Die Zwerge von Forstegg
Die Burg Forstegg (auch: Forsteck) in der Gemeinde Sennwald im Kanton St. Gallen wurde um 1200 von den Freiherren von Sax errichtet – heute ist sie nur noch als Ruine erhalten. Einer alten Sage nach gelangte ein junger Freiherr einmal durch den Brunnenschacht in den Hof der Burg – davor erblickte er eine wundersame Goldhöhle und Zwerge mit langen Bärten.
- Gebirge: Appenzeller Alpen
- Ort: Sennwald, Salez, Kanton St. Gallen
Als einmal ein junger Freiherr von Sax im nahen Walde jagte, bemerkte er plötzlich eine Höhle, in die er neugierig eintrat. Nachdem er in dem weiten, düsteren Gang mehrere hundert Schritte zurückgelegt hatte, sah er vor sich eine feste eiserne Türe, die er nach kurzem Zögern vorsichtig aufstieß.
Blendender Glanz traf sein Auge; er blickte in eine ungeheure, weite Halle, deren Wände von reinstem Gold waren. Hunderte von kleinen Zwerglein mit langen Bärten und braunen Röcken waren eifrigst damit beschäftigt, Goldstücke von den Wänden loszulösen, in Körben zur Mitte der Halle zu tragen und dort in einen mächtigen Schmelzofen zu schütten, aus dem das geschmolzene Metall in schmale Rinnen abfloss.
Wohl eine Viertelstunde hatte der junge Freiherr den seltsamen Bergleuten zugeschaut; da musste er plötzlich niesen. Sogleich gerieten die Zwerge in Unruhe und liefen drohend durcheinander. Ein Donnerschlag erschütterte die Halle, und der Jüngling fühlte sich von einer ungeheuren Kraft fortgerissen, durch Felsenklüfte geschleudert und in ein Wasser geworfen. Ein spärlicher Lichtschimmer fiel von oben in die schauerliche Tiefe, in der er sich befand. Aber ehe er sich besinnen konnte, kam ein Wassereimer von oben herab. Ohne viel nachzudenken setzte er sich darauf und wurde sogleich langsam, aber stetig emporgehoben. Bald darauf befand er sich im Hof des Schlosses Forsteck, neben einem tiefen Sodbrunnen und gegenüber einer alten Küchenmagd, die ihn unbeabsichtigt heraufgezogen hatte. Sie war erstaunt und konnte es gar nicht fassen.
Seitdem hat nie wieder jemand die wunderbare Goldhöhle gesehen; aber oft hörte man im Juli und August in der Gegend um Forsteck helle Töne, ähnlich dem Klingeln von Pferdeglöckchen beim Schlittenfahren, die man das Bergklingeln nannte. Manche sagen, sie entstehen, wenn die Bergzwerglein das Gold von den Wänden abmeißeln und auf den Boden fallen lassen. Oder aber auch, wenn sie in ihren Gemächern unter der Oberfläche Musik machen.
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(Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 87; www.sagen.at)
Die Sage heute: Die Burg Forstegg, die um 1200 zur Absicherung des Besitzes der Freiherren von Sax im Rheintal errichtet wurde, begann im 19. Jahrhundert zur Ruine zu zerfallen. Heute ist von der einst mächtigen Burganlage nur noch der Stumpf eines sechseckigen Turms erhalten. Er wurde auf einem 10 m hohen Felsblock errichtet. Tatsächlich stand die Burg auf den Trümmern eines vorhistorischen Bergsturzes.
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