Die 14 Achttausender der Erde
Foto: Wikimedia Commons/ Ralf Kayser
Everest, Nanga Parbat und K2 sind weltberühmt, die übrigen Achttausender stehen mehr oder weniger in ihrem Schatten. Könntest du alle vierzehn aufzählen, vielleicht sogar der Höhe nach? Dieser Countdown nach ganz oben hilft euch, euer Wissen aufzufrischen.
Inhalt
- 14. Shishapangma (8.027 m), China
- 13. Gasherbrum II (8.035 m), Pakistan/China
- 12. Broad Peak (8.051 m), Pakistan/China
- 11. Gasherbrum I (8.080 m), Pakistan/China
- 10. Annapurna (8.091 m), Nepal
- 9. Nanga Parbat (8.125 m), Pakistan
- 8. Manaslu (8.163 m), Nepal
- 7. Dhaulagiri (8.167 m), Nepal
- 6. Cho Oyu (8.188 m), Nepal/China
- 5. Makalu (8.485 m), Nepal/China
Ist es eine Schande, die vierzehn Achttausender nicht namentlich zu kennen? Eher nicht. Aber dieser Artikel wird dich hoffentlich davon überzeugen, dass es sehr bereichernd sein kann, sich mit ihnen zu beschäftigen, sowohl geographisch als auch kulturell und historisch. Bei der nächsten Millionenshow wirst du mit diesem Wissen auf jeden Fall glänzen.
Tipp: Es lohnt sich, die Achttausender auf Google Earth von allen Seiten zu betrachten, auf diese Weise lassen sich ihre leichtesten Zugangswege und die Geschichten ihrer Besteigungen besser nachvollziehen.
14. Shishapangma (8.027 m), China
Shishapangma bedeutet „Gebiet über der grasbewachsenen Ebene“. Auf britischen Karten von 1921 war sie auch als Gosainthan verzeichnet. 1945 skizzierten Heinrich Harrer und Peter Aufschnaiter ihre Umrisse auf der Flucht nach Lhasa. Aufschnaiter kartographierte den Berg als erster, als er wiederum 1951 vor den Chinesen aus Tibet fliehen musste. Die Shishapangma wurde 1964 als letzter Achttausender erstbestiegen, und zwar von einem chinesischen Riesenteam mit 200 Teilnehmern, von denen zehn den Gipfel erreichten – also nicht gerade im saubersten Alpinstil. Der Normalweg führt über die abgebildete Nordseite, die steilere Südflanke wurde 1982 vom Briten Doug Scott mit zwei Partnern durchstiegen. Die Shishapangma ist der einzige Achttausender, der ganz in Tibet steht.
13. Gasherbrum II (8.035 m), Pakistan/China
Wir wechseln von den Steppen Tibets in einen entlegenen Winkel des Baltoro-Gletschers, wo dieser geometrisch interessante Berg steht. Fritz Moravec, ein Wiener Schlosser, erreichte 1956 mit Josef Larch und Hans Willenpart erstmals seinen höchsten Punkt. Die Österreicher stiegen über den Südwestgrat auf, querten unter der Pyramide durch und stapften über den Ostgrat zum Gipfel – wegen der sommerlichen Wärme sogar ohne Anoraks. Warum nicht über die felsige Westwand? Sie ist steiler als sie hier erscheint, besteht aus schwer zu versicherndem, schneeverklebtem Marmor und wurde erst 2018 von Adam Bielecki und Felix Berg mittig durchklettert. Der GII gilt als „leichter“ Achttausender, forderte bislang aber auch mehr als 20 Tote. Filmtipp: „Cold“ von Cory Richards, über die Winterbesteigung des Berges.
12. Broad Peak (8.051 m), Pakistan/China
Benannt wurde der Broad Peak im zentralen Karakorum von Sir Martin Conway nach dem Schweizer Breithorn, mit dem er eine starke Ähnlichkeit hat. Seine wuchtige, klotzige Form unterscheidet ihn auch von den übrigen, eher spitzen Gipfeln der Gasherbrum-Gruppe, zu der er geologisch gehört. Ob er dadurch nicht der eigentliche Gasherbrum II ist und man die übrigen Gipfel des Massivs neu nummerieren müsste? Dieses Expeditionsfass wollen wir hier nicht aufmachen! Der wörtlich in die Sprache der Balti übertragene Name Falchan Kangri wird von den Einheimischen übrigens ebenso wenig verwendet wie der importierte Name Chogori („Großer Berg“) für den K2. Den Hauptgipfel erreichten im Juni 1957 die vier Österreicher Marcus Schmuck, Fritz Wintersteller, Kurt Diemberger und Hermann Buhl über die Westseite (links im Bild) und die Scharte des Broad Peak Central.
