Der ideale Kurztrip mit Leih-Camper
Wie einfach geht es wirklich, sich für einige Tage einen Campervan zu mieten? Und wohin fährt man am besten? Bergwelten-Redakteure Daniel und Martin wollten es wissen und haben im frühlingswarmen Kroatien einen – fast – perfekten Camper-Trip unternommen. Sie berichten von ihren Erlebnissen zwischen Istrischer Küste und Plitvicer Seen.
Diese Story entstand in Kooperation mit Roadsurfer.
Bericht: Martin Foszczynski, Daniel Kubera
Wer regelmäßig auf bergwelten.com vorbeischaut, weiß, dass wir eine ausgeprägte Vorliebe fürs Campen haben. Unser selbst umgebauter Kastenwagen dient der Redaktion als Wohnmobil für diverse Outdoorabenteuer. Allerdings hat „Vanda“ schon ein paar Jährchen und Ölwechsel auf dem Buckel (oder sollte man sagen: auf der Motorhaube?). Ob wir sie angesichts immer häufiger werdender Pannen und Probleme nochmal von Wien nach Schweden schicken würden, sei dahingestellt. Zugleich gibt es immer mehr Vermieter, die fast nagelneue Busse samt Ausstattung und Versicherung anbieten. Wir (Dani und Martin) haben den Auftrag erhalten, uns als „Camper auf Zeit“ zu versuchen – und ihn natürlich dankend angenommen. Einzige Voraussetzung: Der Arbeits-Laptop muss mit und wir sollen in fünf Tagen wieder am Schreibtisch sitzen.
Abholen und losfahren
Als Erstes gilt es, einen Fahrzeug-Verleiher auszusuchen. Angebote gibt es zuhauf – wir entscheiden uns für Roadsurfer. Zum einen, weil die Verleihstation von unserem Büro aus günstig zu erreichen ist. Zum anderen, weil das 2016 gegründete Unternehmen eine besonders einfache Abwicklung verspricht und mit eigens ausgewählten Camping-Spots in ganz Europa aufwartet.
Nach einer sehr gechillten Kurz-Einschulung sitzen wir auch schon im originell lackierten Ford Nugget mit integrierter Küchenzeile, Navi und Faltdach. Das Fahrzeug kostet ab 79 Euro pro Nacht. Erster Eindruck: Wirklich groß wirkt der Bus – selbst für zwei Personen – nicht. Schwer vorstellbar, dass auf den zum Bett ausklappbaren Sitzen und unterm Faltdach eine fünfköpfige Familie samt Gepäck Platz finden soll. Ihre Kompaktheit ist aber gerade der Pluspunkt der Campervans gegenüber ihren im Vergleich viel stattlicheren und etwas aus der Mode gekommenen Geschwistern, den Wohnmobilen und Wohnwägen. Wie sich das in der Praxis bewährt, später mehr.
Beliebt auf Bergwelten
Zunächst gilt es mal einen Campingplatz anzusteuern. Dass es Richtung Süden und ans Meer gehen soll – darüber waren wir uns schnell einig. In Italien waren wir beide schon oft, die andere Uferseite der Adria kennen wir weniger und entscheiden uns somit für Kroatien. Für Istrien, genauer gesagt – ist die Region doch von Wien aus in knapp sechs Stunden zu erreichen. Mit dem Roadsurfer-Campingplatz Vita Mia findet sich ziemlich zentral im Landesinneren ein guter Stützpunkt für diverse Ausflüge.
Der Nugget mit Automatikgetriebe fährt sich komfortabel, nutzt man den Tempomat, cruiset er fast von selbst dahin. Natürlich sorgen wir mit unserer Oldies-Playlist auch für die passende Roadtrip-Musik. Schon Slowenien überrascht mit einer durch und durch grünen und von Hügeln und Schluchten geprägten Landschaft (auch mit ein paar kräftigen Gewittergüssen). In Istrien gesellen sich erste Palmen dazu – und die ersten Küsten-Blicke aufs Meer.
Zwischen Hippie-Flair und Sauberkeit
Am späten Nachmittag kommen wir an, wobei wir bis kurz vorm Ziel an einen Irrtum des Navis denken – so abgeschieden und idyllisch liegt der Campingplatz inmitten der Weingärten bei Pazin. Er wirkt auch ganz anders, als man sich normalerweise einen Campingplatz vorstellt: klein, ruhig und liebevoll gestaltet nämlich. Zwischen den Ahornbäumen des Stellplatz-Bereichs parkt ein rotglänzender VW T2 wie aus dem Bilderbuch, dazu gesellen sich noch fünf, sechs weitere Vans. Ende April scheint noch nicht zur Hauptreise-Saison zu gehören, was sich in einem entspannten Platzangebot niederschlägt.
