Erste Hilfe am Berg in 4 Schritten
Foto: mauritius images, Bernd Ritschel
von Anton Russegger, Naturfreunde
Die warmen Temperaturen locken nach draußen und laden zum Wandern, Bergsteigen oder Mountainbiken ein. Kommt es in der Natur zum Notfall, ist man besser vorbereitet. Die Naturfreunde liefern Tipps zu vier wichtigen Aspekten der Ersten Hilfe.
1. Wärmemanagement
Ein verstauchter Knöchel oder ein verdrehtes Knie sind grundsätzlich keine lebensbedrohlichen Verletzungen. Passieren sie aber in der freien Natur, etwa am Berg bei kaltem Wind und Nässe, so kann daraus rasch eine kritische Situation werden. Darum ist die korrekte Anwendung von wärmeerhaltenden Maßnahmen sehr wichtig – glücklicherweise können diese durch einfache Handgriffe angewandt werden.
Stadien der Unterkühlung
Durch körperliche Inaktivität in einer kalten Umgebung (zum Beispiel aufgrund einer Verletzung) – meist in Kombination mit Nässe und Wind – kann rasch eine Unterkühlung entstehen. Der Grad der Unterkühlung lässt sich grundsätzlich in mehrere Stadien einteilen:
Stadium I - II (35°C - 28°C): Klares Bewusstsein bis zu getrübtem Bewusstsein, von Kältegefühl und Muskelzittern bis hin zu keinem Muskelzittern und verlangsamter Atmung
Stadium III - IV (unter 28°C): Bewusstlosigkeit, minimale Lebenszeichen bis hin zum Keislaufstillstand
Maßnahmen bei Unterkühlung
Nasse Kleidung entfernen und durch trockene Kleidung ersetzen (gut eignen sich Hardshell Jacken oder zusätzliche Überhosen)
Vor weiterer Auskühlung schützen: Auf Aludecke und in Biwacksack legen, am besten ohne direkten Kontakt zum Boden. Zusätzliche Isolation durch weitere Kleidungsschichten – hier auch an die Isolation zum Boden denken z.B. auf Rucksack setzen.
Heiße, gezuckerte Getränke zu sich nehmen - Alkohol auf jeden Fall vermeiden!
2. Licht
Bei zunehmender Dunkelheit ist eine Lichtquelle äußerst nützlich, um sich weiter in der Umgebung orientieren zu können und von anderen gesehen zu werden. Eine gute Notfallstirnlampe sollte zusätzlich auch mit einer Signalpfeife ausgestattet sein, sodass man im Notfall auch akustisch auf sich aufmerksam machen kann.
3. Wundversorgung
Grundsätzlich benötigt man für die Wundversorgung eine möglichst sterile und saugfähige Wundauflage und eine entsprechende Bandage zur Fixierung. Bei starken Blutungen ist durch Fingerdruck oder durch Anlegen eines Druckverbandes (Details siehe unten) die Blutung zu stillen. Bei Blutungen an den Extremitäten sollten diese hochgehalten oder hochgelagert werden. Starke Blutungen können sich rasch zu einer lebensbedrohlichen Situation entwickeln, daher hat hier die Stillung der Blutung vor allen anderen Maßnahmen absoluten Vorrang.
Blutung mit Fingerdruck stillen
Verletzte Extremität hochhalten
Sterile Wundauflage direkt auf die Wunde legen
Druck mit Fingern ausüben
Blutung mit Druckverband stillen (bei starken Blutungen)
Verletzte Extremität hochhalten
Sterile Wundauflage direkt auf die Wunde legen
Saugmaterial z.B Dreieckstuch als Zwischenlage benutzen
Saugmaterial mit Bandage fixieren
4. Behelfsmäßiger Abtransport
Ein behelfsmäßiger Abtransport ist dann notwendig, wenn:
Hilfe nicht zum Verletzten kommen kann (z.B. kein Handy Empfang).
Eine Gefahrenzone mit einem Verletzten verlassen werden muss.
Ein geschützter Ort zur weiteren Versorgung eines Verletzten aufgesucht werden muss.
Hier findest du einige Beispiele zum behelfsmäßigen Abtransport.
Tragering mittels Dreieckstuch:
Biwacksack-Trage:
Biwacksack-Schleife (um im Winter auf einer Schneedecke jemanden von A nach B zu ziehen):
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