48 Stunden im winterlichen Rätikon
An der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz finden Skitourengeher ein Juwel. Das Rätikon ist weniger überlaufen als andere Wintersportregionen und sowohl für Einsteiger, als auch für ambitionierte Profis ein lohnendes Ziel. Mario Kempf hat sich in die Region aufgemacht und für uns den perfekten 48-Stunden-Trip voller Skitouren-Spaß zusammengestellt.
Tag 1
Von Latschau auf die Tilisunahütte
Länge: 7 km, Höhendifferenz: 1.300 m
Freitagmittag – auf in ein hoffentlich perfektes Skitourenwochenende. Mit dem Auto oder Öffis (Bahn/Bus) geht es ins Montafon nach Schruns und weiter bis Latschau. Der Bus hält bei der Talstation der Golmerbahn, wo alternativ auch das Auto kostenlos am großen Parkplatz abgestellt werden kann. Nachdem beide Schutzhütten im Winter geschlossen sind, tragen wir alles Notwendige im eigenen Rucksack.
Die Route verläuft auf der linken Talseite durch eine Waldschneise und unterhalb der Tschaggunser Mittagsspitze vorbei. Danach kommt noch ein kurzer, etwas steilerer Hang, der im Schwarzjoch endet. Vom Joch wird abgefahren oder bei harten Verhältnissen quer abgerutscht. Nach einer kurzen Hangquerung endet die Fahrt in einer kleinen Mulde, wo zum letzten Mal für diesen Tag die Felle angelegt werden.
Nach einer knappen halben Stunde erreicht man die Tilisunahütte, deren offener Winterraum bis zu 16 Personen Platz bietet. Der Winterraum ist gut ausgestattet und bietet u.a. Sanitäranlagen, zwei Schlafräumen und eine gemütliche Stube mit Kochmöglichkeit und Ofen.
Die Tour im Detail
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Tag 2
Weißplatte bis zur Carschinahütte
Länge: 17,5 km, Höhendifferenz: 2.000 m
Nach dem Frühstück geht es via Grubenpass auf die Weißplatte. Der Gipfelanstieg beinhaltet eine Tragestelle im Ausmaß von 80 Höhenmetern – ansonsten ist der Weg problemlos zu bewältigen. Der Gipfel bietet perfekte Sicht auf die ringsum liegenden Berggrößen wie Schesaplana, Sulzfluh und die Drei Türme. Von hier könnte direkt in die Schweiz abgefahren werden, oder man fährt – so wie ich es mache – in direkter Linie zurück zur Tilisunahütte. Als nächstes steht die 2.818m hohe Sulzfluh am Programm, wobei der Aufstieg aufgrund der geringen Steigung etwas Zeit in Anspruch nimmt. Am Wochenende ist man sicher nicht alleine auf diesem tollen und prestigeträchtigen Rätikon-Aussichtsberg. Der Aufstieg wird mit einer genialen, teilweise anspruchsvollen Abfahrt durch den so genannten „Rachen“ belohnt.
Am tiefsten Punkt angelangt heißt es wieder anfellen und sich durch den Wald zur Lindauer Hütte begeben, auf deren Sonnenterrasse es sich angenehmst chillen lässt. Die Lindauerhütte ist ein beliebter Stützpunkt – v.a. aufgrund der freundlichen Wirtsleute und der ausgezeichneten Küche mit regionalen Schmankerln. Wer noch nicht genug und einen schönen Tag erwischt hat, kann noch eine Verlängerung wagen und ein kurzes Stück durch den Wald abfahren um dann zum Drusentor hochzusteigen.
Aufgrund der klaren Nord-Süd-Ausrichtung des Durchgangs empfängt einen am obersten Punkt die Nachmittagssonne und beleuchtet die letzte Abfahrt des Tages zur Carschinahütte. Der gemütliche Winterraum inklusive Ofen, elektrischem Licht, Außentoilette und fließendem Wasser bietet 10 Personen Platz. Ein Traum-Panorama und eine Terrasse, die selbst noch die letzten Sonnenstrahlen erreicht, laden zum Verweilen, Träumen und Pläneschmieden ein.
Die Tour im Detail
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Tag 3
Vom Talboden zur Lindauerhütte
Länge: 20 km, Höhendifferenz: 1.900 m Aufstieg
Zugegeben: der Abschlusstag ist in dieser Form ein Konditionshammer, doch er kann zum Glück ohne Probleme gekürzt werden. Der Schafberg liegt direkt vor der Hütte und bietet eine interessante – üblicherweise mit Powder überzogene – 37-Grad-Nordabfahrt. Quasi zum Aufwärmen vor dem Frühstück.
Am Talboden wird wieder aufgefellt und es geht retour zur Hütte und ab dort mit dem Rucksack hoch zum Drusentor. Ca. 300 m rechts des eigentlichen Tors liegt eine etwas steilere Zickzack-Variante zu einem höher gelegenen Durchgang. Vorteil dieser Variante ist, dass der nordseitige Hang bereits weiter oben gefahren werden kann. Man trifft, je nach Verhältnissen, auf perfekten Powder oder Harsch – ein Jausenstop in der Scharte ist sicherlich keine schlechte Idee.
Wer die unten gelegene Lindauer Hütte nicht zu spät erreicht, kann das schwere Gepäck dort lagern und noch zu den Drei Türmen hoch steigen. Im dritten Wegviertel befindet sich ein circa 50 Höhenmeter langes Steilstück mit rund 40 prozentiger Steigung – am Besten mit Ski am Rucksack hochstapfen. Danach öffnet sich eine weite Mulde, von der aus die Drei Türme gut auszumachen sind. Pausiert wird – hoffentlich bei Sonne und Windstille – am Großen Turm auf 2.830 m.
Wer möchte kann bei der Abfahrt noch einen Abstecher zum Mittleren Turm machen. Das dortige Gipfelkreuz könnte der kleine Bruder vom imposanten Großglockner-Kreuz sein und ist einen Besuch wert.
Weiter geht’s zur Lindauer Hütte auf einen Kaiserschmarrn, über die meist „planierte“ Forststraße zum Ausgangsort in Latschau und mit einem breiten Grinser heimwärts.
Tour im Detail
Service
Anreise:
Auto:
Über den Grenzübergang Lindau oder Hörbranz aus Deutschland:
Pfändertunnel - Rheintalautobahn A14 - Ambergtunnel - Abfahrt Montafon bei Bludenz - ab Bludenz auf der Montafonerstraße L188.
Über den Arlberg:
ebenfalls Abfahrt Bludenz - Montafon - ab Bludenz auf der Montafonerstraße L188.
Aus der Schweiz:
Autobahn von Zürich oder Chur - Abfahrt Gams - (Fürstentum Liechtenstein) - Grenzübergang Tisis (Feldkirch) - Walgauautobahn A14 - Abfahrt Montafon bei Bludenz - ab Bludenz auf der Montafonerstraße L188.
Für alle Varianten gilt: Auf der Monatfonerstraße L188 bis Vandans/Tschagguns und den Schildern zum Parkplatz „Golmerbahn“ folgen. Die Straße schlängelt sich den Berg hoch und endet direkt beim See, wo sich zahlreiche Parkmöglichkeiten befinden.
Bahn und Bus:
Bahn bis „Bludenz“ Bahnhof - Montafoner Bahn (MBS) bis „Vandans“ - mit dem Bus zur „Golmerbahn“
Hütten und Stützpunkte
- Geöffnet
- Jun - Okt
- Verpflegung
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