Langlaufen: Einsteiger-Tipps von Biathlon-Legende Fritz Fischer
Foto: Ruhpolding Tourismus
Warum sollte man mit dem Langlaufen anfangen und was gilt es zu beachten? Wir haben die Ruhpoldinger Biathlon-Legende Fritz Fischer gefragt. Im Interview teilt er seine langjährigen Erfahrungen mit uns und gibt wertvolle Tipps.
Fritz Fischer ist in der Langlauf- und Biathlonszene weithin bekannt. Er hat Deutschland bei vier Olympischen Winterspielen vertreten und gewann 1992 in Albertville mit der 4 mal 7,5 Kilometer Staffel sogar die Goldmedaille. Zusätzlich gehen der Gesamtweltcupsieg von 1988 und insgesamt 10 Weltcupsiege auf sein Konto. 15 Mal war Fritz Fischer zudem Deutscher Meister. Danach war er lange Zeit Bundestrainer der deutschen Herren-Nationalmannschaft und Trainer des Ruhpoldinger Biathlon-Nachwuchses. Wir haben mit dem erfahrenen Profi gesprochen und uns die besten Langlauftipps abgeholt.
Bergwelten: Lieber Fritz, was macht für dich die Faszination Langlaufen/Biathlon aus?
Fritz Fischer: Im klassischen Alltagsleben sitzen wir alle viel zu viel. Die eigene Körperwahrnehmung sowie das Gleichgewicht gehen verloren und wir sind viel zu wenig draußen in der Natur. Langlaufen gibt es nicht als Indoor-Sport. Es findet immer draußen statt und es ist eine wunderschöne Bewegung, egal in welcher Technik man läuft. Aus diesem Grund fasziniert mich Langlaufen so sehr.
Viele Menschen gehen Skifahren, dabei sind sie auch draußen. Was macht den Unterschied zum Langlaufen aus?
Beim Skifahren steht man gut fixiert durch einen festen Schuh auf zwei Skiern. Der Vortrieb ist durch das Gefälle gegeben und dank Carving-Ski muss man selber nicht mehr viel tun. Am Langlaufski muss man gänzlich anders stehen. Der Schuh ist weich und flexibel und es braucht ein gutes Körpergefühl und Gleichgewicht, um sich auf einem Bein stehend aus dem Sprunggelenk heraus abzudrücken. Egal ob man die klassische Variante oder den Skating-Stil wählt, der Körperschwerpunkt muss richtig gesetzt werden, um weder in Vor- noch in Rücklage zu geraten.
Wenn nun jemand mit dem Langlaufen beginnen möchte, was rätst du derjenigen Person?
Auffallend viele Menschen können nicht mehr locker Joggen oder auf einem Bein stehen, geschweige denn, von einem Bein auf das andere hüpfen. Langlaufen ist ein wenig wie Walzer tanzen, da muss man auch auf einem Bein stehen können.
Ich gebe den Leuten gerne eine kleine Hausaufgabe mit: Sie sollen
beim Zähneputzen abwechselnd auf einem Bein stehen,
das Bein schwingen lassen
und später versuchen, von einem Bein auf das andere zu springen.
Das fördert das Gleichgewicht und die Körperwahrnehmung sowie das Gefühl für den Abdruck aus dem Sprunggelenk. All das braucht man beim Langlaufen.
Muss man sich schon zu Beginn für eine der beiden Techniken entscheiden – klassisch oder Skating – oder fängt man ohnehin immer im klassischen Stil an?
Wenn jemand unsicher ist, dann wird er in der klassischen Technik beginnen, weil die Spur vieles erleichtert. Man kann einfach so dahin wandern, ob mit Schuppenski oder Skiern mit Fell oder einem eigenen Belag in der Steigzone. Durch dieses Dahinrutschen bekommt man recht rasch ein Gefühl für den Schwerpunkt und man bewegt den ganzen Körper. Langlaufen ist ja tatsächlich eine Sportart, bei der man praktisch jeden Muskel braucht und gleichzeitig wird das Gleichgewicht gestärkt – das hat man bei keinem anderen Trainingsgerät in dieser umfassenden Weise. Dazu kommt, dass man draußen an der frischen Luft ist.
Kann man Langlaufen auch selbst erlernen? Oder macht es Sinn, einen Kurs zu besuchen?
Im Prinzip kann man Langlaufen einfach selbst ausprobieren. Wer sich gerne bewegt, kann auch gleich mit dem Skaten beginnen. Idealer Weise leiht man sich aber zuerst einmal das Material aus – wir in Ruhpolding haben gute Verleihe mit entsprechender Beratung. So kann man testen, ob man Spaß am Langlaufen hat oder nicht.
Aber natürlich haben wir auch Skischulen, die Leihausrüstung und dazu auch gleich einen Skilehrer bereitstellen, mit dem man eine Stunde üben kann. Wenn man dann während des Aufenthalts ein paar Mal übt, bekommt man ganz schnell ein Gefühl für die Bewegung. Außerdem reichen schon ein bis zwei Stunden an der frischen Luft mit moderater Bewegung aus, um dem gesamten Körper und dem Kreislauf etwas Gutes zu tun. Langlaufen ist ein wunderbarer Ausgleich zum Skifahren. Übrigens auch für Kinder, die dadurch einen besseren Körperbezug erfahren. Außerdem bin ich ein Fan des Skatens im Alter. Man lernt den Schwerpunkt kennen und muss sich aus der Körpermitte heraus bewegen.
Wenn man sich nun für den Kauf einer Langlaufausrüstung entscheidet, auf was sollte man dabei achten?
Am wichtigsten ist der Schuh, der muss perfekt passen. Die Skier sind ab 200,- Euro aufwärts erhältlich. Am besten man lässt sich beim Kauf entsprechend beraten, denn der Ski sowie auch die Stöcke sollten zur Körpergröße und zum Können passen.
In Ruhpolding ist eine Loipe nach dir benannt, die Fritz Fischer Loipe. Ist diese für Anfänger geeignet, oder doch zu anspruchsvoll?
Sie ist – wie sehr viele unserer Loipen – perfekt für Einsteiger geeignet, da sie praktisch komplett flach ist. Trotzdem ist sie abwechslungsreich und rund 6,5 Kilometer lang. Eine ideale Distanz, um sich langsam ans Langlaufen heranzutasten. Der Einstieg befindet sich direkt bei der Chiemgau Arena, wo es auch Equipment zu leihen gibt.
Fritz Fischer Loipe
Event-Tipp
Auf die Loipe, fertig, los! Vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2025 findet die erste Nordic Experience in Ruhpolding statt. Das Event ist die perfekte Gelegenheit, um mit dem Langlaufen zu beginnen oder deine Technik auf das nächste Level zu heben. Jetzt Ticket sichern:
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