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Expedition Bolivien: Sind wir bereit?

Aktuelles

3 Min.

23.04.2018

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Diesen Sommer wird es Ernst für Christian Holzer, Roman Koller, Mike Eder und Michael Kopitsch – sie werden sich auf eine Reise nach Bolivien begeben, um dort einige Sechstausender über Mixed- und Eiskletterrouten zu besteigen. Welche Rolle spielen mentale und körperliche Fitness für solch ein Vorhaben und welche Voraussetzungen sollte man mitbringen? Die vier Abenteurer verraten es euch.

Selbstständig eine Expedition auf einem fremden Kontinent durchzuführen erfordert einiges an Planung. Man muss sich vorerst in ehrlicher Selbstreflexion die Frage stellen, ob man einem solchen Vorhaben gewachsen ist. Neben der alpinen Erfahrung, der körperlichen Fitness und den eigenen Fähigkeiten trägt vor allem die mentale Komponente einen wesentlichen Teil zum Gelingen der Expedition bei.

Schon alleine die Frage: „Bin ich erfahren genug?“, bringt die Gedanken schnell zum Rotieren. Es gäbe jetzt zahlreiche Zugänge zur Beantwortung dieser Frage –den sachlichen, den philosophischen oder den emotionalen  Weg. Fakt ist jedoch, dass es vor allem beim Bergsteigen niemals 100-prozentige Sicherheit geben wird. Dies macht wahrscheinlich auch den Reiz der Sache in unserer doppelt und dreifach versicherten Welt aus.

Das Unbekannte lässt unsere Abenteurerherzen höher schlagen, treibt uns in die Berge, lässt uns neue Routen klettern und einsame Gipfel besteigen. Die Grenze zwischen Abenteuer und Waghalsigkeit ist jedoch oft nur ein schmaler Grat, den es gut zu definieren gilt.

Für uns sind folgende Voraussetzungen wichtig:


1. Mentale Voraussetzungen

Heutzutage lässt sich beinahe jedes Bergabenteuer buchen. Man steigt in der Großstadt in den Flieger, steigt am Zielort aus und den Rest übernimmt der Reiseveranstalter. Die Entscheidung, welche Touren gemacht werden können und die Einschätzung von Wetter und Lawinengefahr werden den Teilnehmern abgenommen. 

Für uns steht in allen Bergsportdisziplinen die selbstständige Planung und Durchführung im Vordergrund. Es muss einem klar sein, was einen auf so einer Expedition erwartet. Uns allen ist bewusst, dass wir uns nicht im Alpenraum bewegen und es dort, wo wir unterwegs sind, kein umfassendes Hüttennetz gibt. Laut unseren Recherchen gibt es dort überhaupt nur zwei „Hütten“, welche besser gesagt fensterlose, wellblechbedachte Steinbauten sind. Die Aussicht auf Kaiserschmarren und einen Kaffee, wenn wir ausgebrannt von der Tour zurückkommen, ist also lediglich eine Wunschvorstellung. Das dreiwöchige Zelten wird wohl auch keine wirkliche Regeneration zulassen. Wir haben uns jedoch im Hinblick auf Komfort dafür entschieden, einen Koch ins Basislager mitzunehmen.


2. Körperliche Fitness

Viele Hochtourenbegeisterte werden es wohl kennen: Man sitzt unter der Woche im Büro, studiert Wetter und Verhältnisse und sobald sich diese Komponenten als gut erweisen, steigt man ins Auto und fährt gen Westen. Da bemerkt man schnell, wie es sich anfühlt ohne Akklimatisation vom Flachland auf einen Drei- oder Viertausender zu steigen. Man wird automatisch langsamer, bekommt Kopfweh und wird schnell müde. In LaPaz landen wir bereits auf 3.600 Metern über dem Meer – wir befinden uns also bereits „über“ der Cosmiquehütte in Chamonix. Die Höhe wird einen großen Teil dazu beitragen, unsere körperliche Fitness auf die Probe zu stellen. Die Kälte, der frühe Start und die Abgeschiedenheit werden ihr Übriges dazu beitragen. Genügend Ausdauer, Kraft und Leidensfähigkeit sollte man da schon mitbringen.


3. Bergsteigerische Voraussetzungen

„Das Können ist des Dürfens Maß.“ Dieser Preußsche Leitspruch sollte uns auch fernab der Heimat mahnen, nicht übermütig zu werden. Das Rüstzeug, wie man sich auf einem Gletscher bewegt oder wie man im Steileis klettert, haben wir uns über die Jahre hinweg im Alpenraum angeeignet und die nötige Routine darin entwickelt. Unsere Projekte sind zwar nicht vergleichbar mit denen der Spitzenalpinisten unserer Zeit, dennoch wird es für uns eine Challenge, unsere Fähigkeiten auf die 6.000er Boliviens zu übertragen.

Die Rettungskette in Bolivien ist eine andere als in den Heimatbergen. Schon kleine Verletzungen können einen hier schnell in die Bredouille bringen. Mit einer gut durchgeführten behelfsmäßigen Kameradenrettung hat man in solchen Gebieten die besten Chancen, heil in die Zivilisation zurückzukehren. Dies ist unter anderem der Grund, warum wir unser Team von zwei auf vier Personen aufgestockt haben. Mit Michael Kopitsch, unserem zweiten Michael, ist das Expeditionsteam nun komplett. Neben seinen alpinistischen Fähigkeiten, ist der sympathische Steirer auch ein passionierter Fotograf und Filmemacher. Für uns bedeutet dies ein Plus an Sicherheit und Reserven auf unseren Touren.

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4. Allgemeine Voraussetzungen

Ein weiterer Punkt, der bei der Planung einer Expedition allerdings oft vernachlässigt wird, ist das persönliche Umfeld. In der Arbeitswelt ist es bei weitem nicht selbstverständlich, sich für einen längeren Zeitraum frei zu nehmen, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Ebenso müssen die familiären Verpflichtungen in diesem Zeitraum ruhen. Gerade bei unseren Familien, Frauen, Kindern, Eltern und Freunden möchten wir uns an dieser Stelle für ihr Verständnis von ganzem Herzen bedanken. Trotz der Sorge um uns und der langen Zeit, in der wir voneinander getrennt sein werden, sind sie immer für uns da. Danke!


So geht's weiter:

In zwei Wochen erklären Christian, Roman, Mike und Michael wie sie sich körperlich auf ihre Expedition in Bolivien vorbereiten. Wir sind gespannt!