Trailrunning auf Madeira
Die stets frühlingshaften Temperaturen, die Blütenpracht und die gemütlichen Wanderungen haben Madeira das Image des Rentnerparadieses verpasst. Doch es täuscht – ob Canyoning, Mountainbiken oder Surfen, auf der portugiesischen Insel kommen auch sportlich Ambitionierte voll auf ihre Kosten. Besonders Trailrunner! Gerald Valentin hat das vulkanische Eiland mit den Laufschuhen erkundet.
Madeira ist mit dem Element Wasser unzertrennbar verbunden. Die Portugal zugehörige Inselgruppe liegt fast 1.000 Kilometer weit vom europäischen Festland im Atlantik. Während der allgegenwärtige Ozean immer und überall in seiner Urgewalt spürbar ist, hat sich der Mensch auf der Insel das Wasser geschickt zu Nutze gemacht. Über sogenannte Levadas wird es aus den niederschlagsreichen Gebieten im Norden zu den Anbaugebieten im Süden geleitet. Die ausgeklügelten Bewässerungssysteme sind mehr als 500 Jahre alt und vielfach noch immer in Betrieb. Heute führen entlang der 2.000 km langen Wasserwege markierte Pfade – sie eignen sich bestens zum Trailrunning.
Entlang der Wasserwege
Ein Bilderbuch-Trail und ein gemütlicher Einstieg zum Laufen auf Madeira ist Levada das 25 Fontes im Quellgebiet des Hochlandes. Kombiniert mit der Levada do Risco ergibt sich eine lohnende Tour, die zu 25 Wasserfällen führt – vorbei an idyllischen Gumpen und zwischen Erikasträucher und Lorbeerbäumen hindurch. Hier, wie auch an den anderen Levadas, ist Trittsicherheit geboten. Der Weg ist oft schmal und der Boden rutschig – auch Stufen, Brücken und Tunnels zählen zur Ausstattung einer richtigen Levada. An exponierten Stellen dienen Stahlseile der Sicherung. Um dem starken Besucherandrang an der Levada das 25 Fontes auszuweichen, empfiehlt es sich, diese in der Früh oder am späten Nachmittag zu laufen.
Beliebt auf Bergwelten
Von Urwald bis Wüste
Die Flora von Madeira kann abwechslungsreicher nicht sein. Hier blühen das ganze Jahr über Blumen und vermitteln das Gefühl, in einem botanischen Garten unterwegs zu sein. Im Norden gleicht die Vegetation der eines Urwaldes, ganz im Südosten bedingen die geringen Niederschläge der Ponta de São Laurenço eine fast wüstenartige Vegetation. Die schmale Landzunge fasziniert auch mit bizarren Felsformationen, bestehend aus geschichtetem, rötlichem Tuff und senkrechten, mit dunkler Magma gefüllten Spalten. Der 8 km lange Trail führt in einem ständigen Auf und Ab auf den Gipfel des Morro do Furado. Der Wind ist bei diesem Unternehmen ein ständiger Begleiter, links und rechts des Weges brandet der Ozean an die steilen Klippen.
Maracuja – hochprozentig
Auch kulinarisch hat die einsame Insel im Atlantik einiges zu bieten. Ein absolutes Muss ist der Espada (Schwarzer Degenfisch), der auf Madeira mit 1.500 m langen Leinen geangelt und vorzugsweise mit gebratenen Bananen serviert wird. Maracujas, von denen auf der Insel acht verschiedene Sorten wachsen, sind das geheime Wahrzeichen Madeiras. Poncha ist das Nationalgetränk Madeiras. Ein traditioneller Poncha besteht zu je einem Drittel aus Zuckerrohrschnaps, Honig und Zitronensaft. Es gibt aber auch Varianten mit Orange, Maracuja oder Absinth. Ähnlich hochprozentig ist der Madeirawein, der ursprünglich für den langen Transport mit zusätzlichem Alkohol versetzt wurde und heute immer noch so hergestellt wird.
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Traum-Laufstrecke zum Pico Ruivo
Die Insel Madeira hatte ihren Ursprung in gewaltigen vulkanischen Eruptionen. Heute sind die Vulkane längst erloschen, die Klippen fallen unter der Wasseroberfläche bis zu 4.000 m zum Meeresgrund ab. In der Mitte der gebirgigen Insel ragt der Pico Ruivo 1.862 m in die Höhe. Dieser Berg ist ein Muss für jeden Trailrunner und wer es wirklich wissen will, dem sei die Umrundung des Talkessels von Curral das Freiras empfohlen.
Die Tour beginnt am Pico do Arieiro (1.805 m), zu dem man am besten von Funchal aus mit dem Taxi hochfährt. Bei Sonnenaufgang ist man hier nur selten allein, da die zerklüftete Berglandschaft mit den Tiefblicken auf die üppig bewaldeten Täler und das Meer ein großartiges Fotomotiv abgibt. Dramatische Wolkenstimmungen tragen das ihrige zu einer mehr als Instagram-tauglichen Aufnahme bei.
Der Weg über den Pico do Arieiro ist schon vor Jahrhunderten angelegt worden, um den Handel zwischen dem Norden und dem Süden der Insel zu erleichtern. Die steinernen Stufen, Tunnels und Galerien stellen heute eine selektive wie unglaublich spektakuläre Laufstrecke dar. Kurz unter dem Gipfel des Pico Ruivo bietet die Casa de Abrigo Schutz vor den hier häufigen Regenfällen. Richtung Westen geht es über den Hauptkamm der Insel auf den Pico das Eirinhas (1.648 m) und den Pico do Jorge (1.566 m). Hier zweigt die Tour nach Süden zum Pico Grande (1.654 m) ab. Der einsame Steig überrascht nach jeder Kurve mit großartigen Ausblicken und der Vegetation ist die zunehmende Trockenheit anzusehen. Kurz nach dem Pico Grande trifft man wieder auf einen Hauptweg, der steil hinunter nach Fajã Escura führt. Das Restaurante O Lagar Antiguidades lädt hier zu einer Stärkung ein. Besonders zu empfehlen sind die Espetada em Pau de Lauro – würzige Fleischspieße über dem offenen Feuer gegrillt.
Müde, aber zufrieden geht es mit dem Bus wieder zurück nach Funchal.
Einmal quer über die Insel
Das absolute Highlight für Trailrunner ist der Madeira Island Ultra Trail. Die Strecke des MIUT verläuft vom äußersten Nordwesten der Insel über die höchsten Berge bis nach Machico an der Ostküste. 115 km und mehr als 7.000 Höhenmeter gilt es dabei zu bewältigen. Doch es geht auch mit weniger Mühsal. Mit Distanzen von 85, 60, 42 und 16 km kommen beim MIUT auch weniger extreme Läufer und Hobbysportler auf ihre Kosten.
Infos: Trailrunning auf Madeira
- Anreise: Mit dem Flugzeug nach Funchal. Die Busverbindungen auf Madeira sind sehr gut. Will man auch entlegenere Gebiete kennenlernen, empfiehlt sich das Mieten eines Autos.
- Beste Reisezeit: Ganzjährig.
- Unterkünfte: Der touristische Schwerpunkt liegt um die Hauptstadt Funchal. Es lohnt sich aber für ein paar Tage auch den Norden und Westen der Insel zu besuchen.
- Trailrunning: MIUT-Videos, Tourenvorschläge