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Huberbuam

Die 100-Jährigen, die senkrechte Felsen besteigen

• 5. Dezember 2017
3 Min. Lesezeit
von Sissi Pärsch

Die Huberbuam werden 100 – zumindest zusammen. Ein perfekter Anlass, um das Leben des bayerischen Ausnahme-Brüderpaars in einer Bergwelten-Doku einzufangen. Am 11.12. präsentiert Servus TV „100 Jahre Huberbuam: Bluad is dicker ois Wossa.“ Von unschlagbar bis tief verletzlich – wir haben mit Thomas (51) und Alexander (49) gesprochen.

Der 51-jährige Thomas und sein 49-jähriger Bruder Alexander hängen so fix in der Historie des Klettersports wie nur wenige Athleten. Gemeinsam haben sie Speed-Rekorde aufgestellt, die schwierigsten Routen und anspruchsvollsten Gipfel bezwungen. Sie haben jedoch auch tiefe Täler erlebt, Konflikte ausgetragen und sind getrennte Wege gegangen. Dennoch: Die Huberbuam stechen besonders durch ihre sehr besondere Brüderkonstellation in der Alpinwelt heraus – ein Team auf Lebenszeit.

Huberbuam
Foto: ServusTV Timeline Production
Huberbuam
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Sissi Pärsch: Thomas, Alexander, wenn man euch in der Seilschaft erlebt, denkt man: stärker geht’s nicht! Und zugleich erlebt man euch auch immer wieder in Situationen, wo man denkt: explosiver geht’s nicht...

Thomas: Genau so ist es auch. Wenn unsere Schnittstellen bei einem Projekt passen, dann sind wir unschlagbar. Wenn nicht, dann sind wir schwächer als jedes andere Team. Wir können uns zu Höchstleistungen tragen – oder uns gegenseitig den Boden unter den Füßen wegziehen.

Woran liegt das?

Alexander: Mit Brüdern ist das ähnlich wie in einer Ehe. Im engen, vertrauten privaten Raum gibt es die schlimmsten Fights, weil es besonders emotional ist und du nicht auskommst. Du kannst nicht einfach „Ciao“ sagen und getrennte Wege gehen wie mit anderen Kletterpartnern. Wir können uns noch nicht einmal scheiden lassen. Brüder sind wir auf Lebenszeit.

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Thomas und Alexander Huber
Foto: Heinz Zak
Thomas und Alexander Huber

Und ihr seid nicht einfach nur ein Brüderpaar. Ihr habt auch gemeinsam den Schritt in die Bergsportkarriere gemacht. Habt Ihr Euch schon damals gegenseitig angespornt?

Thomas: Wir hatten das Glück, dass wir einen bergbegeisterten Vater hatten, der uns beide gleichermaßen angesteckt hat. Die spielerische Leidenschaft ging für uns ganz natürlich in Sport über. Wir waren immer zusammen unterwegs, vom Apfelbaum übern Heustadl bis zur Felswand. Und natürlich haben wir wahnsinnig voneinander profitiert. Hätten wir uns nicht gehabt, hätten wir niemals diese Träume entwickeln können. Wir wussten, dass es dazu eine Seilschaft brauchen würde – und die hatten wir uns schon früh versprochen.

Ihr seid als Huberbuam eine der berühmtesten Seilschaften geworden – war der Druck dadurch nicht auch enorm?

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Alexander: Ich denke schon und das in mehrerlei Hinsicht. Wenn ich jemanden in der Seilschaft nicht enttäuschen oder ausbremsen will, dann meinen Bruder. Und zugleich sind wir natürlich auch zu einer Marke gewachsen.  

Thomas: Die Huberbuam sind geboren in einer Zeit, wo wir Jugendliche waren. Alexander war 14, ich 16 als wir unsere erste Erstbegehung durchgezogen haben. Damals entstand der Begriff und ab da waren wir die Huberbuam, eine Einheit, eine unglaublich geschlossene Gemeinschaft. Ich habe erst im Laufe der Jahre gelernt, dass wir es in dieser Intensität gar nicht brauchen.

Thomas und Alexander Huber als Kinder
Foto: Huberbuam
Thomas und Alexander Huber als Kinder

Inwiefern?

Thomas: Die Erwartungshaltung an die Huberbuam war sehr hoch – ob von außen oder zwischen uns. Wir sind aber eben auch unterschiedliche Typen und wenn unsere Schnittmengen nicht richtig passen, werden wir brutal verletzlich. Ich habe gelernt Alexander einzugestehen, zu tun und zu lassen, was er will - eben auch loszulassen.

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Sind denn die Huberbuam mit 100 Jahren ruhiger und weiser?

Thomas: Teilweise. Wir tragen noch immer unsere Konflikte aus, machen dieselben Fehler und verletzen uns immer wieder. Doch die Wellen werden etwas glatter und schäumen nicht mehr so auf.

Alexander: Jeder wird auf andere Art älter. Es ist eben ein ständiger Prozess. Aber wir wissen vor allem, wie groß der gegenseitige Respekt ist.

Alexander, was hat Dein großer Bruder wie kein anderer?

Eine unheimliche Begeisterungsfähigkeit.

Thomas, was hat Alexander wie kein anderer?

Eine unheimliche Geradlinigkeit.

Und was ist Alexanders größte Schwäche, Thomas?

Dass er immer Recht hat. Einfach immer.

Und Thomas’ Schwäche, Alexander?

Dass er genau das von mir denkt – weil das ist ein Schmarrn.

Besten Dank, Thomas und Alexander. Wir freuen uns sehr auf den Film!

ServusTV Österreich zeigt die Bergwelten-Dokumentation am Montag, den 11. Dezember ab 20:15 Uhr. Im Anschluss ab 21:15 Uhr sind Alexander und Thomas Huber zu Gast bei Sport & Talk aus dem Hangar-7.

Bei ServusTV Deutschland geht es um 21:15 los und um 23:15 startet dann Sport und Talk aus dem Hangar-7.

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