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Vanlife

Ein Herbst-Trip zu den Burgenland-Trails


9 Min. Lesezeit
von Martin Foszczynski

Seit Ende September lockt ein neuer Bikepark mit mehreren Trails durch naturbelassenen Wald ins südliche Burgenland. Wir haben uns zu Halloween mit unserem Bergwelten-Van aufgemacht, um das „Mountainbiker-Paradies“ am Geschriebenstein zu testen. Ein schaurig-schöner – und recht flotter – Lokalaugenschein.

Burgenland Trails
Foto: Günther Prasicek
Zwischen Nebel und Sonnenschein: Die Burgenland-Trails präsentieren sich im Herbst besonders stimmungsvoll
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Plötzlich schmilzt auch der letzte Schleier und die Blätter leuchten in Tönen von Bronze, Gelb und Grün vor einem makellos blauen Oktoberhimmel. Wir haben es schon nicht mehr für möglich gehalten, dass wir der dichten Nebelsuppe entkommen. Eine Autostunde von Wien, wo wir vormittags losgefahren sind, pflügte unsere Vanda immer noch tapfer durch die trostlose Brühe. An so einem Tag – passender Weise dem Halloweentag – muss man schon an die „Sonnenseite Österreichs“, wie sich das Burgenland selbst betitelt, wechseln, um Licht zu sehen. Und selbst dort noch ein gutes Stück bergauf fahren.

Der Sonne entgegen

Moment mal – bergauf im Burgenland? Richtig! Auch das östlichste, nicht gerade für seine Gipfeln bekannte Bundesland verfügt natürlich über eine – mit 884 Metern gar nicht so mickrige – höchste Erhebung. Vielleicht liegt es an seiner abgeschiedenen Lage an der ungarischen Grenze, dass man dem Geschriebenstein eher wenig Beachtung schenkt (uns hat es jedenfalls noch nie hierher verschlagen). Andererseits liegt er auch irgendwie zentral, nämlich genau zwischen dem Mittel- und Südburgenland.
Wie auch immer: Genau dort, auf den Hängen dieses prächtigen Hügels zwischen Lockenhaus und Rechnitz, hat vor einigen Wochen ein 300 Quadratkilometer großer Bikepark mit Trails unterschiedlichster Schwierigkeitsstufen eröffnet und sich mit einiger medialer Begleitmusik als „Mountainbike-Paradies“ positioniert. Ein guter Grund, der Region einen Besuch abzustatten.

Vom Nebel in Lockenhaus geht es den Geschriebenstein hinauf, wo ein prächtiger Herbsttag wartet

So abgeschieden ist die Gegend dann gar nicht – von der Wiener Stadtgrenze aus erreichen wir Lockenhaus, das Mittelalter-Fans für seine wuchtig über dem Ort thronende Ritterburg kennen, in weniger als eineinhalb Stunden. Und unsere Vanda ist wahrlich kein Formel-1-Bolide!

Beliebt auf Bergwelten

Wir decken uns im örtlichen Supermarkt zunächst mit typischer Camping-Kost und zwei Dosenbierchen für die abendliche Halloween-Feier im Bus ein und halten Ausschau nach der Adresse, an der wir unsere online reservierten E-Mountainbikes abholen können – ein spezielles Angebot der Burgenland-Trails. Lange suchen müssen wir zum Glück nicht – die Verleih-Station befindet sich direkt am Hauptplatz und führt uns zu unserer Überraschung zu einer lokalen Berühmtheit! Der „Eismacher“ persönlich, für dessen Kreationen Schleckermäuler mittlerweile vor Eis-Salons in ganz Ost-Österreich Schlange stehen, gibt die vollgefederten Räder in der Stammfiliale (Café-Konditorei Heiling) aus.
Joachim Kitzwögerer entpuppt sich im Plausch nicht nur als ausgesprochener Stanitzel-, sondern auch Speichen-Fan. Und erzählt aus erster Hand von den ersten Wochen der Burgenland-Trails. So sei bei der Gestaltung des neuen Bike-Parks mit seinen 40 Kilometern Down- und Uphill-Trails kein einziger Baum gefällt und das ursprüngliche Terrain maximal 30 cm aufgeschüttet bzw. abgetragen worden.

Von der Verleih-Station in Lockenhaus geht es auf den Geschriebenstein

Nicht alle hier hätten das Projekt ganz ohne Skepsis aufgenommen, meint Herr Kitzwögerer. Er selbst hingegen scheint ganz Feuer und Flamme für die Trails zu sein und kehrt auch mal selbst das Laub von den Strecken. Wenn es nach ihm geht, soll das Verleih-Angebot weiter ausgebaut werden – schon jetzt kann man die E-Mountain- und E-City-Bikes der Schweizer Marke FLYER neben seinem Eissalon an 15 weiteren Standorten in der Region ausborgen. Natürlich reisen viele Besucher mit ihren eigenen, in den meisten Fällen Batterie-losen Rädern an. Großer Vorteil der E-Bikes: Man kommt aus eigener Kraft wieder schnell den Berg hoch.

