lass keine Abfälle zurück

Bären lernen schnell, sich an Futterquellen zu gewöhnen. Deshalb ist es wichtig, keine Abfälle auf Rast- und Grillplätzen oder in der Natur zu hinterlassen. Bären, die regelmäßig menschliche Nahrungsreste finden, verlieren ihre Scheu und können sich menschlichen Siedlungen nähern.

4. Hunde an die Leine nehmen

In Bärengebieten sollte man Hunde immer an der Leine führen. Sie können einen Bären nämlich mitunter wittern, seiner Spur folgen und ihn aufschrecken. Laufen die Hunde zu ihrem Menschen zurück, kann der Bär ihnen folgen.

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Foto: AdobeStock/Tom Fenske
Die vermutlich gefährlichste Situation ist die Begegnung mit einer Bärin, die Jungtiere hat
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5. Jungbären sind nie allein

Wenn man Jungbären sieht, ist ihre Mutter mit aller Wahrscheinlichkeit in der Nähe und bereit, den Nachwuchs zu verteidigen. Deshalb: Umkehren und die Situation langsam verlassen. Niemals sollte man sich zwischen ein Jungtier und seine Mutter stellen.

6. Verhalten im Falle einer Begegnung

Sollte man tatsächlich einem Bären begegnen, ist das Wichtigste: Ruhe bewahren.

  • Ist der Bär weit entfernt (> 100 m), stehen bleiben und sich dem Tier keinesfalls nähern – auch nicht, um es besser beobachten oder fotografieren zu können. Je nachdem, ob man die Wanderung fortsetzen möchte, sollte man abwarten bis der Bär weggeht, Umgehungsmöglichkeiten prüfen oder umkehren und sich langsam entfernen. Sollte sich der Bär nähern, unbedingt mit Geräuschen auf sich aufmerksam machen.

  • Bei Begegnungen mit Bären auf geringerer Distanz (< 80 m) sollte man ebenfalls ruhig stehen bleiben und dem Bären durch ruhiges Sprechen und langsame Armbewegungen auf sich aufmerksam machen. Auf keinen Fall weglaufen oder Steine oder Stöcke nach dem Bären werfen. Anschließend langsam – nicht hektisch und schnell – vom Bären zurückziehen und ihn dabei im Blick behalten. Während der ganzen Begegnung mit ruhiger Stimme sprechen. Wichtig: Der Bär sollte in jedem Moment einen Fluchtweg offen haben.

Gut zu wissen: Richtet sich ein Braunbär auf, stellt das kein aggressives Verhalten da. Das Wildtier will sich dadurch lediglich einen besseren Überblick über die Situation verschaffen.

7. Verhalten im Falle eines Angriffs

Für den Fall, dass der Bär näher kommt oder angreift: Sich in Bauchlage auf den Boden legen oder kauern, Kopf und Nacken mit den Händen schützen und sich tot stellen. Trägt man einen Rucksack, kann dieser zum Schutz des Rückens verwendet werden. Im Normalfall schnüffelt der Bär nur und zieht dann weiter. Sobald der Bär weit genug weg ist, kann man sich langsam entfernen. Dabei unbedingt weiterhin aufmerksam bleiben!

Gut zu wissen: Häufig handelt es sich bei Angriffen um sogenannte „Scheinangriffe". Dabei läuft der Bär auf den Menschen zu und hält wenige Meter vor dem Menschen an, dreht ab und rennt davon. Scheinattacken enden in der Regel ohne Körperkontakt. Es ist meist schwierig zu erkennen, ob es sich um einen Scheinangriff handelt oder nicht. Wenn du dich tot stellst, bevor es zum Kontakt kommt, zeigt es dem Bären, dass von dir keine Gefahr ausgeht.

8. Begegnungen melden

Falls man im Alpenraum einen Bären sieht, sollte man umgehend die zuständigen Behörden informieren. Das hilft, zukünftige Begegnungen zu minimieren und die Sicherheit aller Bergsteigerinnen und Wanderer zu gewährleisten.

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