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Die 10 verrücktesten Fasnachtsbräuche der Alpen

Aktuelles

6 Min.

19.02.2020

Foto: Melitta Abber / Fasnachtsarchiv Imst

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von Martin Foszczynski

Hexen, Narren, Schweineblasen. Wenn der Winter seinen letzten Kampf gegen den Frühling ausficht, geht es in manchen Alpenregionen ohrenbetäubend laut und sehr schrill zu. Wir stellen euch 10 der verrücktesten Faschingsbräuche in Österreich, Bayern, Südtirol und der Schweiz vor.

Mit der Fasnacht, wie der Fasching im Alpenraum genannt wird, ist es so eine Sache: so wirr sich das Treiben in der „fünften Jahreszeit“ präsentiert, so unklar bleibt auch der eigentliche Ursprung der Fasnachtsbräuche. Der Begriff könnte vom althochdeutschen fasta (fasten) stammen und das ausgelassene Feiern vor dem Beginn der langen Fastenzeit bezeichnen. Doch auch Verbindungen zu vorchristlichen Riten, die sich um Fruchtbarkeit, Dämonen und den Wechsel vom Winter zum Frühling drehen, sind möglich.

Egal – fest steht, dass die Fasnachtsbräuche Ende Februar vielerorts im Alpenraum mit großem Trara, oft sehr langer Tradition und erstaunlichem Facettenreichtum gepflegt werden.


1. Faschingsrennen in der Steirischen Krakau

Steiermark

Das Faschingsrennen in der Steirischen Krakau gehört zu den ältesten Fasnachtsbräuchen in der Steiermark – und zu den verrücktesten! Einer bunten Truppe von 60 Faschingsnarren in traditionellen Kostümen obliegt es, durch ohrenbetäubenden Lärm und Getöse die Dämonen des Winters auszutreiben. Dazu laufen sie am Rosenmontag („Damischer Montag“) schon lange vor dem Morgengrauen, um 3 Uhr 30, aus, um das beschauliche Krakautal mit Geschrei, Kuhglocken und Schellen heimzusuchen.

Vor jedem Hof macht die Truppe – bestehend aus 30 „Schellfaschingen“ in kurzen Lederhosen und mit Spitzhut, „Glockfaschingen“, dem „Hühnergreifer“ und dem „Rosshändler“ – Halt. Der „Wegauskehrer“ muss die von den Bauern aufgestellten Hindernisse überwinden, damit die „milden Gaben“ kassiert werden können. Es folgt der traditionelle und etwas verwirrende Kranzltanz. Abends um 19 Uhr muss das Treiben beendet sein, sonst wird das „Ross“, das aus zwei verkleideten Burschen besteht, vom Teufel geholt.

Das Faschingsrennen, das auf eine Legende aus dem 17. Jahrhundert zurückgeht, wird an den geraden Kalenderjahren in Krakauschatten, an ungeraden in den Nachbarsgemeinden Krakaudorf und Krakauebene durchgeführt.

  • Wann: 24. Februar (Rosenmontag)
  • Wo: Krakauschatten
  • Infos

2. Allgäu: „Butzelarva“ in Bad Hindelang

Bayern

In Bad Hildelang findet jährlich einer der größten Faschingsumzüge des Allgäus statt. Und wenn die schaurigen „Butzelarva“ den Schaulustigen einen richtigen Schreck einjagen, dann liegt das auch an der gekonnten Arbeit der Maskenschnitzer, die mit ihrem Handwerk einen mehr als 200 Jahre alten Fasnachtsbrauch am Leben erhalten. Die grausigen Masken – hier im bayerischen Ostrachtal auch Larven (Lateinisch: larva, Geist oder Gespenst) genannt – werden  traditionell aus einem Lindenstamm gefertigt und wetterfest lackiert.  

Am Fasnachtssonntag ziehen die Burschen in Lederhosen los – über die Schultern haben sie ein Schaffell geknotet, darüber hängen die Schellen und sorgen für einen Heidenlärm. Einige führen auch Peitschen mit, an deren Ende mit einer Schnur eine oder mehrere Schweinsblasen befestigt sind. Damit wird besonders gerne auf junge Frauen geschlagen („Anhutzen“) – womit wir wieder bei Fruchtbarkeits- , oder zumindest Flirt-, Ritualen wären.

