In den Startlöchern: Hüttensommer in den Alpen
Lange haben wir gerätselt, wie der Bergsommer 2020 wohl aussehen wird. Die Hüttenwirte hat die Ungewissheit sicherlich noch mehr geplagt. Nun ist zumindest in Österreich und der Schweiz große Erleichterung zu spüren: Unter Einhaltung der behördlichen Auflagen darf der Betrieb wieder aufgenommen werden. Wir haben uns in den Alpenländern bei Experten und Wirten umgehört.
Österreich
Ab dem 15. Mai dürfen die Hütten wie alle anderen Gastronomiebetriebe in Österreich wieder öffnen – zunächst für Tages-, ab dem 29. Mai schließlich auch für Übernachtungsgäste. Selbstverständlich müssen dabei aber die behördlichen Auflagen eingehalten werden. Das heißt, die Wirte müssen einen Mindestabstand gewährleisten und strenge Hygienemaßnahmen erfüllen – einige Details stehen allerdings auch hier noch aus.
„Wir warten täglich auf genauere Informationen“, sagt Max Verwagner, Hüttenwirt der Goisererhütte am Hallstättersee. „Was wir wissen: Wir werden Mundschutz tragen und maximal vier Personen an einem Tisch platzieren. Der Gast sollte seine Maske auf dem Gang zur Toilette tragen. Es wird sicherlich eine Herausforderung, weil wir ja nicht Polizei spielen oder maßregeln wollen. Aber wir zählen total auf die Vernunft unserer Gäste.“
Seine Hütte liegt auf 1.592 m und wird sicherlich schon ab Mitte Mai ein beliebtes Ausflugsziel für Tagesgäste sein – schließlich ist Max auch für seine Goiserer Apfelstrudl, die „Kaspressknödlkultur“ und die positive Laune bekannt. Übernachten werden ab Ende Mai dann maximal 16 Personen. Die Lager möchte Max mit höchstens vier Personen belegen.
„Es wird auf jeden Fall eine spannende Saison“, sagt er. „Wir wissen nicht, ob Leute kommen oder ob die Grenzen womöglich öffnen. Aber wir sind guter Dinge, stehen in den Startlöchern und freuen uns voll, dass es jetzt losgeht.“
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SCHWEIZ
Auch in der Schweiz, so hat der Bundesrat beschlossen, dürfen bereit ab dem 11. Mai Berghütten mit entsprechendem Schutzkonzept ihre Türen öffnen. Hygiene- und Distanzregeln müssen eingehalten werden, Schutzmaßnahmen für Gäste und Mitarbeitende gesichert sein und wer zur Übernachtung kommt, muss reservieren, Schutzmasken, Desinfektionsmittel, Handtuch und eigenen Hüttenschlafsack mitbringen – das gilt im Übrigen für den gesamten Alpenraum.
Engagiert und hochmotiviert ist das Team der kleinen Heimeli-Hütte, die auf 1.831 m in einem stillen Graubündner Tal liegt. Die Plätze in der Gaststube sind zwar begrenzt, doch es gibt auch Essen to go – und das kann man dann rund um das alte Walserhaus auf den extra geschaffenen Picknickplätzen genießen.
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Für Übernachtungsgäste hat das Heimeli generell einige Doppel- und Familienzimmer. Nun hat Besitzerin Gabriella Pahud auch die Lager umgebaut: „Wir haben zwei unserer Lagerräume in Kuschel- oder Einzelzimmer verwandelt. Ein Lager bleibt bestehen, wir bieten es aber allenfalls für eine geschlossene Gruppe an.“
Zur Orientierung bekommt jeder Gast ein Dokument, auf dem die Sicherheitsregeln erläutert werden: Vorschriften zu Abständen, Bezahlung, Benutzung der Toiletten etc. Und Gästen, die sich zur Risikogruppe zählen, rät Gabriella Pahud, das Heimeli unter der Woche zu besuchen – „da ist es bestimmt wesentlich ruhiger“.
DEUTSCHLAND & SÜDTIROL
In Deutschland und Südtirol verfolgt man die Entwicklungen in den Nachbarländern sehr aufmerksam. Hier gibt es derzeit noch keine konkreten Orientierungen für die Hüttenwirte. Doch, wie seit 05. Mai bekannt, wird in Bayern zunächst die Gastronomie und dann auch die Hotellerie gegen Ende Mai wieder öffnen dürfen. Deren Vorgaben werden wohl auch für die Hütten greifen. „Und wir vom DAV sind genauso vorbereitet wie der Österreichische Alpenverein“, erklärt Pressesprecher Thomas Bucher. „Die Alpenvereine haben über die letzten Wochen ihre Empfehlungen gemeinsam erarbeitet – sie wurden dann sowohl der österreichischen Regierung wie auch der bayerischen Staatsregierung unterbreitet“, erklärt er.
Auch die Südtiroler Hütten hoffen, dass ihre Leitfäden von der Regierung auf- und angenommen werden. „Allerdings ist bei uns momentan die Lage extrem unübersichtlich. Wir blicken sehr gespannt nach Österreich, aber hinken noch hinterher“, beschreibt Martin Niedrist, Sachbearbeiter Hütten beim Südtiroler Alpenverein, die Lage. „Bislang sind wir an die nationalen Vorgaben gebunden, da Italien sehr zentralstaatlich angelegt ist.“ Die Hoffnung besteht, dass es einen Sonderweg für Trentino-Südtirol geben könnte, „es ist allerdings nichts fix.“
Diese 5 Regeln gelten für Hüttenbesucher 2020:
- Besuche Hütten nur im gesunden Zustand. Wenn du dich nicht gesund fühlst: Bleib daheim.
- Bringe deine eigene Mund-Nasen-Schutzmaske mit.
- Reserviere deine Übernachtungsplätze. Ohne Reservierung gibt es keinen Übernachtungsplatz.
- Kein Schlafplatz ohne eigenen Hüttenschlafsack.
- Nimm deinen eigenen Müll mit ins Tal.