Mit den Makemakes auf der Postalm
Foto: Mara Simperler
von Martin Foszczynski
Die Makemakes sind drauf und dran, in die Glitzerwelt der Stars vorzupreschen. Daheim im Salzkammergut zählen aber andere Dinge: die Sterne am Nachthimmel, das Glitzern der Seen und selbstgemachte Dirndlmarmelade. Auf ihrer Lieblingsalm schnupperten wir mit Österreichs sympathischen Song-Contest-Startern ein letztes Mal Bergluft vor dem großen Showdown.
Unser Tag mit den Makemakes beginnt dort, wo der Handy-Empfang allmählich zu Ende geht. Und das ist auch gut so. Als die drei Burschen auf dem Parkplatz der Postalm eintrudeln, haben sie bereits zwei Pressetermine hinter sich – die Erleichterung über etwas Ruhe ist ihnen anzusehen. Im Lienbachhof nimmt keiner besondere Notiz von ihnen, hier oben kennt man sich. „Was ordentliches zu essen, wär jetzt nicht schlecht“ sagt Max, und reibt sich den Bauch. Schon richtet der Wirt in der Küche eine deftige Brettljause her. Wir setzen uns einstweilen zum Kaffee zusammen, davor noch werden Mitbringsel ausgetauscht. Während uns die Band stolz ihre frisch gepresste Debut-CD überreicht (seit 15. Mai im Handel), händigen wir unsere druckfrische Erstausgabe des Bergwelten-Magazins aus.
Die Postalm ist Freizeit- und Rückzugsort der drei jungen Senkrechtstarter. Das malerische Hochplateau liegt südlich des Wolfgangsees – ziemlich genau in der Mitte ihrer Herkunftsorte. Während Sänger Dominic Muhrer aus dem Salzburger Thalgau stammt, vertreten die zwei anderen Band-Mitglieder die oberösterreichische Seite des Salzkammerguts. Schlagzeuger Florian Meindl wuchs in Mondsee – direkt unter der Drachenwand – auf, Bassist Max Christ in Gosau am Dachstein, „genauso wie Hubert von Goisern“, wie er stolz betont. Kennengelernt und zum Musikmachen zusammengefunden haben sie sich bereits vor 15 Jahren. Darauf angesprochen, dass sie uns schon auf der Herfahrt neben der Straße begegnet sind, nämlich als Sujets einer großen Werbetafel für das Salzburger Seenland, müssen sie schmunzeln. „Wir haben kein Problem damit, unsere Gesichter für die Region zur Verfügung zu stellen“, sagt Dominic. „Unser Zuhause ist uns extrem wichtig, vor allem jetzt, wo wir permanent auf Achse sind. Gerade erst waren wir auf Promo-Tour durch Europa . Hier können wir wieder einen Gang runterschalten und Ruhe finden.“ Die anderen beiden pflichten ihm bei: „Die Berge, die Seen, das Wasser und die Luft – diese Gegend ist einfach wunderschön. In der Nacht kannst du die Sterne sehen, im Sommer schnell mal in einen See reinhüpfen, um den Kopf wieder freizubekommen“, schwärmt Flo. „Das geht sogar während dem Proben – unser Studio in Obertrum ist nur ein paar Schritte vom Ufer des Obertrumer Sees entfernt.“
Lieblingsplätze im Salzburger Seenland und Salzkammergut haben die Burschen aber noch mehr: Die Fürbergbucht am Wolfgangssee zum Beispiel, von deren Klippen manchmal Waghalsige ins Wasser hechten. Den Attersee, mit seinem türkisen Wasser, das Flo ans Meer erinnert. Und natürlich den Mondsee mit Drachenwand und Kreuzstein, an dessen Ufer in einer klaren Sommernacht der Bandname geboren wurde: „Wenn man dort auf der richtigen Stelle steht, kann man am Nachthimmel einen Zwergplaneten namens „Makemake“ sehen, benannt nach einer Schöpfergottheit der Osterinselkultur“, erklärt Dominic. „Wir haben ihn spontan zu unserem Namenspatron ernannt. Natur inspiriert uns eben, auch in unserer Musik.“
Nachhause kommen ist uns extrem wichtig