  • Wann: 23. Februar, 13:29 Uhr
  • Wo: Hauptstraße von Bad Hildelang
  • Infos

3. Salzkammergut: Ausseer Fasching mit Flinserlumzug

Steiermark

Am Faschingsmontag und Faschingsdienstag übernehmen die „Maschkera“ – bestehend aus Flinserl, Trommelweibern und Pless – die Straßen und Plätze von Bad Aussee, um dem Winter den Garaus zu machen. Als Höhepunkt gilt der Flinserlumzug am Faschingsdienstag. Der nachweislich seit 1767 gepflegte Brauch ist einzigartig im Alpenraum und wirklich sehenswert. Flinserl – eine Art Frühlingsboten – rekrutieren sich aus ausgewählten Ausseer Familien und tragen aufwendig mit bunten Tuchflecken und Silberpailletten (Flinserl) bestickte Kostüme. Nicht umsonst erinnern diese prunkvollen Gewänder an venezianische Karnevalsmasken – sie sollen einst tatsächlich von Salzfuhrleuten aus Venedig im Ausseerland eingeführt worden sein.

Die Flinserl unterhalten die Leute mit deftigen Gstanzln, deren Ende die Kinder jeweils mit einem langgezogenen „Nuuussss! Nuuussss!“ quittieren. Damit wollen sie Nüsse, Orangen und Süßigkeiten herausschlagen, die sie auch bekommen, sofern sie ihnen kein Erwachsener wegschnappt. Doch dem wird sogleich von einem der Zacherl, die die Flinserl als Diener begleiten, mit einer aufgeblasenen Saublase heftig auf die Finger geklopft. Als Abschluss ihres fröhlichen Umzugs, der sie mehrmals durch den Ort führt, geben die Ausseer Flinserln ihren Flinserltanz am Hauptplatz zum Besten.

Die Trommelweiber, die am Faschingsmontag durch den Ort ziehen und für ohrenbetäubenden Lärm sorgen, sind übrigens Männer – verkehrte Fasnacht-Welt.

  • Wann: 24. und 25. Februar
  • Wo: Bad Aussee
  • Infos

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4. Karwendel: Unsinniger Donnerstag in Mittenwald

Bayern

Mit dem Mittagschlag der Pfarrkirche St. Peter und Paul erreicht am „Unsinnigen Donnerstag“ in Mittenwald das Faschingstreiben seinen Höhepunkt. Es gilt nach dem langen Winter in der Alpenwelt Karwendel wieder den Frühling herbeizutanzen. Dazu springen die zwölf Schellenrührer – mit handgeschnitzten Masken und in kurzen Lederhosen  – aus einem der historischen Hauseingänge im Ortskern und machen sich im rythmischen Hüpfschritt auf den Weg. Ein Dreizehnter, der Frühlingsbote, trägt den Lebensbaum auf seinem Kopf. Am Nachmittag folgen dann allerlei weitere Gestalten: Hexen („Beserer“), die den Weg freikehren, die Pfannenzieher, die Goaßlschnalzer und sogar ein Bär.

Auch geschmaust kann am unsinnigen – oder „fetten“ – Donnerstag nochmal, bevor die Fastenzeit anbricht. Carne vale – Fleisch, leb wohl! – heißt es im Italienischen. Einst war im Februar auch der letzte winterliche Schlachttermin und die Krapfen mussten ins Schmalz, bevor es verdarb.

  • Wann: 20. Februar
  • Wo: Mittenwald
  • Infos

5. Axamer Wampelerreiten

Tirol

In Axams, einem Ort im Westlichen Mittelgebirge oberhalb von Innsbruck, geht es am Unsinnigen Donnerstag ganz schön rau zu. Der Brauch will es, dass die Reiter die sogenannten Wampeler auf den Rücken werfen – diese fallen aber ganz weich, denn in ihren Buckeln und „Wampen“ (dicken Bäuchen) steckt jede Menge Heu. Wer besonders oft in den Dreck musste lässt sich an den ursprünglich ganz weißen Gewändern der Wampeler leicht erkennen. Der Kampf ist Teil des Axamer Fasnachtsumzuges und symbolisiert das Ringen zwischen Winter und Frühling.

