Die besten Anfänger-Tipps fürs Langlauf-Skating
Foto: Bergwelten/ Martin Foszczynski
von Martin Foszczynski
Rechtzeitig zu unserer Ankunft in Krün hat eine Kaltfront die Alpenwelt Karwendel doch noch in ein Winter-Wunderland verwandelt. Wir haben die weiße Kulisse und kräftigen Minustemperaturen für einen Anfänger-Kurs im Skating genutzt – die besten Tipps vom Langlauf-Experten Thomas Pfund (Skischule Krün-Wallgau) lest ihr hier.
Unser erster Eindruck an unserem Winter-Hüttenwochen-Ziel, der Alpenwelt Karwendel: Das ist in Wahrheit Kanada. Anders kann man die Szenerie beim vorsichtigen Rollen über die schneebedeckte Mautstraße von Vorderriß nach Wallgau (unbedingt mit Winterreifen!) nicht beschreiben. Rund um den Sylvenstein-Stausee und entlang der eisigen Isar biegen sich die Äste des dichten Nadelwalds unter frischgefallenen Schneepolstern, die umliegenden Hänge des schmalen Tals sind bis zu den Gipfeln angezuckert. Und tatsächlich verläuft etwas unterhalb der Mautstraße, direkt neben dem Fluss, die sogenannte „Kanadaloipe“ wie uns Thomas Pfund von der Skischule Krün-Wallgau heute Vormittag aufklärt.
Kanada im Karwendel
Besagte Kanadaloipe – übrigens nur eine von fünfzehn im Langlauf-Paradies Alpenwelt Karwendel, das unter anderem die aus Wallgau stammende Biathlon-Olympiasiegerin Magdalena Neuner hervorgebracht hat – ist für uns noch eine Spur zu anspruchsvoll. Wir wollen nämlich Skating erlernen, das durch seine ans Schlittschuhlaufen erinnernde Bewegung gegenüber dem klassischen Stil technisch schwieriger ausfällt. Für die meisten von uns ein erster Versuch – für den laut Thomas die kleine „Friedhofsrunde“ (nein, sie ist nicht so halsbrecherisch wie ihr Name vermuten lässt) auf einer weiten Fläche hinterm Waldfriedhof Krün völlig ausreicht. Landschaftlich steht sie in die umliegende Bergwelt gebettet den längeren Routen um nichts nach.
Die besten Tipps, die wir hier in Sachen Skating für Anfänger in rund zwei Stunden gelernt haben, möchten wir mit euch teilen.
Tipp 1: Stöcke weglassen
Für manche von uns kam das überraschend, doch bevor wir überhaupt zum ersten Mal die Langlaufstöcke in die Hand nehmen, lässt uns Thomas eine Reihe von Übungen ohne diesen wesentlichen Bestandteil der Langlaufausrüstung absolvieren. Das bewirkt zwar, dass wir zunächst öfter am Hintern landen als grazil durch den Schnee gleiten, doch dadurch wird das Balancegefühl gefördert.
Grund-Übung Balance:
Wir gehen leicht in die Knie und bewegen uns mit Schlittschuhschritten vorwärts. Nach dem Diagonalprinzip geht dabei stets die rechte Hand zum linken Fuß und umgekehrt.
Wer am Anfang Schwierigkeiten hat, das Gleichgewicht zu halten, kann die Hände auf die Knie legen und diese leicht zusammendrücken.
Variationen:
Die Übung einmal tief geduckt, dann wieder möglichst aufrecht durchführen.
Bewusst die Beine schließen (Langlaufschuhe berühren einander) ehe der Schwerpunkt wieder auf die andere Seite verlagert wird.
Einen Tennis- oder Softball mit der Hand der Gleitski-Seite zur anderen Hand werfen und fangen. Durch die Konzentration aufs Ballspiel wird die Ski-Bewegung automatisiert.
Mit den Armen Schwimmbewegungen (logischerweise Brustschwimmen, nicht Kraulen!) in Bewegungs-Richtung des Gleitskis ausführen.
Die Hände hinterm Rücken verschränken und drei Mal stark abstoßen, dann mit dem aufgenommenen Tempo drei lange Züge machen.
Tipp 2: Kompakt stehen
Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, sollte man versuchen, möglichst mittig über dem Gleitski zu stehen. Dabei geht man leicht in die Knie, um ein möglichst kompaktes Körper-System zu etablieren. Der Körperschwerpunkt darf nicht zu weit hinten liegen – bei idealer Ausführung sollten sich Schulter und Knie der „Gleitski“-Seite jeweils auf einer Linie befinden.
Tipp 3: Mit Weitblick
Der (verkrampfte) Blick sollte sich dabei im Laufe der Zeit von den Skispitzen lösen und im Idealfall einen Punkt am Horizont – z.B. einen Heuschober – fixieren.
