Sechsmal Kino für den Kopf
Lachen, staunen und träumen: Bergwelten gibt es auch in Buchform. Klaus Haselböck aus der Bergwelten-Chefredaktion hat 6 Titel des aktuellen Programms Probe gelesen.
Bergwelten: das ist eine Fernsehsendung auf ServusTV, ein Online-Portal und eine Zeitschrift. Alle drei Kanäle verbindet, dass sie Menschen für die Berge inspirieren und ihnen dort eine schöne Zeit ermöglichen wollen. Da ist es doch nur konsequent auch gleich einen Buchverlag zu gründen: denn Bücher können uns auch im Jahr 2019 Geschichten aus den Bergen nochmals anders erzählen. Sie laden ein, dass wir uns einen Tick mehr Zeit nehmen und so beim Lesen auf eine längere, gemeinsame Reise gehen. Bücher spendieren uns Kino für den Kopf. Sie brauchen weder Akkus noch WLAN und funktionieren trotzdem – wir lachen, staunen und träumen mit ihnen.
Genau das macht auch das erste Bergwelten-Buchprogramm mit uns: Sechs Titel gehen mit dem 18. April an den Start (ein Siebenter im August). Jeder von ihnen ist so verlockend, dass man sich spontan schlechtes Wetter fürs Wochenende wünscht.
Marlies Czerny: „4000erLeben“
Marlies Czerny etwa hat ihre Passion der hohen Alpenberge in „4000erLeben“ zusammengefasst. Wer die lebensfrohe Oberösterreicherin bei einem ihrer Vorträge erlebt hat und von ihren Erlebnissen inspiriert war, wird sich vielleicht bei diesem Gedanken ertappt haben: „Die sollte ein Buch schreiben“. Gut, dass sie das getan hat: So offen und direkt wie sie von ihrem späten, anfangs mühsamen Zugang zum Bergsteigen spricht, schreibt sie jetzt auch über ihren Weg, der sie auf die 82 Viertausender der Alpen geführt hat. Und beim Lesen steigt man schon ins Auto und fährt Richtung Westalpen.
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Hier findet ihr das Interview mit der Autorin.
Hans Zippert: „Zippert steigt auf“
Ein wirklich Spätberufener ist Hans Zippert – Kolumnist für die „Welt“, Flachlandbewohner aus Oberursel im Taunus und vor allem ein Großmeister der Satire: Für seine „Expedition Deutschland“ hat er sich die jeweils höchsten Gipfel der 16 deutschen Bundesländer vorgenommen. Die Tücken seiner Touren sind Mückenschwärme in den Helpter Bergen, nicht auffindbare Gipfel in Bremen oder Schneestürme am 167,4 Meter hohen Bungsberg in Schleswig-Holstein. Wenn er mit seiner sehr feinen Klinge deutsche Länder und Leute portraitiert, schwankt man als Leser zwischen Verwunderung, Schmunzeln und Lachstürmen.
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Sissi Pärsch: „Unsere schönsten Hütten“
Augen- und Gaumenschmaus hat hingegen Sissi Pärsch, Bergwelten-LeserInnen auch keine Unbekannte, zu bieten: Sie beantwortet die grundsätzlichen Fragen des alpinen Lebens – wo soll man nach der Tour einkehren, bzw.: welche Einkehr ist überhaupt eine Tour wert? Und: Was werden wir dort essen? Ein gefälliger, optisch großartiger Bildband zu den 50 schönsten Hütten der Alpen, der viele persönliche Geschichten der Wirtsleute erzählt, und Kulinarik-Tipps genauso wie die Infos über die Zustiege liefert. Damit ist die Frage „Wohin wandern?“ für die nächsten Jahre sehr kompetent beantwortet.
Hier findet ihr das Interview mit der Autorin.
Mark Synnott: „Free Solo im Yosemite“
Ein permanent Hungriger ist hingegen Alex Honnold: Der Amerikaner zeigte zuletzt mit seiner seilfreien Begehung der Route „Freerider“ am El Capitan in Kalifornien wie weit sich die Grenzen des Möglichen hinausschieben lassen. Wer die Oscar-gekrönte Doku „Free Solo“ zu diesem alpinen Meilenstein gesehen hat, darf sich umso mehr auf das Buch freuen. Geschrieben von Mark Synnott, selber ein erfahrener Kletterer, gibt es einen ungleich tieferen Einblick in das Seelenleben dieses Ausnahmekönners. Das Buch ist ein phantastischer Trip über Angst, Vision und den Zugang zum Leben im Angesicht von saugender Tiefe.
Norbert Leitner: „In der Natur zu Hause“
Deutlich ruhiger geht es da im Vergleich Norbert Leitner an: Der Oberösterreicher entdeckt den Zauber der Natur nicht in schwindelerregenden Wänden, sondern mitten in seiner Heimat: Mit dem Kajak erkundet er bedachtsam Flüsse, nimmt sich Zeit zum Beobachten und Sinnieren, erzählt von Nächten im Freien und von den kleinen Erlebnissen, die er mit seinen Kindern hat. Es ist ein ruhiges Buch, das sich in der Tiefe entfaltet. Drei Nächte braucht es, damit aus einer Tour eine Reise wird, schreibt Norbert Leitner. Spätestens nach drei Kapitel sinnt man nach eigenen Abenteuern vor der Haustür.
Helma Schimke: „Über allem der Berg“
In einer Liga für sich spielt Helma Schimke: Sie war Architektin und Mutter dreier Kinder, aber vor allem eine begeisterte Bergsteigerin. Und das in einer Zeit – die 1950er Jahre – als Klettern für Frauen alles andere als ein anerkannter Sport war. Erst recht, da sie ihren Mann durch einen Unfall am Watzmann verloren hatte. Das Buch „Über allem der Berg“ ist eine Neuauflage (Helma Schimke starb 2018), das den Geist einer Pionierin atmet: Wie sie den Tod ihres Mannes erlebt und selber Touren im sechsten Grad klettert. Ihre Zeilen schlagen beim Lesen Funken, ihre Erlebnisse rücken die Zeit näher, sie berühren. Wir verstehen, dass das Bergsteigen – wie Helma Schimke im letzten Kapitel schreibt – „ein Jasagen zu sich selbst“ ist.
Ab jetzt erhältlich!
Lust aufs Lesen bekommen? Die beschriebenen Bücher sind überall im Buchhandel und online auf bergweltenbuch.com oder Amazon sowie als E-Book erhältlich.