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Mehrseillängen und Paragleiten: Adrenalin am Achensee

Aktuelles

3 Min.

22.06.2022

Foto: Daniel Kubera

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von Katrin Rath

Am zweiten Tag der Bergwelten-Hüttenwoche geht es für die Bergwelten-Online-Redaktion gleich zweimal hoch hinaus. Erst erklimmen wir die Rotspitze im Rofangebirge und anschließend gleiten wir im Tandem mit dem Gleitschirm gen Achensee.

Es ist kurz nach sieben Uhr morgens und langsam kommt Leben in die Erfurter Hütte. In den Zimmern ringsum knarzt der Boden, quietschen Türen und klappern Hüttenschlapfen durch die Gegend. Vom Gang vernehmen wir ein motiviertes „Guten Morgen“ – unser Zeichen ebenfalls aufzustehen. Unsere Bergführer kommen nämlich mit der ersten Gondel um acht herauf, da sollten wir schon angezogen, satt und vor allem munter auf der Terrasse stehen.  

Wir haben viel vor am heutigen zweiten Tag der Hüttenwoche. Darum schlagen wir beim Frühstück bei Semmeln, Obstsalat und Müsli richtig zu, bevor wir die Kletterausrüstung in die Rucksäcke packen (die wir übrigens von Tatonka zur Verfügung gestellt bekommen haben) und Andi und Thomas Nothdurfter vor der Hütte treffen. Die beiden sind Brüder und Bergführer – und begeisterte Kletterer.

Zusammen haben sie im Rofan und im Karwendel bereits zahlreiche Routen eröffnet, darunter eine mit 32 Mehrseillängen auf das Sonnjoch (das wir am Donnerstag auf weniger steilem Wege erklimmen werden). Heute teilen die beiden ihre Leidenschaft mit uns und nehmen uns mit zur etwa eine Dreiviertelstunde von der Erfurter Hütte entfernte Rotspitze (2.076 m). Oder besser gesagt an deren Südwandfuß. Dort startet nämlich unsere heutige Route, der Mitteldurchstieg im oberen vierten Schwierigkeitsgrad.

Bevor wir aber die Gurte anlegen und uns in die Kletterschuhe quetschen, muss die laut Andi „bärig spektakuläre“ Aussicht genossen werden. Wir schauen einmal mehr auf den türkis-blauen Achensee und das schroffe Karwendel, wo wir auch schon unser Ziel für Donnerstag, das markante Sonnjoch, erspähen.


Im sicheren Sandwich

Genug geschaut, jetzt wird es Zeit, sich zu bewegen und in die Route zu starten. Thomas macht den Anfang und errichtet den ersten Stand. Isabelle ist als Nächste an der Reihe und folgt ihm im Nachstieg. Für sie ist es die erste Mehrseillängen-Tour und überhaupt die erste Kletterei abseits der Boulderhalle. Im „sicheren Sandwich“, wie sie ihre Position zwischen den beiden Bergführern selbst nennt, meistert sie die erste Länge souverän und mit nur leicht zittrigen Knien. Der Rest folgt ihr auf dem griffigen Fels nach oben. Am Standplatz angekommen, bleibt nochmal Zeit, das Panorama zu genießen – und meine Finger aufzuwärmen. Auch wenn die Sonne scheint und es ein heißer Tag zu werden verspricht, ist der Fels an der noch schattigen Südwand kühl. Spätestens am Ende der zweiten Seillänge ist das aber kein Problem mehr. Erstens, weil uns der Kamin ein paar kraftvolle Züge abringt und zweitens weil der nächste Standplatz schon von der Sonne beschienen wird.

 

Für die Kletterfans unter euch: Auf die Rotspitze gibt es noch 20 weitere Routen bis zum Schwierigkeitsgrad 7a+. Dabei wird nicht nur an der Süd-, sondern auch an der Ost- und der Nordwand geklettert. Wem die zu steil sind, findet rund um die Erfurter Hütte die Routen auf den Issplatten, die zu unserem gestrigen Gipfelziel, der Hochiss führen.

Zurück im Mitteldurchstieg steht die letzte Seillänge an. In leichter Kletterei schwingen wir uns in wenigen Minuten zum Gipfelkreuz, wo einmal mehr der atemberaubende Ausblick wartet. Wäre es nicht so diesig, könnte man bis zur Zugspitze und zum Großglockner sehen. Wir geben uns heute auch mit Großvenediger und Olperer zufrieden.


Mehr Adrenalin

Weil wir nach all der Aufregung rund um die Kletterei und dem spektakulären Abseilen noch immer nicht genug Adrenalin ausgeschüttet haben, treffen wir zurück bei der Erfurter Hütte unsere Begleiter für den nächsten Programmpunkt. Andi, Walter und Chri sind Tandempiloten und schnappen sich Isabelle, Dani und mich gleich nach unserer Ankunft, um die Gleitschirme zum Startplatz über der Hütte zu tragen. „Wir sollten uns tummeln“, merkt Andi mit Blick auf die hinter den Wolken verschwindende Sonne an.

Fürs Paragleiten sollte die nämlich bestenfalls scheinen, um in der aufgewärmten Luft die Thermik optimal nutzen zu können. Nachdem wir, alle Leinen sortiert und alle Karabiner geschlossen, an unseren Piloten hängen, geht es los. „Erst jogg ma locker und wenn i sag ,los‘ dann fangst du mit großen Schritten zum Rennen an“, weist Walter Isabelle an. Genau so machen wir es und schon sind wir alle sechs in der Luft. Premiere für uns – Routine für die Tandempiloten. Chri fliegt sogar schon seit über 27 Jahren, erzählt er Daniel. Die Sonne bleibt zwar versteckt und uns bleiben große Höhenflüge verwehrt. Aber gemütlich ins Tal zu segeln – immer den Achensee im Blick – und die magenanhebenden Spiralen zum Abschluss sind ein einmaliges Erlebnis. Eindeutig zu erkennen an unseren Jubelschreien und den Gesichtsausdrücken auf den GoPro-Fotos.


Kaiserlicher Abschluss

So viel Aufregung macht hungrig. Also nichts wie zurück rauf auf die Erfurter Hütte, wo wir heute Raimunds berühmten Kaiserschmarrn verkosten.

Kein Brösel bleibt auf dem Teller zurück und auch der vom Hüttenwirt persönlich kredenzte Zirbenschnaps wird brav ausgetrunken. Wenn das kein gutes Wetter für morgen verspricht!

Die Redaktion bedankt sich bei Tatonka für die Ausstattung und bei Achensee Tourismus für die Organisation dieser Hüttenwoche.

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