Ins wilde Verwall: Touren zwischen Tirol und Vorarlberg
Touren-Profi Mark Buzinkay schwärmt für das Verwall, das sich auf die Bundesländer Vorarlberg und Tirol aufteilt. In diesem „wilden Meer“ aus Felsen, Wiesen und Hängen findet er Ruhe – und das ganz in der Nähe beliebter alpiner Zentren wie Ischgl oder Galtür.
Einzigartigkeit. Das ist vielleicht das beste Wort um die Grenzregion zwischen Vorarlberg und Tirol südlich des Arlberg zu beschreiben. Es ist wild und ungestüm, voller prächtiger Türme und einsamer, lang gezogener Täler. Ein Meer aus schneebedeckten Hängen und schroffen Graten. Wer seinen Fuß in diese Landschaft setzt, wird unmittelbar in ihren Bann gezogen.
Ganz gleich, von welcher Richtung ich mich dem Verwall annähere – aus dem Paznaun vom Süden, aus dem Montafon vom Westen oder vom Arlberg aus dem Norden – es ist stets eine ähnliche Erfahrung: die engen Täler scheinen sich ewig fortzusetzen. Die Wälder an den Talseiten schießen steil in die Höhe, das Grün scheint undurchdringlich und übermächtig. Erst weiter oben, wenn sich die Hochlandschaften in sanfte Wiesen und felsdurchsetzte Plateaus verwandeln, spüre ich mit den Augen die Weite des Verwall. Es ist definitiv ein wildes Meer!
Auch wenn die Pforten ins Verwall – wie etwa Galtür, Ischgl, Schruns und St. Anton – zu den bekannten Destinationen der Alpen zählen, empfinde ich die Berge des Verwall als eine der einsamsten Regionen der Alpen. Lange Skitouren führen mich aus dem Klostertal zu den Eisentaler Spitzen und dem Kaltenberg. Ernstzunehmende Unternehmungen, die gute Verhältnisse bedürfen und doch so ergiebig sind! Genauso wie alpine Klettereien am Patteriol oder an der Kuchenspitze. Wanderwege durchziehen dieses Gebiet, aber im Kerngebiet sind es meist alpine Steige, die ich benützen muss, um das weite Land zu durchstreifen.
Nahe an alpinen Zentren und doch einsam unterwegs
Wer sich nicht so tief in das Verwall wagen möchte, der kann es auch an seinen Rändern voll auskosten. Aus dem Montafon lassen sich viele Halb- und Ganztagestouren durchführen, ob mit Ski, Schneeschuhen oder auf der Langlaufloipe. Schruns bietet hier einiges, aber auch die kleinen Gemeinden im Silbertal oder etwas weiter im Norden wie Bartholomäberg – ein Garant für sonnige Tage, wenn das Tal im Nebel verschwindet.
Nach einem langen Tag in den Bergen genieße ich die Rückkehr in die gemütlichen Stuben, das Feuer des Holzofens flackert in meinem Gesicht und meine Hände wärmen sich an einer großen Tasse heißen Kaffees. Und ich weiß: am nächsten Morgen geht es wieder hinaus, durch den Schnee in das wilde Meer.