Zum blauen Auge des Rofan
von Vanessa Elwitschger
Am fünften Tag unserer Hüttenwoche im Alpbachtal geht’s für uns über den Kreuzein-Hochleger hin zum Zireiner See im Rofan (1.800 m) und auf den Rosskogel (1.940 m). Augenschmaus und würdiger Abschluss einer atemberaubenden Woche.
Und wieder ist eine Hüttenwoche wie im Flug vergangen: Los ging es am Montag mit einer Wanderung durch die kühle Tiefenbachklamm, gefolgt von einer imposanten Sonnenaufgangswanderung auf die Gratlspitze (1.899 m) am Dienstag. Der Mittwoch war actionreich und hielt einen Wildwasserritt in Schlauchreifen auf der Brandenberger Ache für uns bereit, bevor wir am Donnerstag mit E-Bikes den Schatzberg erklommen. Am letzten Tag gibt’s nochmal Bergpanorama bei der Rundwanderung zum Zireiner See. Und das alles bei Kaiserwetter.
Auf den Spuren des Drachen vom Zireiner See
Der Zireiner See – auch das „blaue Auge des Rofan“ genannt – ist einer der schönsten Bergseen Tirols. Er liegt im Talkessel des Rofangebirges und ist Aussichtspunkt am Ausläufer des Rosswies-Plateaus.
Ein sagenumwobener Ort, von dem man sich erzählt, dass das Wasser Gold enthalte und Kühe und Schafe, die davon trinken, mit vergoldeten Zähnen gesegnet würden.
Wieder andere berichten von einem im Zireiner See lebenden Drachen, dem ein Bauer der Umgebung jedes Jahr zur Sonnwende seine kostbarste Kuh opfern musste. Nachdem er dies dem Drachen eines Tages wutentbrannt verweigerte, raubte der Drache den Enkelsohn des Bauern. Der Sage nach hört man auch heute an manchen Tagen das Lachen des Jungen im Zireiner See. Wir sind gespannt – und ein bisschen gegruselt.
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Aber vorerst genug der Mythen und Sagen.
Die Tour
Unsere Tour führt uns nach Brandenberg, wo wir Bergwanderführerin Irmi und Michael vom TVB Alpbachtal treffen.
Von dort aus sind es ca. 3 Stunden Gehzeit zum Zireiner See. Wer sich mit dem Taxi zur Jausenstation Anderl´s Hütte kutschieren lässt, verschafft sich eine Stunde Vorsprung.
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Vorerst geht es ein Stück über eine Forststraße über Labegg zum Kreuzein-Hochleger, gefolgt von einem etwas steileren Anstieg. Durch sanfte, sattgrüne Wiesen führt uns ein kiesiger Steig bergauf Richtung Rosskogel (1.940 m), der sich in der Ferne bereits ab und zu erblicken lässt. Auch drei Gämsen zeigen sich und machen das Bergerlebnis perfekt. Der Wegesrand ist gesäumt von Latschen und immer wieder tauchen prächtige Blumeninseln auf. Bergwanderführerin Irmi kennt die meisten Pflanzen hier oben und teilt ihr Wissen mit uns.
Neben Enzian, Butterblume und Teufelskralle erspähen wir auch Primeln. Eine davon sticht besonders hervor, nicht aber aufgrund ihrer schönen rosa Farbe, sondern eher aufgrund ihres penetranten Geruchs – der ihr im Volksmund den Namen „Brunzprimel“ beschert.
Der Weg besticht durch ein atemberaubendes Bergpanorama, bei klarer Sicht sieht man hier sogar bis zum Großglockner.
Wir sehen das Gipfelkreuz jetzt schon verlockend nah vor uns. Es wären nur noch ein paar Höhenmeter nach oben, wir biegen jedoch rechts ab, um dem Weg hinunter zum Zireiner See zu folgen. Eingebettet in den Kessel vor dem mächtigen Rofan-Gebirge, das wir uns später mit dem Swarovski-Fernglas näher holen werden, ist dieser Anblick eine Wucht.
Und Bergwelten wäre nicht hier gewesen, hätten nicht zumindest ein paar Redaktionsmitglieder das kühle Nass auch getestet. Daniel und Martin werfen sich todesmutig in die Fluten und genießen ein erfrischendes Bad. Der Drache wurde nicht gesichtet, kein Kinderlachen gehört und auch goldene Zähne blieben ihnen verwehrt – dennoch strahlt dieser Ort eine märchenhafte Kraft aus und lädt zum Träumen ein.
Vom See wandern wir ca. 30 Minuten über den Rosskogelsattel. Der Weg wird jetzt passagenweise ziemlich steil und die Blumenvielfalt noch größer. Am Gipfel angekommen, genießen wir ein letztes Mal den sensationellen Ausblick, bevor wir den Abstieg antreten.
Wenn ihr den Zireiner See ebenfalls live erleben wollt, empfehlen wir euch diese Tour:
Adieu und auf Wiedersehen
Das Alpbachtal hat uns eine Woche lang verwöhnt und eigentlich würden wir gerne sagen, wir sind gekommen, um zu bleiben. Hier scheint immer die Sonne vom Himmel zu lachen, Zillertaler Krapfen, Kaiserschmarren und Tiroler Gröstl erwarten hungrige Wanderer, egal in welches Wirtshaus oder welche Hütte man einkehrt und die Vielfalt an Touren und Freizeitangeboten würde uns noch lange beschäftigen. Das Alpbachtal ist definitiv ein Juwel, das nicht vom Massentourismus getrübt ist – wir jedenfalls könnten uns ans Leben in diesem stillen Ort gewöhnen.
Auch unsere entzückende Bleibe mit der rustikaler Holzfassade, den von einem Meer aus Pelargonien geschmückten Balkonen, den knarrenden Dielen und der gemütlichen Bauernstube mit Kamin ist uns ans Herz gewachsen.
Danke, dass wir das Alpbachtal erkunden durften!
Die Redaktion bedankt sich bei den Ausstattungspartnern Adidas Terrex, Buff, Garmin, Glorify, Salewa, Swarovski.