11. Gasherbrum I (8.080 m), Pakistan/China
Bekannt ist er auch als K5 oder Hidden Peak, da er beim Anmarsch erst spät hinter dem Gasherbrum VI erscheint. Bereits 1934 fand eine Annäherung durch eine Expedition von G.O. Dyhrenfurth statt. Auf der damals erkundeten Südost-Flanke fanden 1958 die Amerikaner Andy Kauffman und Peter K. Schoening als erste zum Gipfel. Heute führt der Normalweg über den sehr steilen Nordwest-Hang (links im Bild), da der obere Abruzzi-Gletscher wegen indisch-pakistanischer Militärpräsenz seit 1986 für Expeditionen gesperrt ist. Kreativ ausgetobt hat sich am GI vor allem Reinhold Messner durch die erst zweite Besteigung des Gipfels 1975 mit Peter Habeler im Alpinstil. Seine Doppelüberschreitung von GII und GI mit Hans Kammerlander 1984 dokumentierte der Film „Der leuchtende Berg“ von Werner Herzog mit Bilderwucht und hintergründigem Humor.
10. Annapurna (8.091 m), Nepal
Ihr Name bedeutet „reich an Nahrung“ und bezieht sich auf ihre vielen Wasser spendenden Gletscher. 13 Siebentausender stehen im 55 km langen Annapurna-Massiv. Ihr höchster Punkt ist einer von vielen Graterhebungen im Westen der Gebirgskette und entzieht sich von allen Seiten dem Blick aus dem Tal. 1950 wurde die Annapurna I als erster Achttausender von Maurice Herzog und Louis Lachenal bestiegen. Die Südwand der Annapurna I ist nur absoluten Extrembergsteigern vorbehalten und wurde 1970 erstmals von den bärbeißigen Briten Don Whillans und Dougal Haston durchstiegen. Der Normalweg über die Nordflanke ist steil, lawinös und von einem sichelförmigen Sérac geprägt. Mit 72 Todesfällen bei nur knapp 200 Besteigungen gilt der Berg als gefährlichster und am seltensten bestiegener Achttausender.
9. Nanga Parbat (8.125 m), Pakistan
Der Nanga Parbat stellt den westlichen Eckpfeiler der Himalaya-Hauptkette dar. Sein Name bedeutet „Nackter Berg“. Bei den Einheimischen ist er auch als Diamir („König der Berge“) und bei vorgestrigen Bergsteigern als „Schicksalsberg der Deutschen“ bekannt. Dennoch wurde er von einem Tiroler erstbestiegen: Hermann Buhl ging 1953, gegen den Willen der Expeditionsleitung, in einem 41-stündigen Gewaltmarsch vom Silbersattel solo auf den Gipfel und wieder retour – ohne zusätzlichen Sauerstoff! Davor waren sechs Expeditionen gescheitert und 31 Menschen am Berg geblieben. Die südlich orientierte Rupalwand fällt über 4.500 m zu Tal und ist die höchste Steilwand der Erde. Die Brüder Messner waren 1970 die ersten, denen ihre Durchsteigung gelang. Unfreiwillig schafften sie auch die erste Traverse des Berges und die zweite Traverse eines Achttausenders überhaupt.
8. Manaslu (8.163 m), Nepal
Auch der Name des Manaslu kommt wie der des Nanga Parbat aus dem Sanskrit und bedeutet „Berg der Seele“. Er ist Teil des Mansiri Himal, auch als Gurkha Himal bekannt. 1956 erreichten Japaner im vierten Anlauf seinen Gipfel über die heutige Normalroute am Nordostgrat. Die dramatischere Südwestwand wurde 1972 von einer Tiroler Expedition unter Wolfgang Nairz durchstiegen, wobei nur Reinhold Messner den Gipfel erreichte und zwei Teilnehmer umkamen. Die Doku „Sturm am Manaslu“ gibt genauer Auskunft über diese wagemutige Begehung. Die erste Skiabfahrt an einem Achttausender gelang 1981 den Österreichern Sepp Millinger und Peter Wörgötter, die vom Anfang des Gipfelsporns starteten. Bei der ersten Skiabfahrt vom lange Zeit vernachlässigten „True Summit“ stürzte 2022 die Skibergsteigerin Hilaree Nelson 1.800 m bis auf den Thulagi-Gletscher ab.
