Großglockner 2018: Mit Gerlinde Kaltenbrunner auf 3.798 m
Auf den höchsten Berg Österreichs mit Gerlinde Kaltenbrunner: Bergwelten-Leserinnen und Leser waren auch dieses Jahr wieder mit der Top-Alpinistin am Großglockner unterwegs. Die Routenwahl fiel diesmal auf die einsame Kärntner Seite, über den Weg der Erstbesteiger ging es bis auf 3.798 Meter Höhe, Murmeltiere und Weitblick inklusive.
„Positive Anspannung“: So nennt die Weltklasse-Alpinistin Gerlinde Kaltenbrunner das Gefühl, das sich am Vorabend einer Großglockner-Besteigung irgendwo in der Magengegend einfindet. Nervosität würden andere dazu sagen, aber ohne ihren immerfrohen Optimismus hätte es Gerlinde wahrscheinlich nicht auf alle 14 Achttausender der Erde geschafft. Von ihrem Härtesten, dem K2, erzählt sie uns besonders ausführlich. Siebenmal gescheitert, bis es dann beim achten Mal endlich und mit extremer Willensstärke klappte: „Ohne die innere Begeisterung für die Sache geht sowas nicht.“
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Der Ort für diesen besonderen Vortrag liegt selbst in dünner Luft, auf 2.644 Metern Seehöhe: Wir sind in der Salmhütte, auf der Kärntner Seite des Großglockners, dem höchsten Gipfel Österreichs. Und wir, das sind 12 begeisterte Bergwelten-LeserInnen zusammen mit Chefredakteur Klaus Haselböck und sechs erfahrene Bergführern aus Heiligenblut, dem Talort unserer kleinen Expedition. Grund für unsere exklusive Zusammenkunft ist die Veranstaltung „Mit Bergwelten und Gerlinde Kaltenbrunner auf den Großglockner“, die dieses Jahr bereits zum zweiten Mal stattfand.
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„I g’frei mi scho voll auf morgen,“ meint Gerlinde im Abschlusswort ihres Vortrages, „und schlaft‘s alle gut und feiert’s nicht zu lang, morgen um 4:00 treffen wir uns zum Frühstück!“
Gesagt, getan: Mit positiver Anspannung im Bauch geht’s ab ins Matratzenlager. Im Dämmerlicht des frühen Morgens scheint der Glockner – Gerlindes Vortrag ist noch frisch in unseren Ohren – plötzlich große Ähnlichkeiten mit dem K2 aufzuweisen. Gottseidank ist er aber nur halb so hoch, aber die 3.798 Meter sind uns allemal genug. Wir wählen den Weg, den bereits die Erstbesteiger im Jahre 1800 gegangen waren: von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe über das herrliche Leitertal zur Salmhütte, über die Hohenwartscharte, ein kurzer Klettersteig als erste Herausforderung der Tour, zur Adlersruhe und weiter über das Glocknerleitl, eine vierzig Grat steile Firnpassage, und einige Kletterstellen zum Gipfel.
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„Früher gingen die meisten der Glockner-Besteiger diesen Weg, heute ist es anders rum: die Osttiroler Seite ist gefragter,“ sagt unser Chef-Bergführer Martin Glantschnig bei den ersten Schritten bergwärts, „Grund dafür ist der schmelzende Gletscher, die Pasterze. Der Weg ist nun halt etwas länger.“ Das Verhältnis soll uns aber nur recht sein: vollkommen einsam steigen wir durch wunderbares Gelände immer höher. Erst bei der „Adlersruhe“, wie die Erzherzog-Johann-Hütte auf 3.454 Metern auch genannt wird, sehen wir andere Bergsteiger. Hier trifft unsere Route mit dem Normalweg der Osttiroler Seite zusammen.
Nach eineinhalb Stunden spannender Grat- und Felskletterei mit Steigeisen stehen wir am Glockner-Gipfel und fühlen uns wie am K2, als Königinnen und Könige der Welt! Auch das Wetter spielt perfekt mit: waren wir letztes Jahr noch von einer Wolke umhüllt, haben wir dieses Jahr freie Sicht auf all die Dreitausender ringsum. Natürlich, ein Gipfelfoto mit Gerlinde muss schon drin sein, aber dann geht’s in dichten Nebel gehüllt wieder zurück Richtung Erzherzog-Johann-Hütte. Zur Belohnung holen die Bergführer dann die Ziehharmonika hervor und stimmen fröhlich das traditionelle Glocknerlied an: „Sigst‘ drobm am Glocknerspitz – da is a feiner Sitz – wos’t a dei Ranzerl nimmst – und a guat auffi kimmst – und weil ma’s guat ham gmacht – und froh mei Herz hat glacht.“ Wir alle singen begeistert mit.