Auch beliebt

Ein Eismacher als Speichen-Fan

Das Abholen der Bikes funktioniert reibungslos – sieht man mal von der obligaten Barzahlung ab, wegen der ich zweimal zum Bankomaten in die unweite Sparkassenfiliale laufe – die Extrameter sind immerhin ein gutes Aufwärmprogramm, für das uns Veronika, die Tochter des Eissalon-Betreibers, netter Weise auch noch mit einem Cappuccino aufs Haus entschädigt. Die Räder werden mit Ladegeräten ausgehändigt – Steckdosen sind an der Außenmauer des Lokals angebracht. Optional kann man auch Helm und Protektoren (ersteres Pflicht-Ausstattung, zweiteres dringend anzuraten) mitbestellen. Die Eintrittskarten für die Trails bekommt man ebenfalls beim Eismacher (sowie an drei weiteren Verkaufsstellen) – wer sie vorab online kauft, spart sich 1,5 Euro.

Nachdem uns der „Eismacher“ die Trails so schmackhaft gemacht hat, wollen wir sie natürlich endlich selbst testen. Es ist circa Mittag, als wir die Bikes im Bus verstaut haben. Wir beschließen unseren Campingplatz in Rechnitz erst später aufzusuchen und uns gleich ins Gelände zu werfen – immerhin sind die Tage schon recht kurz.

Ein guter Ausgangspunkt für alle vier Downhill-Trails ist laut mitgegebenem Plan der „Ranch“ genannte Parkplatz auf der Passhöhe des Geschriebenstein. Auf den Serpentinen dorthin ist es auch, wo wir erstmals aus dem nebeligen Grau in den Glanz eines strahlend-schönen Herbsttages auftauchen. Der Parkplatz ist an diesem Fenstertag schon gut gefüllt, zum Glück aber groß genug, dass wir für unser Ungetüm von Bus noch eine Lücke finden.

Unser Startpunkt: Der „Ranch“-Parkplatz auf der Geschriebenstein-Passhöhe

Am liebsten würde man sich in kurzen Ärmeln zum Sonnen in den Campingstuhl fläzen, so warm ist es heute. Genausogern schlüpfen wir aber in unsere Radlerhosen und stellen Sattelhöhen und Federung unserer Bikes ein. Die FLYER Uproc4 sind mit ihren 140 mm Federweg und griffigen 27,5 Zoll Reifen echte Allrounder und somit gut dafür geeignet, die unterschiedlichen Strecken der Burgenland-Trails auszuprobieren.

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Schon am Eingang stellen wir fest, dass der Bikepark über ein übersichtliches Leitsystem aus Wegweisern und Infotafeln verfügt (blaue Schilder markieren leichte Strecke, Rot steht für mittelschwere und Schwarz für schwere). Eine grüne, also sehr leichte, Option gibt es auch – der kurze Head Trail erstreckt sich zwischen dem Parkplatz und dem Aussichtsturm am Geschriebenstein-Gipfel. Er fungiert so als Verbindungsstück für die drei anderen Trails, die sich die Hänge des Geschriebenstein hinabziehen – Richtung Norden nach Lockenhaus, Richtung Süden nach Rechnitz.

Am Eingang und entlang des Head Trails

Der Head Trail scheint uns ideal für ein erstes Einrollen – wir radeln also die zwei Kilometer zum Aussichtsturm hoch, wo sich der Einstieg befindet. Dabei wird uns schnell klar: An einem Prachttag wie heute ist der Naturpark Geschriebenstein auch bei Wanderern sehr beliebt – viele davon sind, wie man schwer überhört, aus Ungarn rübergekommen. Doch während sich die bergauf führende Forststraße „Fußvolk“ und „Pedalritter“ teilen, ist der parallel verlaufende Downhill-Trail mit „Wandern verboten!“-Schildern versehen. Ein ungewohnter, für Biker aber zugebenerer Maßen auch genugtuender Anblick. Freilich sollten auch sie sich beim aufwärts Fahren nicht auf die Downhill-Strecken verirren!
Das Speichen-Publikum ist bunt gemischt: Wir begegnen junggebliebenen Väter samt Kids, genussfahrenden Pärchen im Pensionsalter und einsamen Bike-Freaks mit Protektoren und Waden-Tattoos.