7. Dhaulagiri (8.167 m), Nepal
Der „weiße Berg“ galt noch lange vor dem Kangchendzönga als höchster Gipfel der Welt, bis das Survey of India 1856 den „Peak 15“ trigonometrisch vermaß und ihn 1865 als Mount Everest bekannt machte. Zwischen Dhaulagiri und Annapurna liegt das tiefste Durchbruchstal der Welt: das Kali Gandaki Valley. Von Mustang im Norden zeigt sich der Dhaulagiri als steile Schneekuppe mit einem schanzenförmigen Hängegletscher. Von Süden blickt man in eine 4.000 m hohe, bislang noch nicht komplett durchstiegene Wand, die wie die Umarmung eines Yetis anmutet. Auf dem Flug von Pokhara nach Jomosom erschlägt einen ihr Anblick förmlich: zum Fürchten riesig und mit unfassbar vielen Details. Einem internationalen Team unter Schweizer Leitung gelang 1960 der Gipfelerfolg nach sechs gescheiterten Expeditionen. Mit dabei: der Österreicher Kurt Diemberger.
6. Cho Oyu (8.188 m), Nepal/China
Wer abends vom Mount Everest nach Westen blickt, sieht die Sonne hinter dem Cho Oyu versinken. Dessen einfachster Zugang liegt an der tibetischen Nordwestseite und auch sein Name ist tibetisch: „Chomo“ bedeutet Göttin, „Yo“ ist der in Tibet beliebte Türkisstein. Das Haupt der türkisenen Göttin ist so flach, dass man bei Schlechtwetter den höchsten Punkt schwer findet. Sonniges Wetter herrschte am 19. Oktober 1954, dem Tag seiner Erstbesteigung (ohne künstlichen Sauerstoff!) durch den Wiener Reiseschriftsteller Herbert Tichy mit seinen Partnern Sepp Jöchler aus Landeck und Pasang Dawa Lama aus Darjeeling. Trotzdem war es so kalt, dass Tichy sich die Hände anfror und in den folgenden Wochen sogar beim Zigarettenrauchen Hilfe benötigte. An der Nord- und Südseite des Cho Oyu finden sich auch schwierige Routen durch Schnee und Eis.
5. Makalu (8.485 m), Nepal/China
Der Makalu erhebt sich südöstlich des Mount Everest und prägt dessen Gipfelpanorama durch die scharf definierten Umrisse seines runden Doms. Sein Name bedeutet: nichts. Vermutlich ist er eine westliche Verballhornung des tibetischen „Karma Lung“ für „Gegend des Flusses Karma“. Erstmals erkundet wurde der Berg 1921 im Rahmen der ersten britischen Everest-Expedition. Erstmals bestiegen wurde er von einer französischen Expedition, die im Laufe von drei Tagen im Mai 1955 alle neun Teilnehmer über die Nordwestflanke zum Gipfel brachte. Die Westwand (siehe Bild) ist so schwer, dass sie erst 1997 von fünf hartgesottenen Russen durchstiegen werden konnte. Allerdings querten sie auf 7.900 m zum Westpfeiler und stiegen von dort zum Gipfel. Die erste Winterbesteigung verbuchten Denis Urubko und Simone Moro im Februar 2009.
4. Lhotse (8.516 m), Nepal/China
Unser Bild zeigt den hohen Achttausender und Everest-Trabanten Lhotse („Südspitze“) von seiner immensen Südseite. Bekannter dürfte sein Anblick von Nordwesten sein. Dort erhebt er sich als Teil des Bergkranzes Everest-Lhotse-Nuptse, welcher das Western Cwm (auch: „Valley of Silence“) wie ein Hufeisen umschließt. Die 50° Grad steile Nordseite wird von einem schnurgeraden Couloir durchzogen, durch welches der Normalweg zum Gipfel führt. Die ersten, die ihn erreichten, waren die Schweizer Fritz Luchsinger und Ernst Reiss 1956. Über den Südsattel ist der Lhotse mit dem Everest verbunden. Die enorm schwierige und gefährliche Südwand wurde erst 1990 durchstiegen und besticht durch das zickzackförmige „Gelbe Band“, welches das gesamte Everest-Massiv umspannt.
