Ein Rückblick auf das #GOBACKPACK CAMP
9 Tage lang wurde die schwedische Schäreninsel Bergholmarna zum #GOBACKPACK CAMP. 90 Teilnehmer wurden von Jack Wolfskin ausgewählt, um ein unvergessliches Erlebnis in die Welt hinauszutragen. Bergwelten war dabe: ein Erlebnisbericht von Redakteur Robert Maruna.
Niemandsland. So hat J.M. Barrie die Welt der Lost Boys und Peter Pan in seinem gleichnamige Roman genannt, und so ähnlich sieht es auf Bergholmarna aus: Eine einsame Insel inmitten der schwedischen Schären, die auf den ersten Blick nicht nur wie ein Eiland für Outdoor-Enthusiasten wirkt, sondern eher wie ein riesiger Spielplatz für Kinder, Erwachsene, und alle, die es nie werden wollten. Vor meinem geistigen Auge huschen die Lost Boys über das Inselgrün, während das Piratenschiff von Kapitän Hook in der Bucht ankert und die Indianer rund ums Lagerfeuer tanzen. Einzig und allein Peter Pan kann ich noch nicht ausmachen, aber den werde ich bestimmt auch noch treffen. Doch beginnen wir einfach von vorn.
#GOBACKPACK
2017 hat Jack Wolfskin die #GOBACKPACK-Kampagne ins Leben gerufen und damit direkt den Nerv der Zeit getroffen. Vor allem das jüngere Publikum im Outdoor-Bereich hat Flagge gezeigt und so haben sich über 23.000 Backpacker für einen Platz auf der Insel beworben. Von 20. - 28. Juli war es dann soweit: Für 90 Teilnehmer hieß es nun wirklich „#gobackpack!“ und sie durften in drei Gruppen zu je drei Tagen auf Bergholmarna Inselluft schnuppern, endlose Sonnenuntergänge beobachten, die Seele baumeln lassen und außerdem jede Menge erleben.
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Auf der Insel
„Willkommen auf Bergholmarna!“, werden wir schon von weitem begrüßt, während unser kleines Boot auf die Insel zusteuert. Bunte Flaggen, orange Zelte, gelbe Kajaks und vor allem viele winkende Hände sind zu erkennen – die Vorfreude steigt. Das Boot legt am kleinen Holzsteg an und wir werden von Sina und Christoph von Jack Wolfskin, sowie dem Rest der Mannschaft mit offenen Armen empfangen. Und vom ersten Fußabdruck im Sand fühl ich mich hier pudelwohl. Es wirkt fast so, als ob ich schon einmal hier gewesen wäre, diese Insel bereits zuvor gesehen, diesen Menschen irgendwann schon begegnet wäre, wobei das doch gar nicht möglich ist?
Nach der offiziellen Begrüßung wird die „Fika“ ausgerufen – eine Skandinavische Tradition, der ich als passionierter Kaffee-Junkie unglaublich viel abgewinnen kann und die mich wohl immer an meine Studienzeit in Stockholm erinnern wird. Denn die Schweden lieben Kaffee (wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass den Großteil des Jahres hier kaum die Sonne scheint und der Körper bei Dunkelheit und Kälte koffeinbedingte Starthilfe benötigt) und so haben sie dem kollektiven Kaffeegenuß ein eigenes Wort gewidmet: Fika.
Das steht für Filterkaffee und Zimtschnecken (Kanelbullar) oder wie mir eine schwedische Freundin einst erklärte: „Fika bedeutet für einen kurzen Moment Innehalten und sich an den einfachen Dingen im Leben zu erfreuen.“ Klingt romantisch, aber so sind die Schweden eben. Also gieß ich mir einen viel zu starken Filterkaffee in meine Tasse, schnappe mir ein Stück Zimtschnecke und setze mich auf die Klippen am Westufer und blicke hinaus aufs Meer. Kleine Wellen rollen von einem vorbeifahrenden Segelboot auf unsere Insel zu, leider zu klein zum Surfen, aber groß genug zum Träumen.
Auch beliebt
Yoga und Workshops
Den Rest des Tages erkunden wir die Insel und ihre Zeltlandschaft, plantschen im Meer oder hängen in einer der über die gesamte Insel verstreuten Hängematten ab, bevor die Küchenglocken läuten. Michi, Tom und Christian servieren ein traumhaftes Chilli sin carne und beglücken uns zusätzlich mit einem riesigen Salatbuffet. Zur Nachspeise gibt es außerdem Scheiterhaufen und Apfelmus. Den Nachtisch lasse ich aber aus, denn pünktlich zum Sonnenuntergang lädt Yogalehrerin und Bloggerin Mady Morrison zur abendlichen Vinyasa-Einheit auf dem Holzsteg des Bootshauses.