Dass die Natur nicht nur inspiriert, sondern manchmal auch ganz schöne Hindernisse in den Weg stellt, wird uns schon kurz darauf bewusst. Wir fahren hoch zur „Makemakes-Hütte“, deren Standort die Band nicht publik machen möchte. Immerhin dient sie den drei Musikern als kreativer Rückzugsort – die Begeisterung über unsere Idee einer „Groupie-Wanderung“ samt GPS-Routenbeschreibung auf Bergwelten.com hält sich eher in Grenzen. In der Nacht hat es geschneit, immer wieder bleibt das Auto stecken und schlingert mit durchdrehenden Reifen rückwärts. Da hilft nur eines: anpacken. Der Schnee wird mit Schuh- und Sneakerspitzen von der Bahn getreten, dann gemeinsam angeschoben. Mit letzter Kraft drücken wir das Auto endlich über die letzte rutschige Hürde. Dass der Abhang einige Male ziemlich nahe kam, soll hier nicht verschwiegen werden – die Schlagzeilen im Fall eines Absturzes von Band und Begleitern möchte man sich aber nicht wirklich ausmalen.
Heil auf der Hütte angelangt, wird ein alter Klapptisch im Freien aufgestellt und die Brettljause angerichtet. Die Aussicht ist überwältigend – am angrenzenden Berghang schmiegen sich noch Schneefelder an den Waldrand, daneben schweift der Blick ungehindert über Wälder und Almen zu grünbraunen Berggipfeln. Die makellose Ruhe wird nur durch sanftes Vogelgezwitscher und das Hecheln von Laxi, dem Makemakes-Hund, unterbrochen. Man spürt sofort, wie wohl sich die Jungs hier oben fühlen: „Die Hütte gehört eigentlich unserem Manager, aber wir haben sie quasi besetzt“, erzählt Dominic. „Im Sommer zünden wir hier gerne ein Lagerfeuer an, grillen, jammen und sitzen bis tief in die Nacht draußen. Der Bierkeller befindet sich gleich neben der Hütte und ist stets gut gefüllt. Im Winter kommen wir mit Arctic Cats (Schneemobile, Anm.) herauf und fahren dann mit den Snowboards quer durch den Wald hinab – das ist wirklich genial.“
Es wird eifrig zugegriffen – Speck, Käse, Brot, selbstgemachter Quittenlikör und Dirndlmarmelade schwinden schnell dahin. „Einige der Bauern aus der Region kennen wir persönlich. Es gibt hier richtig geile Produkte, wie Kübelspeck – der ist so fett, dass er ganz weiß ist“, sagt Dominic. „Bei uns kann man einfach mal bedenkenlos ein Glas Wasser aus der Leitung trinken – das ist beispielsweise in L.A., wo wir einige Songs produziert haben, ein Wunschtraum.“ Und wie stehen die Makemakes dem Lokalkolorit in der Musik gegenüber? Warum singen sie eigentlich nicht auf Deutsch oder sogar in Mundart? „Wir schreiben unsere Liedtexte auf Englisch, damit alle Leute sie verstehen“, sagt Dominic. „Im Gegensatz zum Schlager können wir aber auch der Volksmusik etwas abgewinnen. Es ist doch cool, wenn ein paar alte Männer ihre Gstanzln spielen. Außerdem versuchen sich derzeit viele junge Musiker an einer Neuinterpretation der Volksmusik, da kommen spannende Sachen heraus.“
Gut genährt und in wetterfeste Trekkingschuhe geschlüpft, nehmen wir unsere Wanderung in Angriff. Die muss aufgrund des Wetters etwas kürzer ausfallen als geplant. „So ist es eben bei uns, es scheint nicht immer die Sonne – doch das ist kein Grund, nicht hinauszugehen“, meint Max. Wir stoßen auf feuchte Almwiesen und sumpfige Lachen – die Natur zeigt sich im reizvollen Übergangsgewand. Vor 300 Jahren war das Hochplateau der Postalm ein riesiges Waldgebiet – zur Zeit der Salzkammergutsalinen, als Sud- und Pölzholz benötigt wurde, begann man mit der Abrodung. Heute gilt es als das größte Almengebiet Österreichs. „Im Sommer grasen hier Kühe, Schafe und viele Pferde“, erzählt Flo. Nicht umsonst verdankt die Postalm ihren Namen den kaiserlichen Gäulen des k. u k.-Postamts in Bad Ischl, die im 19. Jahrhundert hier oben weideten. Mittlerweile steht sie einem breiteren Publikum offen – die mautpflichtige Panoramastraße sorgt für eine gute Erreichbarkeit. Mountainbiker, Wanderer und Grasskifahren finden hier ein regelrechtes Paradies vor. Man kann aber auch einfach nur sonnentanken. Auf den weichen Moosmugeln liegt es sich wie in einem Wasserbett – da stört auch nicht, dass die Almwiesen selbst im Sommer nicht ganz trocknen.
