3 Ansätze für legales Mountainbiken in Österreich
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In Österreich geht es heiß her – und das nicht nur wegen der sommerlichen Temperaturen. Seit Jahren schwelt ein Streit zwischen Mountainbikern, Wanderern und Waldbesitzern. Vor einigen Wochen hat sich nun auch der Alpenverein zu dieser Thematik zu Wort gemeldet. Ein Problemaufriss.
Das Problem
Immer mehr Menschen fahren gerne mit dem Mountainbike in die Berge, doch aufgrund der aktuellen Gesetzeslage dürften sie das eigentlich oft nicht. Konkret ist es das Forstgesetz von 1975, das hier dem Wadensport einen Riegel vorschiebt. Denn hier steht zwar, dass man den Wald zu Erholungszwecken betreten darf, aber auch, dass das Befahren nur mit Zustimmung des Waldeigentümers oder Pächters erlaubt ist – und diese wehren sich gerichtlich. „Besitzstörungsklagen gegen Mountainbiker haben in den letzten drei Jahren enorm zugenommen“, sagt Dietmar Gruber von der Interessensvertetung Upmove, die sich für die Mountainbiker stark macht.
Lösung 1: Öffnung der Forststraßen
„Radfahren ist eine umweltfreundliche Fortbewegung und es ist inakzeptabel, dass Mountainbiker jetzt pauschal verurteilt werden“, sagt Peter Kapelari, der beim Österreichischen Alpenverein (ÖAV) Leiter der Abteilung Hütten, Wege und Kartographie ist. Das ist auch der Grund, weshalb der Alpenverein nun seine Stimme in die Waagschale wirft und sich dafür einsetzt, dass Forststraßen pauschal für Mountainbiker geöffnet werden sollen. Immerhin gaben bei einer Mitgliederbefragung vergangenes Jahr 37 Prozent an, regelmäßig mit dem Mountainbike unterwegs zu sein. „Würde man die ja bereits vorhandenen Forststraßen für die Benutzung mit dem Rad freigeben, hätte man auf einmal zigtausende Kilometer Mountainbike-Strecke zur Verfügung“, sagt Kapelari.
Diese Meinung teilen auch die Naturfreunde Österreichs, die mit der Unterschriftenaktion „Freie Fahrt" bereits beinahe 18.000 Unterstützungserklärungen gesammelt haben.
Lösung 2: Öffnung aller Wege
Das geht Dietmar Gruber von Upmove nicht weit genug. „Wir setzen uns dafür ein, dass auch andere Wege geöffnet werden. Was bei uns landläufig als Wanderweg bezeichnet wird, ist ein Weg, auf dem verschiedene Nutzergruppen unterwegs sind. Es spricht für mich nichts dagegen, dass auf diesen Wegen Wanderer und Mountainbiker gemeinsam unterwegs sind. Das sieht auch der Deutsche Alpenverein so.“
Mit dieser Position tut sich der Österreichische Alpenverein etwas schwer. Als alpine Vereinigung muss er die Interessen aller Bergsport-Begeisterten vertreten. Da kommt es mitunter auch in den eigenen Reihen zu heftigen Diskussionen. „Worauf wir uns einigen können, ist, nach einer genauen Prüfung einzelne Wege freizugeben. Aber wir sind schon auf der Seite der Wanderer, da sie die Schwächeren sind“, sagt Peter Kapelari.
Lösung 3: Individuelle vertragliche Regelungen
Der Mittelweg zwischen den beiden Positionen wäre, mittels Verträgen Lösungen mit Waldbesitzern zu finden, über die sowohl Forst- als auch andere Wege freigegeben werden können. „In Tirol funktioniert das schon sehr gut“, sagt Kapelari, „Es gibt hier mittlerweile 6.000 Kilometer Mountainbike-Strecken, auf denen legal gefahren werden kann. Damit war die Diskussion ent-emotionalisiert.“ Es gebe aber in der gesamten Diskussion ein geographisches Ost-West-Gefälle, denn in den westlichen Bundesländern sei man viel näher an Lösungsmöglichkeiten dran als im Osten. „In Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark hat man im Wald andere Besitzstrukturen. Da stoßen vertragliche Lösungen auf geringes Interesse“, sagt Kapelari.
Wie es weitergeht
In einem Punkt sind sich ÖAV und Upmove derzeit einig: die Lösung des Problems scheint nur mehr über die Änderung des Forstgesetzes möglich. „Man hat schon versucht, auf vertraglicher Basis Mountainbike-Strecken zu etablieren. Leider haben die meisten Waldbesitzer daran kein Interesse“, sagt Dietmar Gruber. Auch Peter Kapelari sagt, der Alpenverein werde nicht in Gespräche mit Interessenvertretungen der Wald- und Grundbesitzer eintreten, solange es keine sachliche Basis dafür gebe: „Solange hier so polarisierend kommuniziert wird, sehen wir hier keinen Sinn. Wir werden unsere Argumente aber weiter in der Öffentlichkeit vorbringen.“
Diese will auch Dietmar Gruber mobilisieren: „Wir sammeln Unterstützungserklärungen für einen Antrag im Parlament. Unser Ziel ist, nächsten Frühjahr eine parlamentarische Bürgerinitiative zu starten. Dafür wünschen wir uns rund 150.000 Unterstützer – bisher haben schon 33.000 Menschen auf unserer Website einen Antrag unterzeichnet.“
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