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Video-Rookie 2021

Die besten Tipps für Videographer von Filmemacher Tolis Fragoudis

• 23. Juli 2021
6 Min. Lesezeit
von Sissi Pärsch

Wer sich ans Filmemachen wagt, weiß, wo die großen Herausforderungen liegen: Wie komme ich zu einer packenden Geschichte? Auf was kommt es bei der Komposition an? Welche Tools kann ich nutzen und wo finde ich passende Musik? Tolis Fragoudis gibt euch passende Tipps und Tricks an die Hand. Der Filmemacher und Creative Director ist Jury-Mitglied bei unserem Video-Rookie-Wettbewerb mit Sony.

Filmemacher, Sony Ambassador und Jury-Mitglied beim Video-Rookie 2021: Tolis Fragoudi
Foto: Tolis Fragoudis
Filmemacher, Sony Ambassador und Jury-Mitglied beim Video-Rookie 2021: Tolis Fragoudi
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Unsere gemeinsame Suche mit Sony nach dem Video-Rookie of the Year ist im vollen Gange. Noch bis 18. August 2021 kannst du die Jury mit deinem Outdoor-Video (auf YouTube oder als IGTV-Video auf Instagram) überzeugen und eine Sony-Kamera samt Zubehör sowie weitere Top-Preise gewinnen. Hier geht es zu den Teilnahmedetails.

Teil der Jury ist Tolis Fragoudis: Schweizer mit griechischen Wurzeln, Fotograf, Filmemacher, international unterwegs als Creative Director – und unser Sony Video-Experte. Wir haben ihn gefragt, wie man ein Video am besten angeht und visuell Geschichten erzählt. Dabei haben wir ihm Tipps zu Tools und Techniken entlockt.

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Bergwelten: Tolis, auf was kommt es beim Filmemachen ganz grundlegend an?

Tolis Fragoudis: Oh, da spielen extrem viele Faktoren mit! Aber die größte Rolle spielt zunächst einmal die Vision, die Fantasie. Mein Leitsatz lautet: „Wenn ich es mir vorstellen kann, dann kann ich es machen!“ Filmemachen beginnt im Kopf und wird dann im Transformationsprozess zum Handwerk und dafür braucht es Werkzeug – gutes Werkzeug. Nicht nur für die Vorort-Produktion, sondern auch bei der Nachproduktion.

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Über das Equipment werden wir nochmals separat mit Dir sprechen, aber bleiben wir einmal am Anfang: Wie erzählt man eine gute Geschichte?

Ein Rezept für das gute Geschichtenerzählen gibt es kaum, schließlich ist Storytelling ein kreativer Prozess. Meist werden wir von einem Reiz getriggert. Was packt dich? Was begeistert dich? Ein Mensch, ein Erlebnis, eine Landschaft. Und wie könnte man nun diese Begeisterung transportieren? Für viele ist das Thema Kreativität eine Hemmschwelle. Aber befreit euch von dem Druck und lasst einfach mal Ideen spielen. Kommt euch gleich ein erster Gedanke oder ein erstes Bild für den Auftakt, kann das gut sein – oder auch abgedroschen. Verwerft ihn vielleicht nochmal und geht die Sache nochmals von einer ganz anderen Seite an. Da können tolle Dingen entstehen…

Spektakuläre Naturkulisse: Die Drei Zinnen in den Dolomiten
Foto: Tolis Fragoudis
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Wo findet man Inspiration?

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Ach, das ist sicher ganz individuell – aber unter anderem natürlich in Filmen. Schaut euch Sachen an, die euch begeistern und analysiert, warum das so ist. Zugleich lässt sich so lernen, wie und warum man mit audio-visuellen Ebenen sehr gut erzählen kann. Es gibt viele Möglichkeiten, die Geschichte oder die Grundintention zu transportieren: Bild, Ton, Rhetorik, Pointierung. Wie baue ich den Film auf? Wo liegt der Klimax? Wie spinne ich den roten Faden, wie spanne ich den Bogen? Wie kreiere ich smarte Übergänge oder Überraschungen? Die kreative Idee ist das eine, die kreative Umsetzung der Geschichte eine andere. Das Schöne am Schaffensprozess ist auch, wie Fantasie und Komposition Hand in Hand gehen.

