Melde dich an und erhalte Zugang zu einzigartigen Inhalten und Angebote!


AnmeldenRegistrieren
Abonnieren

Mit Gravelbikes um den Wörthersee

Aktuelles

4 Min.

03.06.2022

Foto: Robert Schwaiger

Anzeige

Anzeige

von Martin Foszczynski

Wer an den Wörthersee fährt, möchte Badeurlaub machen – oder aufs GTI-Treffen. Doch man muss nicht unbedingt im Schlosshotel absteigen und kommt auch im Radsattel statt im Sportsitz bestens voran. Mit dem Bergwelten-Campervan als Base und Gravelbikes als Fortbewegungsmittel haben Bergwelten-Redakteur Martin und sein Rad-Spezi Robert das schönste Stück Südkärntens entdeckt.

Wir haben uns das alles viel schlimmer vorgestellt. Oder zumindest lauter.

Die Vorgeschichte: Wer einen Camper-Trip plant, sollte sich vorab eventuell über die am Wunschtermin in der Region stattfindenden Großveranstaltungen informieren. Das haben wir zugegebenermaßen verabsäumt. Resultat: An unseren drei Campingtagen finden in und rund um Klagenfurt das (inoffizielle) GTI-Treffen und zwei Rammstein-Konzerte statt. Muss man auch mal schaffen.


Gib Gummi und Feuer frei!

Doch alles halb so wild: Bis auf ein paar biertrinkende Campingsessel-Bewohner am Straßenrand und gemächlich dahin cruisende VW-Golfs in Dauer-Seeschleife ist bei der Anfahrt nichts zu bemerken. Alles sehr gesittet. Unser Ziel ist der Keutschacher See, der sich rund drei Kilometer südlich vom berühmten Wörthersee, schon ein wenig ins bergige Terrain gebettet, verbirgt – ein echter Geheimtipp.

Der Campingplatz – wir haben uns für den bewachten Camping Brückler direkt am See entschieden – präsentiert sich kurz vor der Hauptsaison noch entspannt. Auch hier fläzen einige Rammstein-Fans und PS-Jünger in Campingsesseln – die tiefergelegten GTIs vorm Bungalow aufgereiht. Mit unserer fast drei Meter hohen Vanda können wir die wohl nur mäßig beeindrucken. Beim Ausladen unserer Leih-Räder sind hingegen interessierte Blicke auszumachen. Kein Wunder, ist doch vor allem das ROSE Backroad ein echter Hingucker. Die Goldmetallic-Lackierung (Katalogbezeichnung: „evil pepper green“) würde wohl auch so mancher Motorhaube gut stehen.

Mein Begleiter Robert und ich sind eigentlich Rennradfahrer. Für unseren Kärnten-Trip haben wir uns aber für Gravelbikes, also rennradähnliche Räder mit breiten, geländetauglichen Reifen, entschieden. Eine gute Wahl, denn mit denen müssen wir nicht lange auf der Straße bleiben, die wir an diesem Wochenende gerne den PS-Jüngern überlassen – stattdessen können wir uns die einsamen Schotterwege vornehmen. Von denen gibt es rund um den Keutschacher See jede Menge. Und so machen wir uns am späten Nachmittag auch gleich zu einer ersten, rund 40 km langen Aufwärm-Runde in Richtung Velden auf. Vom Keutschacher See zum Wörthersee und zurück.


Über Schotter von See zu See

Zunächst geht es über Schotterpisten und wurzelige Waldwege recht hügelig zum Hafnersee und weiter nach Velden. Die elektronische Shimano-GRX-Schaltung meines ROSE Backroad arbeitet schnell und exakt, was das Vorankommen in dem Terrain sehr erleichtert, die elf Gänge reichen vollkommen aus. Das Bike fühlt sich dank seines Carbon-Rahmens federleicht an (etwas über 8 Kilo) und es fährt sich flink und wendig – macht Spaß. Man will sich gar nicht ausmalen, wie es wäre, hier ein Mountainbike-Fully hochwuchten zu müssen.

In Velden gibt es natürlich das Standardprogramm: Pizzeria und anschließend Eis an der Promenade. Dort herrscht viel „Bling, Bling“ – eine Mischung aus Kitzbühel und Monte Carlo. Mit dem goldenen Zweirad-Flitzer komme ich mir zwischen all den schicken Sportwägen gar nicht so deplatziert vor.

