Den Geistern zum Trotz: Silvester ohne Feuerwerk und Böller
Foto: mauritius images / Ludwig Mallaun /
von Christina Schwann
Silvester ohne buntes Feuerwerk, ohne Böller und Krach? Geht das überhaupt? Ja, also warum nicht einmal aus der Norm ausbrechen und zugunsten von Wild- und Haustieren Silvester ganz ohne großen Lärm feiern. Wir zeigen euch, warum ein Silvester ohne Böller Sinn macht und welche Alternativen es für einen dennoch wunderschönen Rutsch ins Neue Jahr gibt.
Der Brauch besagt, dass man mit Böllern – je lauter desto besser – böse Geister vertreiben muss, um gut ins Neue Jahr starten zu können. Aber ganz ehrlich, glauben wir wirklich an die bösen Geister oder ist es eher die Faszination des Zündelns und Lärmens, die vielleicht in unseren Genen steckt?
Fünf Gründe, warum man auf die Knallerei verzichten sollte
1. Den eigenen Ohren und jenen von Tieren zuliebe
Die sogenannten „Schweizer Kracher“ enthalten einen Blitzknallsatz und dürfen in Österreich seit 2013 nicht mehr verkauft und seit 2016 auch nicht mehr besessen oder verwendet werden. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Der Knall ist dermaßen laut, dass er das Ohr massiv schädigen kann. Knallfrösche gibt es immer noch, sie sind weniger laut, aber für Kleinkinder, Haustiere und vor allem für Wildtiere, die ein äußerst sensibles Gehör haben, immer noch extrem laut und furchteinflößend.
Wer selber Haustiere hat, der weiß, welchen Stress die Knallerei bei Hund, Katze, Kaninchen, etc. auslöst und man leidet mit. Wildtiere sehen wir meist nicht, aber in der Tat fliehen sie in Panik – oft verwirrt, landen auf Straßen und nicht selten kommt es zu Verkehrsunfällen. Dasselbe gilt für Vögel aller Art, die aufgescheucht umherfliegen und über Stunden nicht mehr zur Ruhe kommen.
Übrigens, wer das Glück hat, Silvester auf einer Hütte am Berg oder sogar auf einem Gipfel zu feiern, der sollte sich ganz besonders darüber bewusst sein, was der Lärm von Böllern und Raketen für das Wild bedeutet.
2. Die Luft zum Atmen brauchen wir noch
Wir wissen es alle, jede Tageszeitung berichtet am 1. Jänner darüber: die Feinstaubbelastung steigt in der Silvesternacht kurzfristig ums bis zu 6.000-fache an! Bei den Schwermetall-Partikeln handelt es sich um Barium, Strontium und Kupfer, jene Stoffe, die für die Farben in den Raketen verantwortlich sind. Da die Filterwirkung des Nasen- und Rachenraums für diese feinen Teilchen nicht ausreicht, erreichen sie die Lunge. Ganz kleine Teilchen gelangen sogar bis in die Lungenbläschen, wo sie nur sehr langsam oder gar nicht mehr entfernt werden. Unsere ohnehin hohe Feinstaubbelastung wird in Verbindung gebracht mit Allergien, Lungenkrebs, gesteigertem Risiko für Mittelohrentzündungen und sogar einer Beeinträchtigung des Nervensystems.
In diesem Sinne sollte man wirklich überlegen, ob man selber auch noch aktiv zur Feinstaubbelastung beitragen soll.
3. Am Müll will keiner ersticken
So schön das gemeinsame Feiern auch sein mag, so wie die Straßen am Morgen danach aussehen, ist es wirklich nicht mehr feierlich. Als wäre jegliche Moral an diesem letzten Tag im Jahr ausgeschaltet. Als wüssten wir nicht, dass jemand anderes den Müll wegräumen muss, als wäre uns nicht bewusst, dass die Plastikkappen der Raketen weit verstreut auf den Wiesen liegen, dass Tiere diese fressen, sich vergiften oder sogar daran ersticken könnten.
4. So ein mieser ökologischer Fußabdruck muss nicht sein
Der überwiegende Großteil an Böllern und Raketen stammt aus China. Hergestellt zu Billigstlöhnen werden sie im Anschluss um die halbe Welt transportiert. Das ist das Gegenteil von nachhaltig.