3. Kangchendzönga (8.586 m) Nepal/Indien
Sein tibetischer Name bedeutet: „Fünf Schatzkammern des großen Schnees“. Wobei er sich eher auf die fünf lebensspendenden Gletscher beziehen dürfte als auf die fünf Hauptgipfel dieses mit 6.000 km² enorm weitläufigen Gebirgszuges. 1905 erreichte eine Expedition des Okkultisten Aleister Crowley eine Höhe von 6.500 m. Zwischen 1929 und 1931 lieferten sich der Nationalsozialist Paul Bauer und der Weltbürger und Himalaya-Forscher G.O. Dyhrenfurth mit mehreren Expeditionen einen Wettkampf, der auf 7.700 m am Nordostgrat wegen Lawinengefahr ein Ende fand. Wie viele Himalayagipfel ist auch der „Kantsch“ heilig. Daher mussten die britischen Erstbesteiger 1955 dem König von Sikkim, der die Erlaubnis zum Gipfelgang erteilte, versprechen, einige Schritte vor dem höchsten Punkt Halt zu machen. Diese Tradition wird bis heute (weitgehend) beibehalten.
2. K2 (8.611 m) Pakistan/China
Wie ein gigantischer Bergkristall dominiert der K2 das Panorama am Concordia-Platz im zentralen Karakorum. Sein Anblick gebietet Ehrfurcht – wenn nicht sogar Muffensausen: Viel steiler und schwerer als die normale Südroute des Everest ist der Normalweg über Abruzzen-Sporn, Schulter und „Flaschenhals“-Sektor zum Gipfel. Die Erstbesteigung 1954 verursachte einen Eklat, da die Gipfelstürmer Compagnoni und Lacedelli den von der italienischen Expeditionsleitung favorisierten Walter Bonatti und einen Hochträger mit falschen Angaben über den Standort des Hochlagers zu einem lebensbedrohlichen Biwak zwangen. Mit mehr als 800 Besteigungen und 96 Toten zeigt der K2 die fatalen Seiten des Achttausender-Tourismus auf. Die erste komplette Skibefahrung (über die haarsträubend ausgesetzte Česen-Route) absolvierte Andrzej Bargiel souverän im Juli 2018.
1. Mount Everest (8.849 m) Nepal/China
Die Nummer eins und der Gipfel der Eitelkeit. Eigentlich heißt der Berg Chomolungma (Tibetisch für: „Göttliche Mutter der Erde“). Das wollte auch sein Namenspatron, der britische Vermesser Sir George Everest, beibehalten, konnte sich aber nicht durchsetzen. Die Topografie seines Massivs ist komplex, seine Geologie vielschichtig und vielfarbig. Für die britischen Expeditionen der 1920er noch ein unbezwingbares Monstrum im Nirgendwo, ist er heute ein Disneyland für Zahlungskräftige – und in Folge der höchste Friedhof der Welt (365 Tote; Stand: 2023). Mit dem Nordostgrat und dem Südsattel hat er zwei Normalwege, den zweiten eröffneten Edmund Hillary und Tenzing Norgay bei der Erstbesteigung 1953. 2024 wurde Sandy Irvines Stiefel aus dem Rongbuk-Gletscher geborgen. Verändern bald weitere Funde die Geschichte oder bleibt die Erstbesteigung 1924 durch George Mallory und Irvine ein Mythos?
Anmerkung: Insgesamt wurden bisher mehr als 12.000 verifizierte Besteigungen an den 14 Achttausendern gezählt, fast 1.100 BergsteigerInnen kamen an ihnen ums Leben. Mit derzeit genau 6.664 Besteigungen ist der Mount Everest der begehrteste, weil höchste Berg der Erde. Gefolgt wird er von den verhältnismäßig einfachen Achttausendern Cho Oyu mit mehr als 3.900 und dem Gasherbrum II mit etwa 1.200 Besteigungen. Der K2 als zweithöchster, aber schwieriger Achttausender, verzeichnet 800 Besteigungen. Die restlichen Achttausender weisen mit je unter 600 deutlich weniger Besteigungen auf. (Stand: 2024)
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