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Folge #62: Sicherheit am Berg – Warum Unfälle trotz Erfahrung passieren

Über Berge nachdenken

2 Min.

13.06.2024

Foto: Österreichischer Bergrettungsdienst BV

Vergangenes Jahr kam es in Österreichs Bergen zu 9.583 Unfällen, 266 Menschen verunglückten im alpinen Gelände tödlich. Warum kommt es zu solchen – zum Teil tragischen – Ereignissen? Wie rettet man überhaupt Menschen im alpinen Gelände? Und: Wie lassen sich Unfälle vermeiden.

In dieser Episode des Bergwelten-Podcasts begeben wir uns auf die Suche nach Antworten. Dafür sprechen wir mit Peter Plattner, Expertenmitglied beim österreichischen Kuratorium für alpine Sicherheit. René Sendlhofer-Schag, Mountainbike-Koordinator beim Österreichischen Alpenverein, erzählt, warum er trotz viel Bergsporterfahrung vor 16 Jahren vom eigenen Hausberg gerettet werden musste. Und wir nehmen euch zu einem Übungseinsatz der Bergrettungen Hohe Wand, Grünbach und Puchberg mit.


Alpinunfälle: Ursachen und Zahlen

Im Jahr 2023 wurden in Österreich 9.583 Alpinunfälle registriert, das sind im Durchschnitt 26 am Tag. 266 Menschen verunglückten in Österreichs Bergen tödlich (Quelle: Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit). Wichtig: Die Zahlen umfassen nur jene Unfälle, die von der Alpinpolizei erhoben wurden. Im organisierten Skiraum werden dabei nur Unfälle erfasst, bei denen Verdacht auf Fremdverschulden besteht.

Peter Plattner erklärt, dass die Anzahl der Unfallereignisse trotz der zunehmenden Beliebtheit des Bergsports relativ konstant bleibt: „Einen Anstieg der Unfallzahlen und schwer Verletzten und Toten parallel zu dieser Breitensportentwicklung des Bergsteigens sieht man so nicht.“ Die Zahl der Verletzten sei vielmehr von den Wetterverhältnissen in den einzelnen Jahren und vom individuellen Risikoverhalten der Bergsportlerinnen und Bergsportler abhängig.

Und mit noch einem Mythos räumt Peter Plattner auf: Die Menschen, die in den Bergen verunfallen, seien nicht immer sneakertragende Städterinnen und Städter, die sich am Berg überschätzen: „Das sind ganz, ganz wenige Situationen. Das Problem beim Bergsteigen ist: Du kannst super ausgebildet sein, alles richtig machen und trotzdem einen schweren Unfall haben. Dann bist du einfach zur falschen Zeit am falschen Ort."


Bergrettung: Training für den Ernstfall

Die Bergrettung, auch Bergwacht oder alpine Rettung genannt, ist überall dort im Einsatz, wo Menschen im alpinen Gelände in Notlagen geraten. In Österreich, Deutschland und der Schweiz sind dafür über 25.000 Ehrenamtliche im Einsatz.

In der Podcastfolge nehmen wir euch zu einem Bergrettungs-Übungseinsatz der Ortsstellen Hohe Wand, Puchberg und Grünbach mit. Dabei werden verschiedene Unfallszenarien simuliert und in Echtzeit abgewickelt – so wird für den Ernstfall geprobt.

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Die Kosten eines solchen Rettungseinsatzes können schnell mehrere Tausend Euro betragen. Ein umfassender Versicherungsschutz ist deshalb unbedingt zu empfehlen. Einen solchen genießt man beispielsweise über die Mitgliedschaft in alpinen Vereinen.


Unfälle vermeiden

Wie lassen sich Unfälle in den Bergen also vermeiden? Peter Plattner betont die Wichtigkeit einer guten Ausbildung und Vorbereitung. „Es wird niemand auf die Idee kommen, ohne entsprechende Ausbildung paragleiten oder tauchen zu gehen. Sogar beim Golf gibt es eine Platzreife, für die man eine Prüfung ablegen muss. Beim Bergsteigen gibt es das nicht“, sagt er. Außerdem warnt Peter Plattner davor, banale Sicherheitsregeln – etwa die richtige Gehtechnik –  zu ignorieren, und hebt die Eigenverantwortung der Bergsportlerinnen und Bergsportler hervor.

Das Wichtigste zum Schluss: Wenn ein Unfall in den Bergen passiert, heißt es erstmal: nicht urteilen, sondern Empathie zeigen. In den sozialen Medien liest man nach Unfällen nämlich schnell Kommentare wie „Wer bei dem Wetter rausgeht, ist selbst schuld“. Peter Plattner plädiert dafür, solche Urteile unbedingt zu vermeiden und stattdessen Mitgefühl zu zeigen: „Einfach einmal sagen: Der ist jetzt schwer verletzt, es gibt da Angehörige. Und wer jetzt genau warum Schuld war, ist gar nicht so wichtig. Zum Glück ist mir das nicht passiert. Und wenn mir etwas passiert, dann will ich auch, dass entsprechend mit dem Unfall umgegangen wird.“


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