MMM Corones: Ein Museum im Berggipfel
Foto: Skirama Kronplatz
von Martin Foszczynski
Am 23. Juli 2015 eröffnete Reinhold Messners sechstes und zweifellos spektakulärstes Museum. Zum Großteil mitten in den Berg gebaut, ragt es auf 2.275 m Höhe aus einer Kuppe auf dem Gipfel des beliebtesten Skibergs Südtirols. Bauherr Andrea Del Frari gibt uns im Interview tiefe Einblicke in das ungewöhnliche Projekt am Kronplatz.
Während wir sprechen, steht Andrea Del Frari in der Kronplatz-Kabinenbahn, die ihn täglich von seinem Büro zum Museumsbau auf 2.275 m bringt. Dreht er sich mit dem Handy am Ohr nach links, sieht er die Dolomiten, wendet er sich nach rechts, überblickt er die Riesenfernergruppe.
Bergwelten: Herr Del Frari, das neue Messner Mountain Museum Corones soll am 23. Juli eröffnet werden – wird sich bis dahin alles ausgehen?
Andrea Del Frari: Es wird alles rechtzeitig fertig werden. Im Moment sind 95 Prozent aller Arbeiten am Bau abgeschlossen, im Außenbereich wird noch das Gelände modelliert und angepasst. Auch die Exponate und Inhalte von Reinhold Messner sind zum Teil schon geliefert und eingelagert – was wir zur Eröffnung zeigen, weiß ich aber noch überhaupt nicht (lacht).
Aber die groben Themenschwerpunkte der Ausstellung stehen schon fest?
Die Inhalte des MMM Corones drehen sich ganz um die großen Wände und den traditionellen Alpinismus, den es nach Auffassung von Reinhold Messner so nicht mehr gibt. Es werden Gemälde, Fotografien aber auch Kletterausrüstungen und andere persönlichen Gegenstände aus Reinhold Messners Besitz zu sehen sein. Er wird zu den Exponaten Geschichten erzählen – neben Beschriftungen auch in Form von Videos. Weitere Filme werden in einem kleinen Kino gezeigt, ein Café gibt es auch. Das eigentliche Highlight sind aber die Ausblicke durch die Aussichtsfenster des Museums. Sie sind so ausgerichtet, dass der Blick auf ganz bestimmte Berge fällt, die in Reinhold Messners Leben eine besondere Rolle gespielt haben. Dazu gehören der Heiligkreuzkofel, wo er in den 60er Jahren eine besonders schwere Route erstbegangen ist, der Peitlerkofel, in dessen Nähe er aufgewachsen ist, und der Ortler – Südtirols höchster Berg.
Wie kam es eigentlich zu diesem außergewöhnlichen Projekt? Warum gerade hier am Kronplatz?
Der Umsatz am Kronplatz wird zu 98 Prozent im Winter gemacht. Es war somit ein bewusstes Anliegen, die Leute auch im Sommer auf diesen ausgesprochenen Skiberg zu bringen. Dazu entstand die Idee einer Aussichtsplattform. Während der Planung wurden Reinhold Messners Pläne eines weiteren Museums in seiner Heimat bekannt, und man fand einen Weg, diese beiden Projekte zu vereinen. Eines der drei Aussichtsfenster des Museums ist bewusst als begehbare Aussichtsplattform konzipiert.
Sie haben für das Projekt eine weltberühmte Architektin gewonnen, die mit stark urbanen Entwürfen in den Metropolen dieser Welt in Erscheinung tritt. Was hat Zaha Hadid daran gereizt, ein kleines Museum mitten in den Bergen zu bauen?
Ich glaube, es ist gerade diese einzigartige Lage. Ein Gebäude auf über 2.000 m Höhe auf einer Bergspitze realisieren zu können war auch für eine Stararchitektin wie Zaha Hadid einmalig. Dass es sich um ein relativ kleines Projekt handelt, hat für sie den Reiz nur erhöht. Hier konnte sie von A bis Z die komplette Planung durchführen – bis hin zur Elektroausstattung des Gebäudes. Das ist bei großen Projekten wie dem Library and Learning Center der neuen Wirtschaftsuni Wien, das sie beispielsweise auch entwarf, sicher anders.
Was waren die größen Herausforderungen beim Bauen auf dieser Höhe? Wenn man sich die Projektionen ansieht scheint es fast, als hätte man den Gipfel aufgeschnitten, das Museum hineingestellt und die Kuppe wieder draufgesetzt.
So ähnlich war es auch (lacht). Reinhold Messners Vorgabe war, dass das Museum unterirdisch sein soll. Wir haben also ein zehn Meter tiefes Loch ausgehoben, das Gebäude hineingestellt und den Rest wieder aufgefüllt. So einfach war es dann aber doch nicht. Auf dieser Höhe gedeiht eine ganz spezielle Vegetation, die wir erhalten wollten. Deshalb wurden die ersten 30cm des Aushubs, also die fruchtbare Schicht des Erdreichs, auf die Seite gelegt und auf den geschlossenen Bau wieder aufgetragen.
War es nicht schwierig, für so ein Bauvorhaben überhaupt Genehmigungen zu erhalten?
Alles, was über 1.600 m gebaut wird, fällt unter den Landschaftsschutz und benötigt eine Genehmigung der Landschaftsschutzkommission. Für das Museumsprojekt gab es da keinerlei Probleme – auch, weil ein Großteil des Gebäudes unterirdisch liegt und es nur leicht in die sichtbare Landschaft eingreift. Zaha Hadids typische, weiche, fließende Formensprache fügt sich dabei in die Natur ein. Das Gebäude ist durch seine thermische Hülle auch besonders energieeffizient.
Apropos Landschaft: Sind sie selbst auch ein Wanderfreund und können uns einige persönliche Lieblingstouren in der Gegend verraten?
Der Kronplatz ist ein wunderbarer Aussichtsberg, es gibt hier schöne Panoramawege und einige kürzere und leichtere Wanderungen, die auch für nicht ganz so tourenfreudige Museumsbesucher gut geeignet sind. Das andere Extrem ist dann wohl ein Vorhaben von Reinhold Messner, das ich an der Stelle schon verraten kann. Er möchte gerne eine Mehrtagestour realisieren, die am Kronplatz startet und mitten in den Naturpark Dolomiten führen soll, vielleicht sogar bis zum Messner Mountain Museum am Monte Rite. Für Wanderer, die es gerne gebirgiger haben, finden sich hier im Umkreis unendliche Möglichkeiten mit verschiedensten geologischen Eigenschaften. Ich bin gerade in der Kabinenbahn – wenn ich mich nach links drehe, sehe ich die Dolomiten, rechts überblicke ich die Riesenfernergruppe. Wenn ich es mir recht überlege, habe ich wirklich einen einzigartigen Arbeitsplatz.
Zur Person: DDr. Andrea Del Frari ist Direktor des Konsortium Skirama Kronplatz, das als Bauträger und Eigentümer des Messner Mountain Museum Corones tätig ist.
Hier geht es zur virtuellen Tour durch das neue Messner Mountain Museum Corones.
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