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Der Stier von Uri

Wissenswertes

2 Min.

18.05.2017

Foto: Switzerland Tourism - BAFU

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Bis heute ziert ein Ochsenkopf mit ausgestreckter Zunge und Nasenring das Wappen des Schweizer Kantons Uri. Um den „Uristier“ rankt sich eine so schöne wie wilde Legende.

  • Gebirge: Urner Alpen
  • Ort: Attinghausen, Surenalp

Auf der Surenenalp lebte einst ein blutjunger Schafhirte namens Urs. Die weite Alp gehörte dem Kloster Engelberg und trug ihm fette Einkünfte ein. Zuweilen schlachtete der Schäfer ein Schaf und trug sein Fell ins Urnertal.

Eines Tages zogen fremde Männer aus dem Welschland durch das Urnertal. Sie trieben außergewöhnlich schöne, hellhaarige Schafe vor sich her, wie sie der Hirtenbub noch nie gesehen hatte. Besonders ein kleines, schneetaubenweißes Lämmlein gefiel ihm. Er bat die Männer flehentlich es ihm zu schenken – schließlich willigten sie ein. Er kehrte mit seinem Lämmlein auf die Surenalp zurück und wich ihm nicht mehr von der Seite. Eines Tages beschloss er gar, es mit echtem Taufwasser aus einer Kirche zu taufen.

In dem Moment zog ein kohlschwarzes Unwetter mit Blitz und Donner herein und die Erde zitterte. Als sich der Junge besorgt nach dem Lämmlein umsah, stand stattdessen ein entsetzlich schwarzes Ungeheuer in den Alpenrosen. Zu Tode erschrocken wollte er davonlaufen, doch das Ungeheuer stürzte ihm nach und zerriss ihn.

Von da an war es nicht mehr geheuer auf der Alp. Das grause Ungetüm, das die Hirten das Greiß nannten, quälte Menschen und Tiere. Nach und nach wollte kein Engelberger Älper mehr auf der Alp sömmern.

Da kam eines Tages ein unbekannter Fremder und bot den Urnern seinen Rat an, sofern sie ihm den Geldbeutel mit Kronen füllten. Sie sollten ein silberweißes Stierkalb aufziehen und es neun Jahre lang an einer Kuh säugen lassen. Im ersten Jahr an einer, im zweiten Jahr an zweien und so weiter. Dann sollten sie den erwachsenen, wilden Stier von einer reinen Jungfrau zur Alp führen.

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Alles wurde so ausgeführt. Nach neun Jahren bot sich Agnes, die Tochter des Freiherrn von Attinghausen, an, die Erlösung der Surenalp zu vollziehen. Sie machte sich mutterseelenallein und weißgekleidet auf, den wilden Stier führte sie an einem Schnürchen, das an seinen Nasenring befestigt war, widerstandslos hinter sich her.

Da erhob sich ein schreckliches Gewitter – ein seltsames Brüllen erschallte in der Alp und die schwarzen, daherfahrenden Wolken hüllten alles ein.

Als sich die Urner nach langem, bangem Warten – als es oben still geworden schien – endlich auf die Alp getrauten, fanden sie das tote Greiß. Nicht weit daneben lag auch der siegreiche, silberweiße Stier tot in seinem Blut. Unter ihm entsprang eine reiche Quelle, die man von da an den Stierenbach nannte. Agnes, die Jungfrau, aber war nirgends zu finden und sie blieb für immer verschwunden.

Die Urner freuten sich, dass das Greiß ihrem Vieh nicht mehr Schaden zufügen konnte, doch waren sie unglücklich, dass sie die Erlösung der Alp mit dem Leben der Jungfrau teuer bezahlen mussten. Sie beschlossen, den Kopf des siegreichen Stiers mit dem Nasenring in ihr Landeswappen aufzunehmen. Die Jungfrau von Attinghausen nahmen sie auf ewige Zeiten in ihre Herzen auf.

(Quelle: Meinrad Lienert, Schweizer Sagen und Heldengeschichten, Stuttgart 1915. Gekürzte Fassung)

Die Sage heute: Bis heute ziert das Urner Wappen ein schwarzer Ochsenkopf mit ausgestreckter roter Zunge und rotem Nasenring vor einem gelben Hintergrund. Dieses Wappenmotiv ist seit 1243 überliefert. Die „Uristier“-Sage ist auch als Bändigung der Natur durch die Bewohner des Kantons deutbar. „Uristier“ hieß auch das Stierhorn, das die gefürchteten Urner einst bliesen, wenn sie in Schlachten zogen.

Die Schweizer Punk-Band „Uristier“ stammt hingegen keineswegs aus Uri, sondern ist im Berner Oberland beheimatet.

Tourentipp

Die Passwanderung am Surenenpass im Grenzgebiet der Kantone Uri und Obwalden zählt zu den spannendsten Routen in den Urner Alpen. Start ist in Attinghausen.

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T2Leicht7:30 h20,7 km2.291 m

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