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5 Gründe, warum du im Kleinwalsertal freeriden solltest

Aktuelles

5 Min.

02.03.2020

Foto: Martin Erd

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von Robert Maruna

Das Kleinwalsertal ist ja für vieles bekannt: da wären die historischen Walsersiedlungen, der für Österreicher unübliche Waliser Dialekt oder die beliebten Ski- und Freeridegebiete Fellhorn und Kanzelwand. Wir nennen euch hier 5 weitere Gründe, warum ihr unbedingt einmal zum Freeriden ins Kleinwalsertal aufbrechen solltet.

Wenn man ins Kleinwalsertal hineinfährt, dann fällt dem modernen Menschen eine Sache sofort auf: das E, auf dem digitalen Display des Mobiltelefons. Da kann man die Hände in die Luft strecken, als wollte man mit dem Allerheiligsten höchstpersönlich Kontakt aufnehmen. Das E kümmert das wenig zwischen Riezlern und Mittelberg. Und die Hoffnung auf ein 3 oder sogar 4G wird kurzerhand von den steilen Flanken der Walsertaler Berge verschluckt. Aber gerade in dieser Abgeschiedenheit begründet sich der urtümliche Charme des 16 km langen Kerbtals inmitten der Allgäuer Alpen: Hier ticken die Uhren anders, der Rubel rollt maximal im Casino am Taleingang und selbst beim Freeriden läuft alles eine kleine Spur gemächlicher ab. Wer also abseits bekannter Freeride-Hochburgen nach unberührtem Pulver, schönen Hängen und steilen Rinnen sucht, der biegt in Kempten auf die B19 ab, überquert bei Oberstdorf die Deutsch-Österreichische Landesgrenze und taucht ein in die Winterwelt des Kleinwalsertals.


1. Weil es die letzte Enklave Österreichs ist

Der gemeine Freerider ist zwar nicht zwingend an kulturellen Hintergrund interessiert, aber ein wenig Geschichte schadet erstens niemandem und erklärt zweitens, warum das Kleinwalsertal heute als die letzte Enklave Österreichs bezeichnet wird. In gewisser Weise wirkt das Tal ja fast wie eine abgeschiedene Siedlung: Umrankt von den Walsertaler Bergen im Norden und Süden, eingebettet in die Allgäuer und Lechtaler Alpen im Osten, begrenzt durch den Bregenzerwald im Westen. Eine einzige Verkehrsverbindung führt von Bayern aus in das Tal hinein und auf demselben Wege wieder hinaus. Deswegen auch die Bezeichnung Enklave, genauer genommen „funktionale Enklave“.

Denn von geografischem Standpunkt aus betrachtet, gehört es zum Bundesland Vorarlberg, topografisch gesehen liegt es aber innerhalb der Allgäuer Alpen. Und aus kultureller Sicht ist es überhaupt schwer einzuordnen. Die Nachkommen der echten Walser, das waren damals fünf Familien, die im 13. Jahrhundert über den Hochalppass von Schröcken nach Baad zugewandert sind und das Tal besiedelten, sprechen nämlich nicht wie typische Vorarlberger. Aber auch nicht wie klassische Allgäuer – ihre Sprachmelodie und ihr Akzent liegen irgendwo dazwischen. Allen Sprachbarrieren zum Trotz verraten sie aber gerne, wo die originalen Walsersiedlungen im Tal zu finden sind und die sollte man unbedingt einmal gesehen haben.


2. Wegen den Skibergen

Zugegeben der einfachste Grund, um Freerider anzuziehen, aber der Hohe Ifen (2.230 m), das Walmendingerhorn (1.990 m) oder der Große Widderstein (2.536 m) sind Skiberge, die ihre Versprechen halten: Da sind die sanften Südost-Hänge vom Walmendingerhorn hinab nach Mittelberg oder Baad, die im Hochwinter feinsten Pulver und im Frühjahr spaßigen Firn bieten. Vom Walmendingerhorn kann man aber auch die Beine in die Hand nehmen und zur Litzescharte (1.870 m) zwischen den Ochsenhofer Köpfen aufsteigen und über die Nordrücken der Galtochsenhofalpe zur Auenhütte ins Schwarzwassertal abfahren. Eine Tourenrechnung, die eigentlich jedem noch so gehfaulen Freerider aufgehen müsste: schließlich stehen 250 Hm Aufstieg auf der einen Seite, grandiosen 900 Hm Abfahrt auf der anderen gegenüber.

 

Das Skigebiet am Hohen Ifen entpuppt sich als verspieltes Terrain: Der passionierte Backcountry-Freestyler wird das kupierte Gelände am Gottesacker mit seinen zahlreichen Windlippen, Cliffdrops und Wechten schnell ins Herz schließen. Und wenn man den Schnee in Liftnähe zerpflügt hat, empfiehlt sich im Anschluss ein Run ins Tal über die Schneiderküren oder den Schmalzboden bis hinab nach Hirschegg. Von hier aus gelangt man mit dem Bus (das öffentliche Verkehrssystem im Kleinwasertal ist großartig vernetzt und ein Vorzeigebeispiel für grünen Wintertourismus!) wieder nach Wäldele oder zur Talstation des Hohen Ifen. Und dort wartet auch schon der nächste Grund für euren Besuch im Kleinwalsertal: die Auenhütte.