Den letzten Teil unserer Runde fahren wir über die Wörthersee-Süduferstraße – eine klassische Strecke aller Rennradler und Triathleten. Und siehe da: Auch auf Asphalt fühlt sich das Gravelbike gut an. Von der Geometrie her ohnehin auf Speed und Aerodynamik getrimmt, sind die breiten Reifen bald vergessen und wir pressen im Zweier-Kreisel rasant dem Ziel entgegen. Mit echten Zeitfahrmaschinen könnten wir zwar nicht mithalten – für eine Portion Rennrad-Feeling reicht es aber allemal.


Entlang der Drau ins Rosental

Der nächste Morgen beginnt ruhig  – bei der Konzertbesucher- und GTI-Community dürfte frühes Aufstehen nicht so gefragt sein. Immer wieder faszinierend, wie komfortabel man in unserer Vanda schläft. Dass die Gaskartusche des Herds zum Frühstück gerade leer wird, ist halb so schlimm – der nächste Supermarkt findet sich auf der anderen Straßenseite, zwei Gehminuten entfernt.

Das Frühstück wird ohnehin knapp gehalten – wir möchten heute eine längere Rundtour angehen und ab dem späten Nachmittag sind Gewitter angesagt. Deshalb füllen wir ohne Umschweife unsere YETI-Rambler-Flaschen (18 OZ) mit kaltem Wasser auf, packen ein paar Bananen in den Rucksack und schnappen unsere Gravelbikes.

Die Tour, die wir für heute ausgesucht haben, ist rund 85 km lang und führt über die Drau ins Rosental hinein. Zunächst geht es zügig und teils über Waldwege an den Stadtrand von Klagenfurt, ehe wir in Richtung Süden stechen. Eine Jörg-Haider-Gedenkstätte gehört auf diesem Abschnitt zu den (eher seltsamen) Sehenswürdigkeiten.

Hinter Maria Rain beginnt uns die Tour schließlich richtig zu begeistern. Zuerst können wir auf einem kurvenreichen Schotterweg im Wald unsere Gravel-Skills mal so richtig auf die Probe stellen, dann kommen wir direkt auf dem Laufkraftwerks-Damm des Ferlacher Stausees raus. Hier bietet sich ein wirklich prächtiges Panorama auf den milchig-türkisen See auf der einen und die südkärntnerische Bergwelt auf der anderen Seite.

Weiter geht es immer dem Drautalradweg durchs Rosental entlang bis St. Jakob. Herrlich, wie man hier direkt an der Drau durchs Rosental rollt – mal fällt der Blick auf dahingleitende Schwäne, mal auf erhöht gelegene Festungen wie die Burg Hollenburg. Gelegentlich auch auf die imposant wachsenden Gewitterwolken am Horizont – zum Glück sind es bis jetzt alles nur „Testballone“, denen nach einiger Zeit wieder die Luft ausgeht.

Spätestens hinter St. Jakob, wo der Weg durch idyllische Dörfer und weite Wiesen mäandert, sind wir überzeugt, eines der schönsten Täler Österreichs entdeckt zu haben. Der Blick fällt hier auf die schroffen Karawanken, hinter denen sich bereits das slowenische Kranjska Gora und der Triglav-Nationalpark befinden. Nach einer verdienten Wurstsalat-Stärkung in der Noreia Stub’n bei der Keltenwelt in Frög geht es über Rosegg (bei mehr Zeit bieten sich dort Schloss und Tierpark zu einem Besuch an) nach Velden, wo natürlich wieder ein Promenaden-Eis als Nachtisch nachgeschoben werden muss.

Zurück zum Campingplatz wählen wir dieses Mal nicht die Uferstraße, sondern fahren über verschlungene Feld- und Waldwege – „Backroads“ eben, für die mein Bike ja gemacht ist. Diese giftigen Hügel spüren wir nach 80 km zwar schon ziemlich in den Beinen, schön ist die Strecke trotzdem. In Summe haben wir immerhin 800 hm am Fahrradcomputer stehen.

Anzeige

Anzeige


Sprung in den See

Das macht das Campingleben aus! Raus aus den Trikots und rein in den (noch ziemlich kalten) See. Die perfekt erfrischende Schwimmrunde geht sich noch genau aus, bevor die pechschwarze Gewitterfront mit ersten Sturmböen knapp an Keutschach vorbeizieht. Beste Voraussetzungen für ein luftiges Dosenbier im Campingstuhl. Das zweite müssen wir schon im Bus trinken. Blitz, Donner, Platzregen – da kann jedes Rammstein-Konzert einpacken.

Danke an ROSE Bikes für die passende Gravelbike-Ausstattung für diesen Trip.


Mehr zum Thema