Nach den Sternen greifen – Traumberuf Bergführer?
Foto: Alexander Fuchs
Österreich gehen die Bergführerinnen und Bergführer aus. Der Bergsport boomt und mit ihm die Nachfrage nach erfahrenen Guides. Doch viele der knapp 1.500 heimischen Bergführerinnen und Bergführer gehen bald in Pension, Nachwuchs kommt kaum nach. Nur 30 Anwärterinnen und Anwärter pro Jahr dürfen die harte Ausbildung beginnen. Eine ServusTV Bergwelten-Dokumentation (2020) hat zwei von ihnen begleitet.
Der Verband der Österreichisches Berg- und Skiführer (VÖBS) warnt davor, dass es bald zu wenig Bergführerinnen und Bergführer hierzulande geben wird. Immer mehr Menschen zieht es in die Berge. Viele davon haben aber kaum alpine Erfahrung und buchen daher geführte Touren. Durch den Klimawandel steigt zudem die Gefahr von Steinschlägen oder Lawinenabgängen.
Es macht also durchaus Sinn, mit einem staatlich geprüften Experten die Berge zu erkunden - wenn man einen Bergführer ergattert. In Tirol und Salzburg muss man bei der Buchung von geführten Touren teilweise inzwischen mit langen Wartezeiten rechnen. Aktuell hat der VÖBS knapp 1.500 Mitglieder, nur 31 davon Frauen. Viele davon gehen in den kommenden Jahren in Pension. Als Ausgleich wird in den Nachwuchs investiert, aber jedes Jahr werden trotzdem nur 30 Anwärterinnen und Anwärter zur Ausbildung zugelassen.
Bergwelten Doku: Traumberuf Bergführer (2020)
In Folge eins einer zweiteiligen ServusTV Bergwelten-Dokumentation von 2020 begleiten wir zwei Bergführer-Aspiranten während der winterlichen und sommerlichen Eignungsprüfungen. Nur wer diese besteht, darf mit der Ausbildung starten.
Der steile Weg nach oben
Theresa Tomelitsch und Thomas Senfter haben einen großen Wunsch – sie wollen staatlich geprüfte Berg- und Skiführer werden. Doch bevor sie mit der anspruchsvollen Ausbildung beginnen können, müssen sie erst einmal ihr Können im Skifahren sowie im Eis- und Felsklettern unter Beweis stellen. Nur 30 Anwärterinnen und Anwärter pro Jahr dürfen den renommierten Lehrgang überhaupt beginnen.
Die Aufnahmeprüfung dafür teilt sich in zwei Teile: eine im Winter und eine im Sommer. Die winterliche Eignungsprüfung findet in Bad Gastein statt. Die zwei Anwärter haben für die bevorstehenden Aufgaben hart trainiert. Eigene Vorbereitungskurse vom Verband der österreichischen Berg- und Skiführer geben den Kandidatinnen die Möglichkeit, die Prüfungskonditionen schon vorab kennenzulernen und an ihren Schwachstellen zu arbeiten.
Harte Realität anstatt Winteridylle
Die gelernte Volksschullehrerin Theresa Tomelitsch geht positiv in die Winterprüfung. Sie ist sich aber bewusst, dass es keine Leichtigkeit sein wird, die Voraussetzungen zu erfüllen. Mit einem Aufstieg von mehr als 1.000 Metern startet der erste Tag des Auswahlverfahrens in Sport Gastein. Bei der Abfahrt sollen die Kandidatinnen zeigen, dass sie den alpinen Skilauf nach österreichischem Lehrplan beherrschen. Schon daran scheitert ein Drittel der Antretenden.
Thomas Senfter tritt bereits zum zweiten Mal zur Aufnahmeprüfung an. Wer die Aufgaben nicht meistert, muss für eine neue Chance ein ganzes Jahr warten. Druck wollen die Ausbilder nicht aktiv ausüben, sie stellen die Teilnehmer jedoch bewusst in herausfordernde Situationen. Denn auch in ihrem zukünftigen Beruf kann es zu Stresssituationen kommen, denen sie gewachsen sein müssen. Am zweiten Tag des winterlichen Auswahlverfahrens zeigen die Auszubildenden ihr Können beim Eisklettern. Diesmal geht alles glatt für den Tiroler und er darf im Sommer wieder kommen und zum zweiten Teil der Prüfung antreten.
Herausforderung für Körper und Geist
Im Ötztal treffen sich die Bergführer-Anwärter wieder zum zweiten Teil der Eignungsprüfung. Für Thomas Senfter sind die Voraussetzungen nicht optimal. Er hat sich ein paar Wochen vor dem großen Tag in der Kletterhalle verletzt und reist mit einem mulmigen Gefühl zur Prüfung.
Im Klettergarten Niederthai stellen sich Theresa und Thomas der Aufgabe des Felskletterns. Der zusätzliche Stress und die Angst vor dem Versagen erschweren die Bedingungen. Die Kletterwand im siebten Grad gilt es innerhalb von nur zehn Minuten zu bewältigen. Die beiden kommen dabei an ihre körperlichen und psychischen Grenzen.
Ausbildungsleiter Albert Leichtfried prüft die Kandidatinnen danach im Sportklettern. Dabei achten die Prüfer auf ökonomisches Verhalten in der Wand sowie die vorhandene Technik und Kraft. Nicht jeder Fehltritt bedeutet gleich das Aus, der Gesamteindruck ist für die Tester entscheidend.
Wer die Ausbildung schafft, dem stehen die Berge dieser Welt offen. Doch davor wartet auf die Bewerber eine rund dreijährige Ausbildung, in der sie ein umfassendes Wissen in allen alpinistischen Disziplinen erlangen werden. Die technische Komponente ist dabei genauso wichtig wie die menschliche. Respekt für den Berg ist eine Grundvoraussetzung. Sicher und kompetent, aber auch auf eine einladende Art und Weise, sollen Gäste mit einem guten Gefühl zur Bergspitze geleitet werden.
Nach den Sternen greifen – Traumberuf Bergführer (Teil 2)
Im zweiten Teil der Bergwelten-Dokumentation zeigt ServusTV die finalen Ausbildungstage von zwei, die das Aufnahmeverfahren schon hinter sich gebracht haben und kurz davor stehen, ihren Traumberuf als Ski- und Bergführer ausüben zu dürfen.
Weitere Bergwelten-Dokus
Nach der Sommerpause zeigt ServusTV wieder jeden Montag eine Bergwelten-Dokumentation und lässt uns hautnah an Bergabenteuern in den Alpen und rund um den Globus dabei sein. Los geht's in Österreich immer um 20:15 Uhr und in Deutschland um 21:15 Uhr.
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