Es gibt einen Lounge-Bereich, eine Lagerfeuerstelle und sogar einen Pool. Zu dieser Jahreszeit sind wir eher über die Warmwasserduschen froh. Trotz allem Hippie-Flair sind die Sanitäreinrichtungen blitzsauber. Das entspricht der Roadsurfer-Ausrichtung, wie uns Deni, der junge kroatische Betreiber von „Vita Mia“ später erzählt. Der Verleiher kooperiert mit Campingplatzen, die etwas „anders“ und in der Region verwurzelt sind. Darüber hinaus finden sich unter den Roadsurfer Spots auch originelle Stellplätze auf Grundstücken von Privatpersonen.
Auch beliebt
Wir fühlen uns jedenfalls wohl und tun erstmals das, was man beim Campen eben tut: Campingstühle raus und Korken aus der Weinflasche. Auf den ersten erfolgreichen Camper-Tag muss angestoßen werden. Wie gut, dass man nur fünf Minuten zu Fuß in den Ort schlendern muss, um eine hervorragende Pizzeria zu erreichen. Gehfaulen liefet sie die Bestellung auch direkt zum Bus.
Adria-Perle ohne Ansturm
Am nächsten Morgen wachen wir mit leichten Nackenschmerzen auf, doch das Prachtwetter lässt sie sofort vergessen. Bei einer Tasse Löskaffee und Nutellabroten ist der Grund für die Verspannungen schnell gefunden: Wir sind wohl beide in die falsche Richtung gelegen – sowohl im geräumigen Dachzelt, als auch im etwas kurz bemessenen Ausziehbett. Typische „Anfänger-Fehler“, die uns in den kommenden Nächten nicht mehr unterlaufen. Die Standheizung hat jedenfalls ihren Dienst getan – und ist in den kühlen Frühlingsnächten auch wirklich unverzichtbar.
Unser erster Ausflug führt uns an die Küste. Sowohl Rovinj, als auch Pula sind in gerade mal 45 Minuten zu erreichen. Beides malerische Adria-Städte – wir entscheiden uns für das kleinere Rovinj. Auch deshalb, weil es dort zur Haupturlaubszeit im Sommer fast kein Durchkommen gibt.
Die Istrischen Straßen sind wie für Campervans ausgerollt – gut asphaltiert und leicht hügelig. Einzig das kroatische Autobahnmaut-System entpuppt sich als etwas gewöhnungsbedürftig. Eine digitale Vignette gibt es nicht – man muss vor jedem neuen Abschnitt händisch eine Karte ziehen und an der Endstation die kilometerabhängige Gebühr zahlen, bevor der Schranken aufgeht. Aus dem Van-Fenster heraus aus ist das zuweilen eine ganz schöne Akrobatikübung und nervt mit der Zeit auch ein bisschen. Es empfiehlt sich, auf Regionalstraßen auszuweichen und entspannt durchs Land zu rollen – genügend Zeit vorausgesetzt.
Rovinj enttäuscht uns nicht, im Gegenteil. Ein paar Schritte vom historischen Stadtzentrum gibt es ausreichend Parkplätze, die auch für Vans geeignet sind. Alleine das Aroma frisch gegrillter Fische und harziger Pinienbäume an der Hafenpromenade lohnt den Besuch. Auf unserem Bummel durch die schmalen Gassen – an den Treppen, die den Altstadthügel hochführen, finden sich viele originelle Boutiquen – begegnen wir einigen Touristen aus ganz Europa, von „überlaufen“ ist die Stadt aber noch weit entfernt. Tipp: Wagt man sich über die leicht halsbrecherische Holztreppe des Eufemija-Kirchturms, wird man mit den wohl atemberaubendsten Meeres-Ausblick über die Stadt und die umliegenden Inseln belohnt.
Bis an die Südspitze
Allzulange bleiben wir nicht in Rovinj – wir wollen heute noch zum Kap Kamenjak, der felsigen Südspitze Istriens. Was uns lockt: Die berühmten Klippen im türkisen Wasser und der legendäre Cevapcici-Burger in der nicht minder legendären Safari-Bar. Fahrzeit: rund eine Stunde.