  • Wann: 20. Februar
  • Wo: Axams
  • Infos

6. „Auskehren“ in Imst

Tirol

Die „Hexemuater“ steckt schon Wochen vor der Veranstaltung in den Vorbereitungen. Am Abend des Fasnachtsdienstags muss dann alles reibungslos ablaufen, wenn sich 300 Maskenträger ans „Auskehren“ machen. Der Aufzug beginnt mit den Laberagruppen, gefolgt von den Aufzugs-Wagelen und der Bärenbande – dann kommt der große Auftritt der Hexen. Einige Masken messen während des Umzugs mit Burschen ihre Kräfte. Wird der Besen einer Hexe gepackt, so nennt man das „Zurfen“.

  • Wann: 25. Februar, 20 h
  • Wo: Imst, ab Hotel Hirschen
  • Infos

7. Feldkircher Fasnachtsumzug

Vorarlberg

Der Feldkircher Faschingsumzug am Sonntag ist der größte und älteste Umzug Vorarlbergs – über 3.000 Mäschgerl aus dem Vierländereck nehmen alljährlich teil. Das närrische Wochenende startet aber schon am Samstag, 18.2., mit der traditionellen Narrenmesse im Dom, anschließend gehört die Stadt den Guggamusikern. Die geben eine stark rhythmisch unterlegte und absichtlich „falsch“ anmutende Blasmusik zum Besten.

  • Wann: 15. und 16. Februar
  • Wo: Feldkircher Innenstadt
  • Infos

8. Vinschgau: Pfluagziachn in Stilfs

Südtirol

Der Fasching in Südtirol ist besonders stark mit uraltem Brauchtum verwoben. Besonders im Vinschgau haben sich einige erstaunliche Fasnachtsbräuche erhalten. Beim „Pfluagziachn“ etwa, das alljährlich in Stilfs stattfindet, soll ein Umzug mit „Schimmel“, sechs Ochsen und Pflug quer durch das Dorf die bösen Geister des Winters verjagen und den Bauern Glück fürs neue Jahr bringen. Verschiedenste Gestalten in ungewöhnlichen Maskierungen tragen parodistisch aus dem Stegreif diverse Konflikte zwischen Dorfgruppen aus, wobei die Frauenrollen traditionell von den Männern übernommen werden.

  • Wann: 22. Februar 2020 (Das Pfluagziachn in Stilfs findet alle zwei Jahre statt)
  • Wo: Stilfs
  • Infos

9. Zusslrennen in Prad am Stilfserjoch

Südtirol

Auch beim alljährlichen „Zusslrennen“ am „Unsinnigen Donnerstag“ in Prad am Stilfserjoch wird ein Pflug durch den Ort gezogen. Dahinter „sät“ der Sähmann Sägemehl über die Zuschauer. Hauptfiguren sind aber die Zusseln – von Kopf bis Fuß weiß gekleidete Gestalten, die bis zu 20 Kilo schwere Kuhschellen umgeschnallt haben und damit einen Höllenlärm machen. Damit vertreiben sie den Winter und wecken die schlafende Natur.

Ebenfalls in Prad praktiziert wird das „Maschgern“. Dabei ziehen verschiedene Paare, die Maschger, tanzend von Gasthaus zu Gasthaus und lassen sich im Anschluss bewirten.

  • Wann: 20. Februar
  • Wo: Prad am Stilfserjoch
  • Info

10. Tschäggättä im Lötschental

Schweiz

In der Abgeschiedenheit des Lötschentals im Oberwallis sind seit jeher viele Mythen und Sagen entstanden. Zur Fasnachtszeit streifen dort die „Tschäggätta“ – furchterregende, mit Pelzen umhüllte Masken tragende Gestalten – umher und jagen allen, die sich nach Feierabend noch auf den Straßen befinden, einen gehörigen Schrecken ein. Der Brauch wird zwischen dem katholischen Feiertag „Maria Lichtmess“ und dem „Gigiszischtag“ (dem Dienstag vor dem Aschermittwoch) praktiziert. Als Höhepunkt gelten der traditionelle Tschäggättu-Umzug von Blatten nach Ferden (Start 20:00 Uhr Dorfplatz) am 20. Februar und der Lötschentaler Fasnachtsumzug in Wiler am 22. Februar.

  • Wann: 20. und 22. Februar
  • Wo: Blattern und Wiler
  • Link

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