Grenzenlose Aussicht

Am historischen Aussichtsturm angelangt (durch seine Mitte verläuft übrigens die Staatsgrenze), versteht man gut, weshalb es so viele Ausflügler hierherzieht. Endlos weit und ungemein schön präsentiert sich der Rundum-Ausblick auf das – heute in großen Teilen von einem Nebelmeer abgedeckte – Umland. Die Gipfel von Schneeberg und Rax ragen in der Ferne markant heraus, über die genaue Lage von Leithagebirge, Neusiedlersee und die westungarische Tiefebene kann man am höchsten Punkt des Burgenlands und Westungarns nur mutmaßen.
Wie hoch, darüber herrscht übrigens keinesfalls Einigkeit, wie man einer Infotafel entnimmt. Die Ungarn orientieren sich bei der Meeresspiegelhöhe an der Ostsee, weshalb sie dem Geschriebenstein nur 883 Meter zugestehen. Die Österreicher hingegen halten sich an die Adria und notieren 884 Meter.

Durch die historische Aussichtswarte des Geschriebenstein (884 m) verläuft die österreichisch-ungarische Staatsgrenze

Für den anschließenden Downhill spielt der abweichende Meter eher keine Rolle. Schön flowig – und für die „Sehr leicht“-Klassifizierung gar nicht so ohne – führt der Head Trail über Hohlwege und kleine Sprünge durch den Wald zurück zum Parkplatz. Nach wenigen Minuten ist der Spaß auch schon wieder vorbei.

Wir sind auf den Geschmack gekommen und wollen natürlich gleich nachlegen. Unsere Wahl fällt auf den nach Lockenhaus runterführenden Esterházy Trail – mit 8,6 Kilometern zugleich die längste Downhill-Strecke des Bike-Parks. Dass man hier – wie der Name verrät – eigentlich durch Wälder im Privatbesitz, nämlich jenem der berühmten Adelsfamilie Esterházy, holzt, macht die Burgenland-Trails besonders reizvoll.

Durch fürstlichen Forst

Trotz blauer Markierung („leicht“) geht es am Esterházy Trail schon eindeutig rasanter zur Sache. Der schmale, sich durch unterschiedliche Wald-Vegetationen schlängelnde Pfad erzeugt sofort eine enorme Sogwirkung. Mit jeder Steilkurve, so scheint’s, werden wir auf wundersame Weise ein Jahr jünger, mit jedem Sprung über Wurzeln und Gesteinsbrocken zwei. Irgendwann duellieren sich zwei halbstarke Teenager um die schnellste Zeit – zusätzlich befeuert vom sanften Antrieb der Batterien. Spaßig, aber nicht besonders intelligent – ein paar Mal sind wir dem kapitalen Abflug eindeutig näher als der smoothen Line.

Unterwegs am knapp 9 Kilometer langen Esterházy Trail

Was uns gefällt: An manchen Stellen gabelt sich der Trail für kurze Abschnitte in eine blaue, rote und schwarze Variante. Auch die Einteilung in Strecken-Segmente erweist sich praktisch – so kann man zwischendurch Verschnaufpausen einlegen oder auf den jeweils langsameren „Racer“ warten.

Plötzlich wird’s dämmrig – früher als erwartet tauchen wir wieder in die altbekannte Suppe ein. Gepaart mit den letzten Sonnenstrahlen und dem bunten Laub erzeugt sie aber eine ungemein stimmungsvolle Atmosphäre.
Unten in Lockenhaus, wo die nebelverhangene Burg zwischen trüben Tümpeln und gelb loderndem Blättern thront, wähnt man sich überhaupt in einem Harry-Potter-Film. Eine passendere Halloween-Kulisse kann man sich schwer vorstellen.

Eine mehr als würdige Halloween-Kulisse: Der Esterházy Trail endet am Fuße der Burg Lockenhaus

Am Hauptplatz werden gerade Bikes auf einen Anhänger verladen – ein weiteres Service der Burgenland-Trails. Für 14 Euro pro Einzelfahrt (Tagesticket 35 Euro) bringt einen das Bikeshuttle an Wochenenden und Feiertagen bequem nach Lockenhaus, auf die Geschriebenstein-Passhöhe oder nach Rechnitz.
Fast wären wir verleitet, uns diesen Luxus zu gönnen, zumal es ohne Sonne doch schon recht frostig wird – doch wozu haben unsere E-Bikes vier Batterie-Unterstützungsstufen, von Economy bis Turbo?
Wir kippen also einen schnellen Espresso beim „Eismacher“, während unsere Gefährte sicherheitshalber noch ein wenig am Saft hängen, und legen los. Tatsächlich kurbelt es sich fast mühelos die Geschriebenstein-Mountainbike-Strecke hoch. In rund 45 Minuten sitzen wir bereits wieder im Bus auf dem „Ranch“-Parkplatz.