Die Kamenjak-Halbinsel ist ein Naturschutzgebiet mit besonderer Vegetation und versteinerten Fußspuren von Dinosauriern. Die Zufahrt kostet somit auch eine Gebühr, ist Ende April aber noch frei. Über die rumpeligen Schotterpisten kommt tatsächlich Safari-Flair auf. An einer besonders malerischen Bucht tauschen wir den Tacho aber gegen Trekkingschuhe und wandern über Blockgestein am Ufer und schmale Buschpfade zum Kap weiter. Einige Teenager springen tatsächlich schon die bis zu 12 Meter hohen Klippen ins Meer – wir probieren lieber die Rutschen und Schaukeln im Schilf-Labyrinth der Safari-Bar aus, bevor wir uns den Grill-Snack genehmigen. Hier dürfen sich auch Erwachsene austoben. Es hat schon seine Richtigkeit, dass wir unseren Camper „Affenschaukel“ getauft haben. Das passende Bus-Namensschild hat Roadsurfer an jedem seiner Vehikel angebracht.
Auf der Fahrt zurück zum Campingplatz versinkt die Sonne hinter den Istrischen Hügeln. Den heutigen Abend verbringen wir mit den anderen Campern am knisternden Lagerfeuer, was bei den rasant fallenden Temperaturen die eindeutig beste Option darstellt. Damit auch ja niemandem kalt bleibt, lässt Deni seinen selbstgebrannten Rakija durch die Runde gehen.
Am Tag 3 heißt es auschecken – wir wollen an die Plitvicer Seen im Landesinneren von Kroatien. Nur vier Kilometer vom Naturwunder entfernt, gibt es ebenfalls einen Roadsurfer-Campingplatz – mit der roadsurfer spots App, in die man einfach Wunschziel und Datum eingibt, bevor man seine Anforderungen filtert, ist ein Platz im Nu reserviert. Die Wegstrecke lässt sich von Pazin aus in 3 bis 3,5 Stunden bewältigen. Ums schnelle Ankommen geht es uns aber gar nicht, lieber möchten wir unterwegs etwas sehen und den ein oder anderen Zwischenstopp einlegen.
Die kleinste Stadt der Welt
Den ersten machen wir schon nach rund 30 Minuten: „Hum“ wäre vielleicht ein Kandidat für den kürzesten Ortsnamen der Welt, tatsächlich aber handelt es sich um die, nach eigenen Angaben, „kleinste Stad der Welt“. Ganz leicht aufzuspüren ist das auf einem Hügel mitten im Nirgendwo gelegene 30-Einwohner-Städchen nicht, aber einige Navi-Aussetzer und enge Schotterpisten-Auffahrten im Wald später sind wir froh, nicht aufgegeben zu haben. Die aus Stadttor, Stadtmauer, Loggia, Kirche und einigen Steinhäusern (und zumindest einer Katze) bestehende Siedlung aus dem Mittelalter birgt einen ganz eigenen Charme – dazu noch die tolle Aussicht auf Wälder, Weingärten und Hügeln. Im Aura Shop wiederum lassen sich die Delikatessen der Region in allen nur erdenklichen Varianten erstehen – von der Trüffel-Salami bis zum legendären Biska-Mistelschnaps.
Nach diesem abgelegenen Geheimtipp nehmen wir Kurs auf das Kroatien, wie man es kennt und liebt. Auf die Küstenstraße in der Kvarner Bucht haben wir uns besonders gefreut. Tatsächlich kommt zwischen Rijeka und Crikvenica ordentlich Roadtrip-Feeling auf. Hier rollt man permanent mit Blick auf die glitzernde Adria und die darin dösenden Inseln, wie Krk, entlang. Es empfiehlt sich einen Stop in einem der Urlauber-Städtchen einzulegen. Wir fahren in Crikvenica ab und stärken uns direkt an der Strandpromenade mit einer Portion – erraten – Cevapcici!
Von der Küste ins Hinterland
Bei Senj endet die Küstenfahrt abrupt, wir biegen ins Landesinnere ab. Zuerst schraubt sich unsere „Affenschaukel“ eine kehrenreiche Bergstraße hoch, danach geht es durch eine etwas karge Landschaft in Richtung Plitvicer Seen.
Auch das ist Kroatien: An den Fassaden vieler Häuser dieser Gegend sind noch die Einschusslöcher und Ruinen aus Kriegstagen zu sehen. Das sieht zugegeben deprimierend aus, doch lernt man im Zuge eines Van-Trips ein Land eben von allen Seiten kennen. Wir empfinden das als Bereicherung.
