Achtsam Klettern: 4 Tipps von Angy Eiter
Foto: Günter Durner
von Klaus Haselböck
Top-Klettererin Angy Eiter verrät, wie wir gemeinsam den Sport nachhaltiger machen und dabei das Erlebnis stärken.
Seile recyclen lassen
Klettern ist mein Sport, mein Leben und ich verbrauche zwei bis drei Seile pro Jahr. Besonders gern verwende ich das nachhaltige „Swift Eco Dry“ von Edelrid und zukünftig auch das neue „Neo“, das zur Hälfte aus recycelten Seilresten besteht, die bei der Produktion anfallen. Taugt ein Seil nach etlichen Stürzen nicht mehr für das Vorstiegsklettern, verwende ich es gerne zum Einbohren von Routen. Am Ende seiner Laufzeit schicke ich nun auch das „Neo“ wieder an den Hersteller zurück oder direkt an Upcycling-Unternehmen. Somit kommt es wieder in den Umlauf. Alte Seile sollten ohnehin nicht im Mistkübel landen: Segler sind an dem Rohstoff interessiert, um daraus Tauwerk für die Schiffe herzustellen. Firmen wie „ne-ia“ stellen daraus auch Gürtel, Taschen und Geldbeutel her. Was meine Kletterschuhe angeht, schaue ich, dass ich sie so lange wie möglich verwende und später gesammelt zum Wiederbesohlen an La Sportiva zurückschicke.
Überlegt einbohren
Bevor wir eine neue Route einbohren, sollten wir uns immer fragen: Macht die Linie überhaupt Sinn? Und wenn ja: wie kann ich sie bestmöglich anlegen? Auch die Ressource Fels ist nicht unbegrenzt vorhanden und hat es verdient, dass wir sie überlegt verwalten. Routen gut zu bohren, setzt viel Erfahrung mit dem Klettern und dem Material voraus.
Es sollte selbstverständlich sein, lediglich stabile langlebige Haken zu verwenden – in Regionen am Meer am besten geklebte A4-Stähle, die mehr als fünfzig Jahre halten. Genauso sollen die Pläne vorab mit den Anrainern und der Gemeinde abgesprochen werden. Eine wertschätzende Beziehung ist wichtig. Erst recht, wenn die Felsen auf Privatbesitz stehen – denn die Eigentümer können zumeist auch ohne Kletterer leben. Auch das ist gelebte Nachhaltigkeit.
Vor der eigenen Haustür
Der Zulauf in die Klettergebiete hat in den letzten Jahren rasant zugenommen und damit leider auch das Müllproblem. Herumliegende Taschentücher und Plastikflaschen, die achtlos weggeworfen werden, machen mich traurig. Felsklettern ist ein Sport, der in der Natur stattfindet und entsprechend achtsam sollten wir mit ihr umgehen. Über Stunden tüfteln wir Griff für Griff und Tritt für Tritt an einer Route. Genauso konzentriert blicken wir uns nachher um: es bleibt nichts liegen und wir verlassen die Plätze, an denen wir geklettert sind und eine gute Zeit hatten, sauber und trennen danach den Müll, der im Laufe des Tages entstanden ist.
Wenn wir außerdem noch regionale Produkte kaufen, helfen wir weite Lieferwege zu vermeiden. So stärken wir die lokale Bevölkerung und das Klettern wird zu einer viel größeren Idee.
Bewusst und weniger
Ein- bis zweimal im Jahr länger zum Klettern zu verreisen ist nachhaltiger, als ständige Kurztrips. Der Verzicht – von unnötigem Konsum bis hin zu langen Flugreisen – ist die nachhaltigste Methode unseren persönlichen Beitrag in der Welt zu leisten. Vor allem in den letzten beiden Jahren habe ich gemerkt, wie viele Gebiete ich in meiner Heimat rund um Imst noch gar nicht kenne. Von den besonderen Momenten, die ich dort erlebe, zehre ich mindestens genauso lange und brauche gar nicht erst in ein Flugzeug zu steigen. Ich erlebe es fast als eine Befreiung, wenn ich mit leichtem Gepäck und gemeinsam mit meinen Kletterpartnern mit einem Auto anreise. Es muss nämlich gar nicht immer noch mehr sein, sondern es hat einen viel größeren Wert in die Zufriedenheit zu kommen.
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