Tipp 4: Richtiger Stockeinsatz
Spät aber doch greifen wir schließlich zu den Stöcken – sofort stehen wir sicherer auf den Beinen und das Skaten fällt um einiges leichter. Dennoch gibt es laut Thomas auch beim Stockeinsatz einige Fehlerquellen, die man vermeiden sollte.
Um die Stöcke möglichst effizient einzusetzen, sollte man sie
auf der Höhe der Bindung
relativ nah am Körper
und in einem spitzen Winkel einstechen.
Richtig skaten: So geht's
Tatsächlich sind wir nach der Absolvierung dieser Übungen in der Lage, eine vollständige Runde im Skating-Stil um das Feld zu drehen (circa zwei Kilometer) – über die Eleganz lässt sich freilich noch streiten.
Die hier gegebenen Ratschläge geben euch eine erste Orientierungshilfe – es empfiehlts sich aber jedenfalls, einen mehrstündigen Kurs wie jenen der Skischule Krün-Wallgau zu buchen. Danke an Thomas, dass er uns so geduldig die grundlegenden Skills beigebracht hat. Noch ein bisschen daran feilen, dann können wir damit auch den Rest der Alpenwelt Karwendel durchgleiten.
DSV-Profi: Wachsen für Anfänger
Technik ist beim Langlaufen, ob Skating oder klassisch, allerdings nur die halbe Miete – das unbeschwerte Dahingleiten hängt auch maßgeblich vom richtigen Wachsbelag ab (man frage nur die Deutschen Athlet/Innen bei der nordischen Heim-WM 2021 in Oberstdorf).
Wie man richtig wachselt, kann wohl kaum jemand besser beantworten als Max Achatz, seit 25 Jahren Chefwachsler beim Deutschen Skiverband. Der Mitfünfziger wohnt in Krün und empfängt uns dankenswerterweise zu einer kleinen Privat-Audienz, bevor es in wenigen Tagen mit dem Team wieder weiter nach Frankreich geht.
Was Max aus dem Näh- ähm – Wachskästchen plaudert, würde mehrere Blog-Beiträge füllen – wir beschränken uns hier auf seine besten Tipps fürs Wachsen von Skating-Skier.
Anders als Klassik-Skier, die im mittleren Bereich unter der Bindung eine Steigzone haben, fällt die Behandlung von Skating-Latten wesentlich unkomplizierter aus:
Hobby-Sportlern, die sich nicht ewig mit Wachsen aufhalten wollen, empfiehlt Max Achatz ein Flüssigwachs, das ähnlich einer Schuhpaste unkompliziert auf den Ski aufgetragen wird.
Nach einer kurzen Aushärtungsphase wird es noch leicht ausgebürstet – fertig.
Mit einer Flüssigwachs-Behandlung kann man rund 50 Kilometer fahren – danach kann es einfach neu aufgetragen werden. Max Achatz empfiehlt die Skier vor jedem dritten Wachsen mit einem Wachsentferner zu säubern.
Flüssigwachse gibt es mittlerweile wie Sand am Meer (auch für spezifische Schneebedingungen und Temperaturen) – Händler beraten gerne bei der richtigen Auswahl.
Nach der Saison und zur Lagerung über den Sommer sollte man seinen Skiern eine etwas aufwändigere Versiegelung mit Paraffinwachs gönnen, das man auf die Latten aufbügelt.
Fazit: Richtiges Wachsen zahlt sich laut Max Achatz in jedem Fall aus, denn egal ob Profi oder Anfänger: Ob ein Ski gut geht, merkt jede(r) sofort. Und ob das Langlaufen damit Spaß macht detto.
Was wir in den ersten 24 Stunden unserer Winter-Hüttenwoche noch gelernt haben:
Lüftlmalerei ist im Karwendel allgegenwärtig – die bunte Verzierung der Hausfassaden zeigt mal religiöse, mal sehr alltägliche Motive, hübsch ist sie allemnal. Die Maibäume ragen hier auch noch im Januar in den winterlichen Himmel. Und am Sonntag wird Schweinskrustenbraten gegessen.
Morgen erkunden wir, wo man hier am schönsten Rodeln kann – also bleibt dran!
Die Redaktion bedankt sich bei Salewa für die Ausstattung und bei der Alpenwelt Karwendel für die Organisation dieser Hüttenwoche.
- Berg & Freizeit
Bergwelten-Winter-Hüttenwoche in der Alpenwelt Karwendel
- AnzeigeAlpinwissen
Eine Skischule abseits der Pisten
- Berg & Freizeit
Bergwelten-Winter-Hüttenwoche in der Alpenwelt Karwendel
- Berg & Freizeit
Die Nordic Experience 2025
- Berg & Freizeit
#54 Bergwelten unterwegs... zum Langlaufen in den Dolomiten