Kehre um Kehre zum perfekten Kaiserschmarrn
Die Bergwelten Online-Redaktion hat ihr Büro in die Berge verlegt und verbringt eine Woche im schönen Ötztal. Am dritten Tag schrauben wir uns mit etwas ungewohnten E-Mountainbikes rund 1.000 Höhenmeter zu einer Bilderbuch-Alm hoch, wo für uns ein kulinarisches Geheimnis gelüftet wird.
Es ist 8h10 und ich wäre gerne die Katze der Jausenstation Bichl. Sie sitzt mitten auf dem endlosen Wiesenhang hinterm Heustadl und lässt sich die Schnurrbarthaare von der Morgensonne kitzeln. Ab und zu streift sie durch die Almgräser, gegen Mittag wird sie wohl – so wie gestern – genüsslich an einer frisch gefangenen Maus nagen. Mehr ist im Großen und Ganzen nicht zu tun.
Wir hingegen schreiten nach dem Frühstück schnurstracks in unser „Hütten-Büro“, um uns um das Tagesgeschäft der Bergwelten Online-Redaktion zu kümmern. Doch zugegeben, mit unverstelltem Blick durchs Panoramafenster auf die Gipfelkette der Ötztaler Alpen – Plattkogel, Plodigferner und Co. – geht die Arbeit relativ leicht von der Hand. Zu Mittag klappen wir außerdem bereits wieder unsere Laptops zu, denn wir wollen auf unserer Hüttenwoche natürlich auch raus in die Natur.
Nachdem wir uns gestern in der Area47 im Raftingboot ausgetobt haben steht heute eine Mountainbiketour zur Stabele Alm auf dem Programm. E-Mountainbike, um genau zu sein – denn nicht alle von uns sind mit dem Bergradeln auf Du und Du, außerdem gilt es doch rund 1.000 Höhenmeter zu bewältigen. Beim Sport Riml im bildhübschen Urlaubsort Längenfeld fassen wir unsere Geräte aus – in meinem Fall ist es ein Giant Stance E-Bike, das durch sein schickes Design aber auch durch sein Gewicht auffällt. Stolze 24 Kilo bringt der Pedal-Panzer auf die Wage. Gott sei Dank kann man beim Fortbewegen dieses massiven Dings auf die Unterstützung eines Elektromotors in fünf Intensitätsstufen – am Lenker einstellbar – zurückgreifen. Vorerst im Flachen, bis zum Einstieg in den Ötztal Mountainbike-Trail, reicht freilich die niedrigste Stufe – wir rollen leichtfüßig an Blumendörfer und sich hinabstürzenden Wasserfällen vorbei durchs Tal.
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Im Flow durch den Märchenwald
Doch dann geht’s ans Eingemachte. Der Forstweg zur Stabele Alm führt, bis aufs letzte Stück, permanent in steilen Serpentinen bergauf. Ich versuch es vorerst mal mit Stufe eins. Doch bei allem gebührenden Respekt: wenn die Chefin, die zuhause nicht mal ein Rad besitzt, mir, dem ambitionierten Hobby-Rennradler, auf einer Schotterrampe mühelos um die Ohren fährt, als würde sie am Donaukanal entlangflanieren, kann ich das natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Ich schalte also auf Stufe zwei, stelle die (sportliche) Rangordnung wieder her und staune gemeinsam mit dem eingeholten Kollegen Robert über den zauberhaften, aus kerngesunden Fichten und Lärchen sowie moosüberwachsenen Hinkelsteinen bestehenden Märchenwald durch den wir zwar schnaufend, aber ohne uns zu verausgaben, hochkurbeln. Für Radler, die schneller und dauerhafter in einen gleichmäßigen „Flow“ gelangen und sich das Eintauchen in den Maximalpulsbereich ersparen möchten, macht das E-Bike meiner Meinung nach absolut Sinn. Für die Pensionisten-Pärchen und Kaffeekränzchen-Runden, denen wir unterwegs begegnen, sowieso.
Oben auf der Sonnenterrasse der Stabele Alm, die sich auf 1.900 m wohl eines der schönsten Plätzchen der Ötztaler Alpen als Standort ausgesucht hat, sitzt eine, die den ganzen Weg mit nichts als der eigenen Wadlkraft hochgekurbelt ist. Dafür gebührt Bike-Crack und Ötztal-Fan Sissi Pärsch unser Respekt, außerdem wollen wir uns an dieser Stelle auch für ihre große Hilfe bei der Organisation unserer Ötztal-Hüttenwoche bedanken. Auch den Besuch der Stabele Alm hat sie uns empfohlen – und wir bereuen es ganz und gar nicht. Herrliche Käsespätzle, Pfandl-Schmankerl und Schlutzkrapfen füllen unsere Energiespeicher im Nu wieder auf. Zudem dürfen wir bei der Zubereitung unserer Nachspeise quasi Backstage in Marisa Gstreins Küche dabei sein und lernen von der Hüttenwirtin, dass den perfekten Kaiserschmarren vor allem die perfekte Gußeisenpfanne ausmacht. Kein Wunder, dass sie die trotz einiger Dienstjahre nicht mehr hergibt.
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Zwischen Genuss und Gravitation
Noch ein Wort zur Abfahrt: Wer schwere E-Bikes nicht gewohnt ist, sollte vor allem auf Schotterstraßen behutsam vorgehen. Die Geräte „schieben“ durch ihr hohes Gewicht ziemlich an, ein zwei Mal war mein Vorderrad schon dabei, sich Richtung Botanik zu verabschieden, wobei es mich auf diesen Ausflug vermutlich mitgenommen hätte. Freilich hat man nach einigen Kehren den Dreh schnell raus und lässt sich dann doch etwas rasanter runter. Auf der Asphaltstraße im Tal, auf unserem Weg zurück zum Ausgangspunkt, ist allerdings auch bei höchster E-Unterstützung ab einer Geschwindigkeit von 25 km/h Schluss. Muss es auch, „sonst wäre das Rad ein Moped und bräuchte eine Zulassung“, klärt uns der Verkäufer vom Sport Riml grinsend auf.
Gut so. Wir haben es schließlich nicht eilig. Auf unserer Ötztal-Hüttenwoche halten wir es gerne noch eine Zeitlang aus.