Alpenverein bringt Hölle nach München
Foto: DAV Sektion München
Die Hölle war einfach zu gut erhalten, um sie im Alter von 120 Jahren abzureißen und zu entsorgen. Darum holt die DAV-Sektion München die legendäre Höllentalangerhütte nach München, um sie mitten in der bayerischen Landeshauptstadt wiederaufzubauen.
Vom Gebirge auf die Insel
Vinzenz Bachmann, seines Zeichens Zimmermann und maßgeblich am Wiederaufbau der Urhölle beteiligt, weiß schon, warum die Höllentalangerhütte trotz 120-jähriger Geschichte so gut erhalten ist. Sie sei weitgehend „holzwurmfrei, kein Wunder bei der Schnarcherei“. So reimt er zum Richtfest der wiederaufgebauten Hölle – wie sie liebevoll von allen genannt wird. 1894 wurde die Hütte auf dem Höllentalanger im Wettersteingebirge errichtet und diente unter anderem als Ausgangspunkt zur Zugspitz-Besteigung über die berühmte Höllentalroute.
Ende 2013 wurde die Hüttenlegende abgebaut – die Zeichen der Zeit hatten an ihr genagt und die lawinengefährdete Lage erforderte einen neuen Sonderbau. Der Urkern wurde zerlegt, war aber überraschend gut erhalten, lediglich der tiefer gelegene Bereich musste entsorgt werden. Und so kam der verantwortlichen DAV-Sektion München die Idee, die Hölle in ihrem Urzustand in der Landeshauptstadt wieder aufzubauen.
Die Blöcke wurden durchnummeriert und der Ort der Zwischenlagerung absolut geheim gehalten, „um vorzubeugen, dass jemand auf dumme Gedanken kommt. Man kann ja Maibäume stehlen, aber nicht die Hölle“, erklärt Günther Manstorfer, Vorsitzender der Sektion München.
Urgemütlich in der Urhölle
Jetzt hat die alte Hölle ihren neuen Platz gefunden: Mitten in München wurde sie innerhalb von drei Wochen wiederaufgebaut. Und zwar auf der Praterinsel, dem Stück Land in der Isar, auf dem das Alpine Museum zu Hause ist und einen großzügigen Garten hat. Dort steht die Hölle und ist Ausstellungsraum und -objekt in einem. Oder wird es werden, denn ein wenig Feinschliff am und um den Bau braucht es noch.
Vinzenz Bachmann warnte vor seiner Rede, er sei „Handwerker und kein Mundwerker“, aber da hat der Zimmerer tief gestapelt. Er munkelte weiter, die Hütte könne ja anderweitig genutzt werden; „nach zu vielem Bier / dient sie nach der Wiesn als Schlafquartier“. So weit wird es der Alpenverein nicht kommen lassen, aber „urgemütliche Feste soll es in der Urhölle durchaus geben“, wünscht sich Günther Manstorfer.
Der Aufbau der neuen Höllentalangerhütte am alten Standort im Wettersteingebirge war ein komplexes Unterfangen: 5.5 Millionen Euro kostete der Bau, der über ein Jahrzehnt der Planung erforderte. Da keine Zufahrtsstraße zur Hütte führt, musste jeder Nagel eingeflogen werden.