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Der Glockner, die Gerlinde und du

Aktuelles

3 Min.

31.08.2017

Foto: Simon Schöpf

von Simon Schöpf

Zusammen mit Gerlinde Kaltenbrunner den höchsten Gipfel Österreichs erklimmen? Was klingt wie der Traum eines jeden Bergsteigers war das Ziel unserer Bergwelten-Tour am 22. und 24. August in Osttirol. Eine Reportage über Hufen am Zustieg, einen Vortrag in dünner Luft und ganz viel Bergbegeisterung.

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„Das Wichtigste überhaupt“, sagt die Vortragende, „ist die Begeisterung, die von ganz tief drinnen kommt. Und der Respekt vor der Natur. Danke für eure Aufmerksamkeit.“

Applaus, viel Applaus in einem knallvollen Raum, an dessen Wänden Bilder von Berggestalten und Gipfelkreuzen hängen und wo knallbunte Funktionskleidung über dem Kachelofen zum Trocknen hängt. Wir haben soeben den höchsten Vortrag Österreichs erlebt, gehalten auf 3.454 Metern. Selbst die Sprecherin meint, „so hoch habe auch ich noch nie einen Vortrag gehalten.“ Und das will in diesem speziellen Fall etwas heißen, ist die Vortragende doch die erste Frau, die ohne künstlichen Sauerstoff alle 14 Achttausender dieser Erde bestiegen hat.

Ihr Name: Gerlinde Kaltenbrunner. Ein passenderes Setting für einen Vortrag über dünne Luft als die Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe ist schwer vorstellbar. Zwar heißt unser Ziel für den nächsten Tag nicht K2 oder Everest, sondern Großglockner, aber das ist für uns alle hier auch mehr als genug: 3.798 Meter wollen wir hoch steigen, auf den höchsten Punkt Österreichs. Aber die Gerlinde, wieso ist die denn hier oben?


Über Hufen zur Salmhütte

Die Idee: Gemeinsam mit Bergwelten und Gerlinde Kaltenbrunner den Großglockner besteigen und erleben.15 motivierte Bergler aus Deutschland und Österreich folgten dem Ruf und trafen sich mit Bergwelten Chefredakteur Klaus Haselböck und Social-Media-Mann Simon Schöpf im Osttiroler Kals. Perfekt eingekleidet von Schöffel, ist die emotionale Einstimmung nach Martin Gratz‘ Vortrag „Mythos Großglockner“ mehr als nur gegeben. Der Berg, ein Gesamtkunstwerk.

Nächster Morgen, Aufbruchstimmung bei Sonnenaufgang: Drei Packpferde warten am Lucknerhaus, bald gut bestückt mit unseren bunten Hochtouren-Rucksäcken. Nicht etwa, weil wir so faul sind, sondern weil wir dem Weg und den Stil der Erstbesteiger folgen: Von Kals über die Glorerhütte bis zur Salmhütte begleiten uns Lexa, Medi und Lea, allesamt Prachtexemplare von Norikern. „Nur klettern kannst mit den Pferden nicht,“ meint Pferdeflüsterer Luis Steiner, „sonst geht alles mit den Gebirgskaltblütlern.“

Die Salmhütte liegt auf der ruhigen Seite des Glockners: Wer sich dem Tauernkönig über das Leitertal nähert, trifft auf Einsamkeit statt auf Massenansturm, selbst für die routinierten Bergsteiger wie Gerlinde eine neue, unbekannte Seite: „Voi schön da!“


Eine Hütte für die Adler

Nach der Kaspressknödelsuppe schultern wir auch unsere Rucksäcke wieder selbst, für die Pferde ist auf 2.638 Metern Endstation. Hochalpin geht es weiter auf die Hohenwartscharte, die Gletscher haben hier eine Wüste aus Stein hinterlassen. Und ganz oben thront, man muss es so sagen, die Erzherzog-Johann-Hütte, das höchstgelegene Schutzhaus des Landes. „Wir Einheimischen sagen allerdings Adlersruhe zur Hütte. Die Fernsicht hier ist gigantisch, wir sind hier höher als die meisten Gipfel nach Süden“, schwärmt Peter Tembler, der hier heroben 11 Jahre Hüttenwirt war und uns heute als Bergführer begleitet. „Wir sind höher als die ganze Schobergruppe, der Blick reicht vom Triglav bis zur Marmolata!“

Nur über einen Berg sieht man von der Adlersruhe nicht drüber, über den Felsgiganten, der sich direkt hinter der Hütte auftürmt. „Der Großglockner ist für viele ein Traum, wie für mich die 8.000er“, meint Gerlinde Kaltenbrunner.

Aber vorher muss man erst einmal oben stehen. Frühstück 5:30, 6:00 Abmarsch, Steigeisengeklimper auf der Terrasse, gen Osten kleidet sich der Himmel in das purpurne Gewand. Geschlafen hat eigentlich keiner so richtig, wohl die Kombination aus dünner Luft und Aufregung. Ein verschlafenes Stapfen über das Eisleitl, den steilen Gletscheraufschwung bis zur Felsberührung, dann in steiler, ausgesetzter Kletterei zum Gipfel: 3.798 Meter, auf die man verdammt stolz sein kann!


Der Glockner? „Mega!“

2.000 Höhenmeter Abstieg geben genug Zeit für Reflektionen. Sind wir nur auf den Glockner gegangen, weil wir Superlative jagen und er der höchste Berg Österreichs ist? Oder doch, weil der Zustieg über einsame Osttiroler Täler genauso dazu gehört wie die formschöne Gipfelpyramide?

„Der Glockner ist einfach eine faszinierende Herausforderung,“ sagt Franz aus Deisenhofen. „Vielseitig,“ „einzigartig,“ „geschichtsträchtig,“ „mega,“ erklingt es aus der Gruppe. 

„Mit dem Glockner habe ich mir meinen Traum erfüllt“, meint Gabi aus Nürnberg. „Das war meine erste Hochtour, es war so genial, ich würd’ am liebsten gleich wieder rauf,“ schwärmt Liane aus Weißenburg beim Kaiserschmarrn auf der Stüdlhütte. „Eine große Freude, die Gerlinde kennenzulernen,“ sagt uns Rosi aus Oberösterreich, „so ein herzlicher Mensch.“ Mit ihrem Sepp kam sie zur Silberhochzeit mit. Und Kurt, der Hochschwab-Wirt aus der Steiermark, meint: „Man muss es erleben, es gibt keine Worte dafür. Ein Top Bergwelten-Event!“

Und was bedeutet der Gipfel für dich, Gerlinde? „Ein Erlebnis, das ein Leben lang im Herzen bleibt.“ Ja, die Begeisterung, die spürt man. Das ist das Wichtigste.