5. Man muss das Geld ja nicht verheizen
Würde uns jemand um einen 50-Euroschein bitten, damit er den Kachelofen damit anheizen kann, würden wir ihm wohl den Vogel zeigen. Aber immerhin, er hätte dann für einige Stunden wohlige Wärme geschaffen. Da zünden wir in Österreich lieber Raketen im Wert von 10 Millionen Euro und in Deutschland – festhalten! – im Wert von 137 Millionen an und freuen uns für ein paar Sekunden über einen künstlich erzeugten bunten Sternenregen, bevor wir wieder im kalten Dunkeln stehen. Echt jetzt?
Aufbruch ins Neue Jahr – fünft Tipps für Alternativen
In einer Zeit, in der wir wirklich ein ernsthaftes Problem mit dem Klimawandel haben und in der uns die globalen Konsumzwänge unter ein Joch zu zwingen versuchen, sollten wir den Mut haben, aus alten Mustern auszubrechen und das Neue Jahr einmal grundlegend anders anzugehen – im Sinne einer Veränderung für die ganze Welt. In der Tat geht es ja auch ganz anders. Wir haben hier fünf Tipps für euch, sanft ins Neue Jahr zu rutschen – den Geistern zum Trotz sozusagen:
1. Fackeln
Egal ob man eine kleine Fackelwanderung macht oder die Fackeln in den Schnee steckt, Wege ausleuchtet oder den Garten damit schmückt, ihre große Flamme trotzt dem Wind und hat was Altertümliches an sich. Und das Beste an der Sache – man kann Fackeln ganz einfach selber machen. Dazu benötigt man lediglich ein Stück Leinenstoff, eine Paketschnur, ein Stück Pappkarton als Tropfschutz, ein Rundholz und Kerzen- oder Wachsreste.
2. Kerzenhöhle
Ein besonders schönes Licht ergeben mit Kerzen bestückte Schneehöhlen. Auch hier können die Kinder mithelfen und schon am Nachmittag die Kerzenhöhlen im Schnee bauen – oder gleich eine ganze Burg, die man in der Nacht wunderbar beleuchten kann.
3. Lagerfeuer oder Brennschale
Wo es möglich ist (mögliche Brandgefahren beachten!) kann man ein Lagerfeuer machen. Sehr zu empfehlen sind auch Brennschalen aus Metall, die es in diversen Größen gibt und die etwas erhöht stehen. Lässt man die Spitzen von Stöcken anbrennen, kann man einen Funkenregen durch die Nacht ziehen – nach Möglichkeit mit genügend Abstand zu anderen Personen wohlgemerkt. Wenn kein Schnee liegt und die Brandgefahr insgesamt aufgrund der Trockenheit groß ist, dann sollte man allerdings auf das Feuer verzichten.
4. Ein Reigen bunter Laternen
Wenn jeder der Gäste eine Laterne mitnimmt, die Kinder noch ihre selbstgebastelten Laternen vom Martins-Umzug bereitstellen, dann kann man den ganzen Garten oder den Balkon ausleuchten. Sehr schön ist es auch, wenn man die Laternen an die Zweige von Bäumen hängt.
5. Das Neue Jahr als Lichterkette
„2019“ als Lichterkette ausgesteckt – davon hat man länger etwas, als nur wenige Minuten wie bei einem Feuerwerk. Die Kerzen brennen lange und während man gemütlich mit dem Sekt anstößt, schmelzen sie sich langsam in den Schnee.
Zum Abschluss noch zwei Tipps:
- Sternspritzer sind natürlich schön, aber sie enthalten große Mengen an Bariumnitrat, das ziemlich giftig ist. Abgesehen davon werden sie meist in Ländern der Dritten Welt hergestellt – muss also nicht sein.
- Beim Kauf von Kerzen oder Fackeln sollte man darauf achten, dass sie kein Palmöl enthalten. Nach Möglichkeit kauft man diese bei einem heimischen Produzenten.
In diesem Sinne wünschen wir euch einen wunderbaren Rutsch ins Jahr 2019, der nicht auf Kosten anderer geht und unsere Welt vielleicht sogar um ein kleines Stückchen besser macht!
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