Wie viel Freiraum sollte man sich für das lassen, was unterwegs passiert?

Viel! Beim Filmen geht es darum, sich auf etwas einzulassen – und das bedeutet, bereit zu sein, Konzepte zu verlassen. Als Filmemachen sollte viel Neugier und eine große Portion Entdeckerfreude in dir stecken. Manchmal muss man sich überwinden, wenn man nicht weiß, wo es einen hinführt, aber die Kreativität sollte man nicht zu Hause am Planungsschreibtisch lassen!

Was sind technische Aspekte, die man unterschätzt oder überschätzt?

Es ist wichtig, seine Kameras gut zu kennen. Man sollte wissen, wie man die technischen Gegebenheiten zu seinem Vorteil einsetzt und wo die Grenzen liegen. Wer auch intensive Nachbearbeitung betreibt, weiß, wie wichtig es ist, sämtliche Einstellungen zu beherrschen und bereits bei den Aufnahmen die höchst mögliche Qualität einzufangen: Welche Kamera nehme ich, welches Objektiv zu welchem Zeitpunkt, Belichtung, Codecs, Log-files? Welche Moves, wie schnell wie langsam, Winkel, etc.? Das lernt man nicht, indem man die Bedienungsanleitung durchliest, sondern indem man viel, viel ausprobiert und auch hier wieder mutig und neugierig ist. Das sind übrigens auch die Phasen, die die Kreativität fördern und dich auf besondere Gedanken bringen.

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Tolis am Gotthardpass in seiner Schweizer Heimat
Foto: Tolis Fragoudis
Tolis am Gotthardpass in seiner Schweizer Heimat

Gibt es einfache Tipps, die Du wirklich jedem an die Hand geben kannst?

Tipp 1: Sofern man nicht im Studio mit künstlichem Licht arbeitet, ist es ratsam, auf die Tageszeiten zu achten. Morgens und abends – Goldenhour & Bluehour – hat man die besten Lichtbedingungen. Der Vorteil ist nicht nur das fantastische Licht, sondern auch, dass man vielfach die Objektive mit offenen Blenden einsetzen kann – teils sogar ohne ND-Filter aufschrauben zu müssen.

Tipp 2: Hat man Kameras mit genügend Dynamikumfang, dann würde ich unbedingt die Sonne miteinbeziehen. Ich spiele gerne mit der Sonne im Bild, insbesondere mit den sogenannten Lens-Flares, welche bei verschiedenen Objektiven unterschiedlich aussehen. So kann man z.B. das Subjekt (Mensch, Tier oder was immer im Fokus stehen soll) zwischen die Kamera und die Sonne positionieren. Noch besser wäre sogar die Sonne hinter dem Subjekt zu haben und sie dann durch langsame Moves hinter der Silhouette erscheinen lassen.

Tipp 3: Der Winkel ist ebenfalls zu beachten. Wie ist es beispielsweise von unten nach oben zu filmen? Erscheint der Mensch größer, aber in dem Kontext vielleicht auch überheblich oder herablassend? In einem Interview sind diese Dinge gut zu überlegen.

Tipp 4: In Interviews ist es generell häufig so, dass sich die Protagonisten nicht recht wohl fühlen vor der Kamera. Oft hilft schon während der Aufbauphase ein entspanntes Gespräch, das ein wenig ablenkt. Charme und Humor oder echtes Interesse helfen... Ich erkläre den Personen gerne, was ich gerade tue – warum ich die Einstellung wähle, wie es mit dem Mikrofon aussieht etc. Ich lasse sie bis 10 zählen, damit die Stimmbänder ein wenig warm werden.

Was brauche ich zur Nachbearbeitung?