Batterie-unterstützt geht es über die Geschriebenstein-Mountainbikestrecke wieder zum Parkplatz auf der Passhöhe

Schaurig-schön

Endlich rollen wir mit Vanda auf der anderen Seite des Geschriebenstein die Serpentinen runter nach Rechnitz zum Campingplatz, der sich am Badesee befindet. Freilich sieht man ihm schon ein bisschen an, dass er sich in seinen allerletzten Öffnungstagen der Saison befindet.
Was ein echter Camper ist, muss manchmal hart im Nehmen sein – wir verdrängen also alle aufkommenden Gedanken an wohlig warme Hotelzimmer und tapsen durch die feuchte Dunkelheit zu den Duschen. Dabei leistet uns die Makita-Akku-Laterne mit integriertem Radio und Bluetooth-Lautsprecher einen guten Dienst (wie auch zu späterer Stunde als Juke-Box im Bus!). Immerhin: Das Wasser ist binnen Sekunden tadellos heiß – damit wäre für mich das wichtigste Güte-Kriterium nach einem herbstlichen Bike-Tag erfüllt.

Das Laternen-Akku-Radio von Makita bringt Licht (und Musik) ins Dunkel des Rechnitzer Campingplatzes

Frisch geduscht geht es an die Auswahl des passenden Etablissements fürs Abendessen. Die Vorfreude auf die üppige Auswahl weicht schnell der ernüchternden Erkenntnis, dass heute selbst die Kebap-Bude geschlossen hat. Rechnitz ist eben nicht Rio. Einzig geöffnetes Lokal im Umkreis von 15 Kilometern: Die Pizzeria in Lockenhaus – auf der anderen Seite des Geschriebenstein.

Es nutzt nichts – Verhungern ist selbst am Gruseltag keine Option. Wir basteln uns mit Vanda also wieder rückwärts aus dem stockdunklen Campingplatz und tauchen in die endlosen nebeligen Serpentinen ein. Schaurig schön – und irgendwie zum Totlachen. Dieses Halloween werden wir so schnell nicht mehr vergessen.

Zwischen Nebel und Sonne

Man will es kaum glauben: Der nächste Tag strahlt ab dem Mittag fast noch schöner. Heute sind wir schon alte Füchse auf den Burgenland-Trails. Vom „Ranch“-Parkplatz aus nehmen wir die beiden ausständigen Strecken in Angriff.
Während sich der mittelschwere Batthyány Trail aussichtsreich am Bergrücken des Geschriebenstein entlangzieht, ehe er doch recht knackig zum Rechnitzer Badesee abfällt, fordert der rote Rechnitz Trail mit Hohlwegen und Jumplines unser Können so richtig heraus. Wenn man es nicht übertreibt, ein echter Spaß!

Am zweiten Tag erkunden wir den Südhang des Geschriebenstein

Allzu schnell vergeht so ein Traumtag, wenn es gegen 16 Uhr schon zu dämmern beginnt. Somit heißt es via „Eismacher“ in Lockenhaus den Heimweg antreten.
Die Bikes sind an der praktischen Bike-Cleaning-Station schnell abgespritzt und auf ihre Ständer gehängt. Es dauert nur wenige Handgriffe, bis man vom Mountainbike-Crack zum Bürohengst wird und das Mittelburgenland wieder in Richtung Wien verlässt.

Doch schon beim Auffahren auf die Autobahn freuen wir uns aufs Wiederkommen. Idealerweise im Sommer, wenn die 300 burgenländischen Sonnentage im Jahr am längsten sind und man sich nach dem wilden Ritt über flowige Trails mit einer großen Portion „Eismacher“-Eis belohnen kann.

Infos und Adressen

Burgenland-Trails: Der Bike-Park ist ganzjährig geöffnet (im Dezember und Jänner von 9 bis 15 Uhr). Alle Infos zu Eintrittspreisen, Strecken und Service unter: trails.burgenland.info

Bike-Verleih: E-Bikes (Mountainbikes und City-Bikes) können beim „Eismacher“ in Lockenhaus reserviert werden. Weitere Verleih-Stationen sowie die Preise finden sich hier.

Übernachten im Bus: Camping am See in Rechnitz

Sehenswert in der Umgebung:

Danke an den Tourismusverband Südburgenland für die Unterstützung sowie an Makita, die uns auf dem Trip mit dem praktischen DMR056 Laternen-Akku-Radio ausgestattet haben.

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