3. Wegen der Auenhütte

„Jedem Berg seine Hütte“, besagt ein altes Sprichwort und mit der Auenhütte hat nicht bloß der Ifen sein häusliches Pendant gefunden, sondern eigentlich das gesamte Tal. Denn die Auenhütte kombiniert Walser Tradition und urbane Moderne auf geschickte, unprätentiöse und zugleich stilvolle Art und Weise. Dafür verantwortlich zeichnen sich die beiden Pächter Christoph und Tanja Bantel, die das historische Gebäude vor zwei Jahrzehnten erstanden und wortwörtlich vor dem Verfall bewahrten.

Das Pärchen aus dem Kleinwalsertal hat die alten Gemäuer saniert, ohne dabei den urtümlichen Walsercharme zu überdecken: dunkle Holzverkleidungen im alten Stil verkleiden das Hotel nach außen hin, zeitgemäßes Interieur und helle Holzböden verbergen sich im Innenleben des Hauses. Die Zimmer sind heimelig, die Küche gibt sich bodenständig (aber auf ganz hohem Niveau!) und dann wäre da natürlich noch die Laubela, wo man laut Christoph „oben ohne sitzt, wenn’s schön ist“. Gemeint ist das verglaste Cabriodach des Barbereichs, das bei Schönwetter kurzerhand auffährt und für Frischluft sowie Panorama-Feeling sorgt. Dort sitzt man gut, wenn die Skitage lang, die Beine müde und die Kehlen durstig sind.

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4. Wegen den Skitourenmöglichkeiten

Die rund 40 Berggipfel, die das Kleinwalsertal umzingeln, bieten vermutlich viermal so viele Skitourenmöglichkeiten: von ganz langen Marathontouren bis hin zu kurzen Aufstiegen wird alles geboten. Die geografische Lage des Walsertals verschafft zusätzliche Schneesicherheit, womit ausgelassenen Skitouren den ganzen Winter über nichts mehr im Wege steht.  Die Hauptgebiete zum Skitourengehen sind einerseits der Talschluss in Baad und das Schwarzwassertal mit seinen vielen Tourenvarianten rund um den Hohen Ifen. Eine Tourenvariante wollen wir euch aber besonders ans Herz legen: Die Rundtour Ifen.

Dabei geht es zunächst mit der Ifenbahn nach oben, wo angefellt wird und man wenige Höhenmeter später das Panorama am Hahnenköpfle (2.085 m) genießt. Danach quert man vorsichtig zu einer markanten Rinne, die aufgrund ihrer nordseitigen Exposition guten Pulver verspricht. Nach ein paar steilen Turns macht die Rinne auf und entwickelt sich zu einem weitläufigen Hang für lange Schwünge hinab durch den Hirschgraben. Unten angekommen schiebt man ein paar Meter und flugs steht man beim Jagdgasthaus Egender, wo man die Wartezeit auf das Shuttle nach Warth mit einer kleinen Stärkung verkürzen kann.

Gegenüber der Jägeralpe in Warth wird nun in Richtung des großen Widderstein (2.536 m) aufgestiegen – der höchsten Erhebung im Kleinwalsertal. Knapp unterhalb des Gipfelanstiegs findet sich ein kleines Plateau zur Rast, bevor es dann über die kupierten Hänge des Konrader Loch hinab ins Gemsteltal und zurück ins Kleinwalsertal geht.


5. Wegen den Locals

Das mag jetzt plakativ klingen, aber in wenigen Wintertourismusorten der Alpen wird man mit so offenen Armen empfangen, wie im Kleinwalsertal: vom Liftwart ebenso wie vom Hotelier, von den Bergführern genauso wie von den hiesigen Freeridern. Woran das liegen mag? Vielleicht ist es die örtliche Abgeschiedenheit, die ein ehrliches Interesse und wahre Neugierde an Gästen von außerhalb des Tals weckt. Womöglich ist es aber auch die innere Gelassenheit und Zuversicht, die typische Walser - naturbedingt - ausstrahlen.

Oder der Grund ist ein ganz simpler: man zeigt einfach gerne, wo man herkommt. Deshalb teilt man die Berge, den frischen Schnee und die Gipfeljause mit Gleichgesinnten – ungefragt und unaufgefordert. Ihr glaubt uns nicht? Dann ist es wohl am besten, ihr überzeugt euch selbst davon, schnallt die Ski und Boards aufs Autodach und fahrt bei Kempten auf die B19 ab und bleibt erst dann stehen, wenn ihr das E auf euren Displays seht. Dann seid ihr richtig.