Dominic schleudert Stecken die Hügel hinab, denen Laxi hinterherhechtet. Flo stellt sich ins Loch eines hohlen Baumstamms, in den vor kurzem der Blitz eingeschlagen hat, während Max zu sinnieren beginnt. Wie alt der wuchtige Baum daneben wohl sein mag? Vielleicht hat er noch die Geburt der Oma oder sogar die Zeit des ersten Weltkriegs miterlebt. Man sieht die Gaudi der Burschen und staunt: Das ist es also, was Rockstars begeistert?
Sunset Strip vs. Salzkammergut
Am Ende sitzen wir nochmals vor der Hütte beisammen. Für die Makemakes ist es das letzte Mal vor dem Song Contest, von jetzt an wird keine Zeit mehr für Bergausflüge bleiben. Fühlen sie als Österreich-Starter eigentlich so etwas wie Patriotismus? „Vielleicht kann man es eher Heimatliebe nennen“, sagt Dominic. „Es ist einfach schön bei uns, besonders im Salzkammergut. Die Landluft hat uns geprägt, wir haben nichts anderes gelernt, als bodenständig und freundlich andern gegenüber zu sein. Zu dieser Prägung stehen wir, und die wollen wir auch in unserem Rock 'n' Roll -Leben nicht verleugnen.“
Und wenn bald die internationale Karriere winkt? Hand aufs Herz: Sunset Strip oder Salzkammergut? Ein klein wenig zögert der Makemakes-Sänger und lächelt verschmitzt. „Der Sunset Strip hat schon seine Reize. Doch wenn es nur einen Ort zur Auswahl gäbe, wäre die Sache für uns klar. Wahrscheinlich werden wir niemals von hier weggehen. Wir können uns alle drei vorstellen, hier mal ein Haus zu bauen.“ „Oder ein Schloss!“, wirft Max ein. Im Zweifelsfall bleibt immer noch die Makemakes-Hütte.
Die Makemakes-Lieblingstouren auf der Postalm
2. Aussichtsreiche Mountainbiketour über Almen - die Postalm-Rinnbergalm-Runde, 3:45 h, 49,1 km
3. Abenteuer-Klettersteig samt Hänge- und Hangelbrücke
Postalmklamm-Klettersteig D/E (Variante F)
Die Makemakes-Lieblingstouren im Salzkammergut
1. Wanderung mit spektakulären Ausblicken über den Mondsee
Kreuzstein - Eisenau - Schafberg
2. Die Wanderung startet direkt im Zentrum von Mondsee - tolle Aussicht garantiert
Mondseeberg von Mondsee
3. Anspruchsvolle Wanderung zu den schönsten Aussichtsgipfeln im Salzkammergut
4. Wanderung zur Schafbergspitze - toller Ausblick über Mondsee, Attersee und Wolfgangsee
5. Steile, sehr beeindruckende Wanderung. Zahnradbahn als Alternative
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