Für alle anderen gibt der Landschafts- und Outdoor-Fotograf Jonas Skorpil einen Workshop und bietet Einblick in seine Arbeit sowie den richtigen Umgang mit der Kamera. Während die Sonne also langsam am Horizont verschwindet, kommen Körper und Geist zur Ruhe, bis die gesamte Yoga-Klasse im Shavasana vor sich hin döst. Im Hintergrund lauschen die Teilnehmer Jonas‘ Worten und versuchen mit den Kameras das Licht der Dämmerung einzufangen. Der erste Tag geht zu Ende und wir lassen ihn passend zum Ambiente mit Gitarre und Bier am Lagerfeuer ausklingen.
Abenteuer auf Bergholmarna
Neben Yogastunden am Morgen, Nachhaltigkeits- und Foto-Workshops am Nachmittag sowie Live-Konzerten am Abend wird der Outdoor-Community auf der Abenteuerinsel Bergholmarna noch einiges mehr geboten: Per Kajak und SUP erkunden wir die Gegend vom Wasser aus oder werfen uns in den Neoprenanzug und probieren die schwedischen Trendsportart Swim&Run aus, bei der es schwimmend und laufend von einer Insel zur nächsten geht. Natürlich wird hier auch geklettert, entweder im Monkey-Forest oder auf echten Granitfelsen – alles unter dem wachsamen Auge des ehemaligen Weltklasse-Kletterers Robert Kerneza.
Wer es lieber ruhiger angeht, kann bei einer der Wandertouren auf der menschenleeren Blaubeer-Insel die Natur Schwedens entdecken und anschließend beim Klippenspringen ins kühle Nass abtauchen. Und im Meer abkühlen war die drei Tage über mehr als wichtig: Denn während unserer Zeit auf Bergholmarna war keine einzige Wolke zu sehen, sodass die Temperaturanzeige Tag für Tag weiter über die 30°-Markierung hinausgeklettert ist.
Der Natur wegen
„Extrem unüblich für Schweden“, meint Insel-Mastermind und Bergführer Hannes Geier, „selbst im Hochsommer hat es selten mehr als 25°C“. Und Hannes muss es wissen, schließlich hat er während seiner Zeit als professioneller Bergsteiger jeden Kontinent dieses Planeten bereist und entlegenste Ecken dieser Welt besucht – ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Abenteuern. „Heute habe ich zwei Firmen: Gecko und Quo Vadis.“ Mit der einen wirkt er im Bereich Industrie- und Alpinmontage, mit der anderen kreiert er Eventkonzepte und stampft Abenteuercamps wie das #GOBACKPACK-Camp aus dem Boden. „27 Tonnen Material haben wir von Österreich heraufgekarrt, per Fähre verschifft und hier auf der Insel zusammengebaut“, grinst er stolz, „weil es weder nachhaltiger noch kostengünstiger gewesen wäre das Holz von Schweden oder Norwegen zu beziehen“.
Also wurde Altholz und Second-Hand-Ware in Österreich zusammengeklaubt, ein Gerüst für die Terrasse sowie Plattformen für die Zelte entworfen und in kleinen Modulen auf die Insel transportiert. „Auch die Sanitäranlagen und die Filteranlage fürs Wasser stammen aus Österreich“, meint Hannes weiter und zeigt auf die gelben Hütten im Kiefernwald. Das Wiener Start-Up Öklo hat die mobilen und naturverträglichen Komposttoiletten zur Verfügung gestellt, die mit Sägespänen statt Chemie arbeiten und vermutlich deswegen so geruchverträglich sind.
Für die Trink- und Nutzwasseraufbereitung zeichnet sich eine mit Solarzellen betriebene Filteranlage verantwortlich, die das Meerwasser ohne chemische Zusatzstoffe filtert und dabei 2.000 Liter Trinkwasser pro Tag erzeugen kann. Alles in allem wurden auf Bergholmarna alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine naturverträgliche und trotzdem fast schon glamouröse Infrastruktur für Camper und Backpacker zu schaffen. Und an jedem Ort der Insel sieht und spürt man, wie viel Liebe zum Detail in diese Arbeit eingeflossen ist.
Abschied nehmen
Nach drei Tagen und zwei Nächten auf der #GOBACKPACK-Insel bzw. eben im Niemandsland heißt es dann Abschied nehmen. Schweren Herzens packen wir unsere Rucksäcke und sind zurück aufs Festland. Aber nicht ohne uns noch einmal umzudrehen, und während wir dem auf der Insel verbliebenen Team zum Abschied winken, habe ich Peter Pan dann doch noch gesehen. Ganz oben über den Baumwipfeln ist er geflogen und hat uns zugerufen: „Kommt bald wieder!“. Vielleicht hat mir meine Fantasie aber auch einen Streich gespielt und es war bloß eine Möwe, aber genau darum geht es doch, oder? Niemals die Vorstellungskraft unserer Kindheit zu vergessen, dann werden wir bestimmt irgendwann einen Ort finden, an dem Illusion und Realität aufeinandertreffen. Die Insel Bergholmarna ist so ein Ort.