Hirtentäschel: Superfood und Heilpflanze
Capsella Bursa-Pastoris: Unkraut, Superfood und fast vergessene Heilpflanze. Valerie Jarolim von Blatt & Dorn verrät uns, was es mit dem Wildkraut auf sich hat und wie man es verarbeiten kann.
Das Hirtentäschel ist ein weit verbreitetes Wildkraut – es begegnet uns quasi bei jedem Schritt im Gelände. Obwohl von vielen als Unkraut bezeichnet, stecken in der Pflanze ungeahnte Superkräfte. Botanische Pflanzennamen – wie der des Hirtentäschels (Capsella Bursa-Pastoris) – klingen oft merkwürdig, doch erzählen sie uns interessante Geschichten über die jeweilige Pflanze.
„Bursa“ und „pastor“ stammen aus dem Lateinischen und bedeuten übersetzt „Tasche“ und „Hirte“. Und tatsächlich sollen die Umhängetaschen mittelalterlicher Hirten dieselbe Form wie die Früchte des Hirtentäschels gehabt haben, nämlich herzförmig.
Unkraut & Superfood
Die herzförmigen bis dreieckigen Früchte sind es, die wir beim Wandern einfach frisch von der Pflanze runternaschen können. In ihnen stecken große Mengen Vitamin C – nämlich drei Mal so viel wie in Zitronen – sowie Mineralien wie Calcium, Kalium und durchblutungsfördernde Senfölglykoside. Die kleinen Kraftpakete haben damit die Auzeichnung „heimisches Superfood“ mehr als verdient.
Der Geschmack erinnert aufgrund der enthaltenen Senfölglykoside an Kresse und Kohl. Besonders geeignet ist das Hirtentäschel frisch als würzige Zutat in Salaten, Kräuteraufstrichen oder in Kräuterbutter. Die herzförmigen Früchte verzieren darüber hinaus als essbare Dekoration jeden Teller und jedes Butterbrot. Früher wurden die Samen auch als Pfeffer- und Senfersatz verwendet. Daher rührt auch die Bezeichnung „Bauernsenf“ für das Hirtentäschel.
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Bekannt ist das Hirtentäschel vor allem als Unkraut, denn es ist ein sogenannter „Hungerkünstler“ – heißt: es gedeiht auch an sehr mageren Standorten wie Wegrändern, Hausmauern, Kuhtritten und auf trockenen Wiesen. Dabei bildet es eine erstaunliche Menge an Samen, nämlich bis zu 60.000, und davon gleich mehrere Generationen pro Jahr. Die Pflanze ist nicht zuletzt deshalb besonders wertvoll, weil sie das ganze Jahr über blüht und nahezu überall zu finden ist.
Pflanzenmerkmale
An der Stängelspitze befinden sich die traubenförmigen weißen, vierteiligen Blüten, darunter die Früchte. Diese sind bestielt und stehen teilweise waagrecht vom Stängel ab. Die Blätter in der Grundrosette sind stark gezähnt und ähneln denen des Löwenzahns. Am Stängel befinden sich kaum Blätter.
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Heilwirkung und Anwendung
Das Hirtentäschel stärkt mit seinem hohen Vitamin C-Gehalt unser Immunsystem und ist in der Volksmedizin als bewährtes blutstillendes Mittel bekannt. Folglich wird es in der Frauenheilkunde bei starker Menstruationsblutung und Zwischenblutungen eingesetzt. Es sollte allerdings nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden, da es eine kontrahierende Wirkung auf die Gebärmutter haben kann.
Weiters wirkt das Hirtentäschel durchblutungsfördernd und blutdruckregulierend und kann bei Kreislaufbeschwerden helfen. Für Heilzwecke wird die ganze Pflanze gesammelt und zu Tee oder Tinktur verarbeitet.
Hirtentäschel-Tee:
- 2 Teelöffel Hirtentäschelkraut (frisch oder getrocknet) mit 0,25 Liter kochendem Wasser übergießen,
- 5 Minuten lang zugedeckt ziehen lassen,
- abseihen –
- und fertig!
Hirtentäschel-Tinktur:
- Hirtentäschel (Stängel samt Blüten und Früchten) klein schneiden,
- ein Einmachglas zu 2/3 damit befüllen,
- 40% Alkohol (Korn oder Wodka) hinzugießen,
- verschließen, schütteln und 2-4 Wochen lang bei Zimmertemperatur ziehen lassen,
- abseihen und in Flaschen füllen.
Bei Bedarf 2-3 Mal täglich einen Teelöffel von der Tinktur in Wasser auflösen und trinken.
Blatt & Dorn
Mehr Rezepte und Inspiration rund um das Thema Wildkräuter findet ihr auf Valerie Jarolims Webseite Blatt & Dorn.