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Pro & Contra: In einer Woche auf den Mount Everest

2 Min.

18.02.2025

Foto: AdobeStock, Daniel Prudek

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Das österreichische Unternehmen Furtenbach Adventures bietet im Frühjahr erstmals einwöchige Everest-Besteigungen an. Wie ist das möglich? Und was spricht für und gegen eine Blitzbesteigung des höchsten Bergs der Welt?

In einer Woche auf den Mount Everest: Das soll eine neue Expeditionsvariante im Programm des Innsbrucker Anbieters Furtenbach Avdventures ermöglichen. Aussehen könnte das Ganze in etwa so: Anreise am Montag, Everest-Gipfel am Donnerstag, Abstieg am Freitag, anschließend Rückflug und Ankunft zu Hause am Sonntag. Zum Vergleich: Üblicherweise dauert eine Besteigung zwischen sechs und zehn Wochen. Die extreme Verkürzung wird durch einen Helikopter-Shuttle von Kathmandu ins Basislager und den Einsatz von Xenon-Gas erreicht, das den Akklimatisierungsprozess beschleunigen soll. Zudem werden die Teilnehmenden von jeweils zwei Climbing Sherpas unterstützt und erhalten ausreichend Flaschensauerstoff.

Die Akklimatisierung mithilfe von Xenon ist umstritten: Die medizinische Kommission der Internationalen Union der Alpinismusvereinigungen (UIAA) etwa warnt in einer Stellungnahme vor einer „Off-Label-Verwendung ohne wissenschaftliche Grundlage und mit unbekannten Gesundheitsrisiken“. Der Verband empfiehlt stattdessen, auf bewährte Akklimatisierungsmethoden zurückzugreifen. Expeditionsanbieter Lukas Furtenbach hält dagegen und verweist auf positive Erfahrungen und erfolgreiche Texts mit Xenon zur Akklimatisierung.


PRO

von Lukas Furtenbach, Bergsteiger und Geschäftsführer von Furtenbach Adventures

Die „klassische Expeditionsdauer“ gibt es nicht. Mallory und Irvine verbrachten in den 1920ern sechs bis acht Monate auf einer Everest-Expedition, Messner & Co. haben nur mehr ein paar Wochen für einen Achttausender investiert. Dass sich diese Entwicklung fortsetzt, ist logisch. Die Zeitdauer einer Expedition hängt stark von den Lebensumständen ab: Ein kinderloser Berufsbergsteiger wird gerne länger auf Expedition sein. Ein berufstätiger Familienvater möglicherweise kürzer, um weniger lange von Familie und beruflichen Verpflichtungen getrennt zu sein.

Je kürzer die Expedition, desto sicherer ist sie für den Kunden.

Lukas Furtenbach

Was oft falsch dargestellt wird: Die Vorbereitungszeit für einwöchige Expeditionen ist mindestens genauso lang wie für herkömmliche. Technisches Training, Trainingsexpeditionen, medizinische Überwachung und intensive Vorakklimatisierung sind die Basis. Dann erfolgt eine schnelle Anreise zum Berg. Die eigentliche Besteigung ist exakt gleich wie bei jedem anderen Everest-Besteiger.

Dabei ist die Expedition aufgrund ihrer Kürze wesentlich sicherer, da die Dauer in der potenziell gefährlichen Umgebung dramatisch reduziert wird. Wir haben unseren Kunden gegenüber eine moralische und rechtliche Verpflichtung, nach bestem Wissen und Gewissen alles zu tun, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Wenn uns dafür neue Technologien, neue Ausrüstung oder neue Taktiken zur Verfügung stehen, wenden wir diese an.

Der Freiraum Berg muss eine Koexistenz verschiedener Besteigungsstile erlauben, und wir sind alle zu Mäßigung und Toleranz aufgerufen, wenn wir versucht sind, den Besteigungsstil anderer zu verurteilen oder unseren eigenen Besteigungsstil anderen vorschreiben wollen.


CONTRA

von Walter Laserer, Expeditionsanbieter und Bergsteiger

Für die Besteigung von 8.000ern braucht es Zeit – klassischerweise zwei Monate für die Akklimatisierung und den finalen Anstieg. Kommerziell gesehen liegt hier die Crux. Menschen mit viel Geld haben in der Regel wenig Zeit. Um dieses Problem zu umgehen, kann man die Akklimatisierungs-zeit verkürzen. Der letzte Schrei dabei ist das – aus dem Doping bekannte – Einatmen von Xenon-Gas, das die Bildung der roten Blutkörperchen beschleunigen und damit eine Besteigungszeit von einer Woche ermöglichen soll.

Das Once-in-a-Lifetime-Erlebnis verkommt zum schnöden Fastfood.

Walter Laserer

Seit jeher waren Bergführer für die Sicherheit ihrer Gäste verantwortlich und haben keine Zeit, Geld und Mühen gescheut, diese bestmöglich zu bieten. Heute finden wir an den 8.000ern mobile Klettersteige, die jedes Jahr errichtet und wieder abgebaut werden. Die Vorbereitung mit Xenon folgt dieser Logik: Wenn man wesentlich kürzer in den „gefährlichen Bergen“ unterwegs ist, steigt die Sicherheit.

Aber: Dem Bergsteigen wird der letzte Hauch des Abenteuers, des Ungewissen genommen. Eine zweimonatige Bergreise ist etwas völlig anderes als eine einwöchige Spritztour mit Helikopterunterstützung. Bei der Besteigung eines 8.000 Meter hohen Himalajariesen möchte ich als Bergführer ein Gesamterlebnis bieten: Expeditionsleben, Land, Leute und Kultur, die Auseinandersetzung mit der Natur, Schlechtwetter und letztendlich das Gipfelglück. Mit den genannten Möglichkeiten verkommt das mögliche Once-in-a-Lifetime-Erlebnis zum schnöden Fastfood.