Da scheiden sich die Geister – da hat wohl jeder seine Vorliebe für unterschiedliche Rechner und Software. Aber grundsätzlich sollte zumindest eine entsprechende Rechenleistung gegeben sein, um einigermaßen fließend arbeiten zu können. Das Software-Angebot ist groß: Premiere, FCPX, DaVinci Resolve… Dann gibt es noch sogenannte Roundtrippings, also dass man beispielsweise in FCPX den Schnitt macht, in DaVinci das Colorgrading und das Sound-Engineering in Logic. Das kann sehr komplex werden, aber sich in der Qualität durchaus auszahlen. Ich persönlich arbeite mit FCPX – mit der neuen Colorgrading-Palette bietet es für das Video-Editing ein rundum hohes Niveau. Die Stärken liegen insbesondere im Schneiden und bei der Komposition komplexerer Übergänge ist die Software sehr intuitiv.

Tolis am Graubündner Roseggletscher, wo er seit Jahren Eishöhlen fotografiert und filmt
Foto: Tolis Fragoudis
Tolis am Graubündner Roseggletscher, wo er seit Jahren Eishöhlen fotografiert und filmt

Wo finde ich die passende Musik?

Es gibt sehr viele Anbieter – es kommt darauf an, was man bereit ist, auszugeben. Generell gilt: Musik ist essenziell für den Film und sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Musicbed gehört zu den Top-Adressen, wenn es um Cinematic-Musik geht. Es ist eine der teuersten Plattformen, wo man schnell mal ein paar hundert Euro für eine Song-Lizenz mit beschränkten Rechten zahlt. Wer es gern ein wenig günstiger hätte und trotzdem gutes Material braucht, der sollte vielleicht auf Premiumbeat stöbern. Da liegt die Songlizenz im Schnitt bei etwa 50 Euro. Auf Audiojungle bekommt man für ein paar Euro Songs und deren Datenbank ist richtig groß. Auch eine Idee: seine eigene Musik komponieren zu lassen oder mit lokalen Musikern zusammenzuarbeiten. Vielleicht könnt ihr einen Deal machen und euch gegenseitig unterstützen?!

Worauf wirst Du als Jury-Mitglied bei unseren Video-Rookies besonders achten?

Ich unterteile gerne in Hard-Figures und Soft-Figures. Zu den Hard-Figures zählen u.a. Belichtung, Fokus, Tiefenschärfe, Motion oder Stabilität des Footage. Genauso finde ich auch die Komposition des Bildes und die Komposition aufeinanderfolgender Sequenzen spannend. Harmonieren und ergänzen sich Aufnahmen? Wie sind die Übergänge gestaltet? Wie ist die Qualität des Colorgrading (falls ein Video auch koloriert wurde)? Passt die Farbbearbeitung zu der Stimmung?

Bei den Soft-Figures geht es um das Bauchgefühl. Ich achte auf die Dynamik des Videos, ob es sich lange oder kurz anfühlt. Hat es ein gewisse Sogwirkung, zieht es mich rein? Wenn das Video eine Story hat, dann wird auch ausschlaggebend sein, ob sie gut ist und wie sie umgesetzt wurde. Genauso kann mich aber auch ein Video packen, bei dem mehr auf bildgewaltige Szenen geachtet wurde. Schlussendlich geht es um die Emotionen – schafft das Video, mich zu berühren?

Der kritische Blick des Jury-Mitglieds Tolis.
Foto: Tolis Fragoudis
Der kritische Blick des Jury-Mitglieds Tolis

Zum Abschluss: Warum bist Du Filmemacher geworden? Was liegt Dir besonders am Herzen?

Es war nie mein Ziel, ich bin organisch hineingewachsen. Mich ziehen schöne Sachen einfach magisch an und ich liebe es, sie festzuhalten. Insbesondere das Akzentuieren von Menschen, Landschaften, Momenten. Viele meiner Projekte finanziere ich aus eigener Tasche, weil ich Lust darauf habe, weil es mich reizt oder sogar drängt. Für mich ist der Film ein hervorragendes Medium, um die Schönheit dieser Erde zu vermitteln. Vielleicht bin ich ein wenig naiv, aber ich bin der Überzeugung, dass der Mensch in seinem Naturell etwas das schön ist, nicht zerstören will. Ich glaube, dass wir eher erschaffen und erhalten wollen und dass dies tief in uns verankert ist. Und wer weiß: Vielleicht können wir durch die audio-visuelle Bildsprache ein wenig von dieser positiven Energie entfachen.

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