Schließlich wandelt sich die Landschaft, erinnert ein wenig an die kanadischen Rocky Mountains: Nadelwälder, Flüsse, Bären-Warnschilder. Wir nähern uns eindeutig den Plitvicer Seen. Unser heutiges Ziel liegt aber etwas abseits davon. Wir erreichen den 5-Sterne-Campingplatz Plitvice gegen 19 Uhr 30 – und staunen nicht schlecht. Das Areal, auf dem sich neben Stellplätzen auch moderne Bungalows reihen, spielt alle Stückchen: Es gib großzügige Sanitäranlagen, diverse Spielplätze, einen eigenen Raum zum Geschirrspülen und sogar ein schickes Restaurant mit Pool.
Hier scheinen eher echte Camper-Profis abzusteigen. Zu unserer Nachbarschaft gehört das seit Wochen mit einem Uralt-Wohnmobil und reichlich Whisky urlaubende britische Pärchen ebenso wie die perfekt organisierte Camper-Großfamilie aus der Schweiz. Wir machen als Gelegenheits-Camper im fortgeschrittenen Stadium mittlerweile aber auch schon gute Figur. Unser Roadsurfer-Van wird eifrig bestaunt und das Betten- bzw. Tischaufbauen und Co. ist für uns schon fast Routine. In den Campingstühlen bei einem Gläschen Wein sitzend und die am zentralen Rondo herumtollenden Kinder, flanierenden Dusch-Geher und Hundebesitzerinnen beobachtend, kommt fast ein bisschen amerikanische Vorstadt-Idylle auf. Schon ab 21 Uhr herrscht angenehme Ruhe – der Schlaf ist dementsprechend gut. Unsere einzige Furcht, der Braunbär könne unserer „Affenschaukel“ einen Besuch abstatten, bewahrheitet sich nicht.
Plitvicer Seen: Ein verborgenes Naturwunder
Wer am Camping Plitvice aufwacht, ist nur noch eine zehnminütige Fahrt vom UNESCO-Weltkulturerbe Plitvicer Seen entfernt. Diesen Startvorteil sollte man nutzen und früh los! Schon Ende April treffen wir am Nationalparkeingang ganze Reisebus-Belegschaften, Schulklassen und Ausflügler aus der ganzen Welt. Verglichen mit der Hauptsaison, dürfte das aber immer noch überschaubar sein – tatsächlich verteilen sich die Besucher auf dem fast 30.000 ha großen Areal gut.
Niemals hätten wir uns bei der Anfahrt gedacht, dass sich in den Wäldern ein solches Naturwunder verbirgt! Die Plitvicer Seen bilden den würdigen Abschluss und Höhepunkt unseres Trips. Man kann nur staunen, welches Idyll und Spektakel zugleich ein System aus Flüssen hier in die Karstlandschaft gefräst hat. Insgesamt 16 Seen reihen sich in einem mächtigen Canyon kaskadenartig auf unterschiedlichen Geländestufen. Dazwischen rauschen die unterschiedlichsten Wasserfälle an Felsen herab – der größte fast 80 Meter tief. Man spaziert über gewunden Holzstege am Wasser entlang, oft auch darüber. Überall rauscht, gurgelt und blubbert es, das Wasser hat an manchen Stellen eine fast schon surreal anmutende türkise Farbe.
Davon kann man gar nicht genug bekommen. Wir entscheiden uns deshalb für die längst mögliche Wanderung, die uns fast einmal um die gesamten Seen und in ruhige Waldabschnitte mit tollen Aussichten führt. Hierhin verlaufen sich nur noch wenige Besucher. Gegen Ende kürzen wir ein Stück mit der E-Fähre ab. Gut, dass sie uns direkt zu einer von mehreren großen Verpflegungsstationen führt (zur Abwechslung mal Burger statt Cevapcici) – am Ende unserer Halbtageswanderung haben wir immerhin rund 15 Kilometer in den Beinen.
Mission Cevapcici erfüllt
Ins Camping-Restaurant kehren wir abends auch noch ein – immerhin gilt es auf den gelungenen Van-Trip anzustoßen. Derart gute Steak werden wir zu Hause – zu diesem Preis – auch nicht so schnell finden.
An so ein Camper-Leben könnte man sich gewöhnen, doch so luxuriös muss es gar nicht sein. Gern kehren wir zu unserer „Affenschaukel“ zurück und freuen uns auf eine letzte Nacht auf vier Rädern. Sofern uns der Plitvicer-Bär nicht aufspürt, heißt es morgen nur noch gemütlich nach Wien zurückfahren und den Bus schweren Herzen wieder bei Roadsurfer abgeben.
Mehr Infos auf: roadsurfer.com
Vielen Dank an YETI, die uns auf dem Trip mit Kühlboxen und Tragetaschen ausgestattet haben.