Alpen-Tour: Die Halbzeit ist erreicht!
Eine Staffelwanderung in 50 Etappen vom Mont Blanc bis nach Haus im Ennstal. Das ist das ambitionierte Vorhaben der Alpenvereinssektion Haus im Ennstal, um ihr 50-jähriges Jubiläum zu feiern. Mitorganisator Helmut Knauss erzählt, wie es den Teams in den vergangenen Tagen auf den Etappen 18 - 30 ergangen ist.
Ein neues Dreierteam übernahm in Engelberg das Tourenbuch und machte sich unter einer dichten Nebeldecke auf den Weg. Am Surenenpass durchbrach die Gruppe die graue Suppe und ein herrliches, tiefgrünes Hochtal voller Almen kam zum Vorschein. Das Glockengeläute unzähliger Kühe begleitete das Team für den restlichen Tag. Es war eine lange Etappe mit einem 1.500 hm langen „Kniaschnackler“ am Ende beim Abstieg ins Tal.
Tags darauf wurde in Altdorf gestartet. Die Gemeinde ist der Hauptort des Kantons Uri und laut dem Stück von Friedrich Schiller der Schauplatz des Apfelschusses von Wilhelm Tell. Seit 1895 steht hier ein Bronzedenkmal am Rathausplatz, um an den berühmtesten Urner zu erinnern.
Für die Teilnehmer der ALPEN-TOUR führte der Weg an den nächsten beiden Tagen über den Klausenpass nach Linthal. Besonders positiv war das Team vom Urnerboden überrascht, einem von 3.000ern umrahmten Hochtal.
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Die erste gereimte Tageszusammenfassung
So wie Sonne und Nebel wechselten auch die Teammitglieder an diesen Tagen ständig. Immer wieder kamen neue hinzu, während sich andere verabschiedeten. Der Tourenbucheintrag der nächsten, bereits 21. Etappe von Linthal nach Elm gefällt besonders. Trotz anhaltendem Nebel gingen die Moral und vor allem der Spaß nicht verloren und es entstand die erste vollständig gereimte Tageszusammenfassung: „Die Nacht verregnet, feucht und lau, am Morgen viele Wolken grau, so startet unser Team mit Schwung, egal ob Tatterkreis, ob jung“, so der erste Vers. Spätestens als dann auch noch eines unserer Teammitglieder zum Dudelsack griff, war das trübe Wetter vergessen.
Auch am Morgen des nächsten Tages waren die Bedingungen nicht besser. Weiter auf der Via Alpina führte der Weg das Team lang und steil in Richtung Foopass. Bei gefühlten 3 Grad tat die Rast auf der Raminer Matt – einer Alm auf ca. 1900 m – zwar gut, wurde aber temperaturbedingt kurzgehalten. Während sich erste Schneeflocken unter den Graupelschauer mischten, ging es über steile Almmatten weiter.
Am Foopass angekommen kam es zu einer spontanen Schnapsverkostung mit drei jungen Schweizern, die in die Gegenrichtung unterwegs waren. Nach dieser Stärkung ging es in weniger steilem Gelände bergab nach Weisstannen und am nächsten Tag trotz Dauerregen weiter nach Sevelen.
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Abgekommen in Österreich
Nach 18 Tagen und 23 Abschnitten in der Schweiz erreichte die Staffel schließlich das Dreiländereck Schweiz – Lichtenstein – Österreich. Regen und Nebel blieben auf dem Weg zur Pfälzerhütte im Rätikon weiterhin ständiger Begleiter.
Statt „Schlimmer geht’s nimma“ lautete das Motto des nächsten Tages: „Schlimmer geht’s imma!“ Das Wetter blieb schlecht und ab 2.300 m blieb sogar der Schnee liegen. Bei bis zu 30 cm Neuschnee dauerte es 8 Stunden, bis die Totalphütte „patschnass“ erreicht wurde. Für die erste komplette Etappe auf österreichischem Boden hätten wir uns besseres Wetter erhofft. Gut, dass für diesen anstrengenden Abschnitt im Rätikon ein „frisches“ Team aus der Steiermark angereist war. Zumindest eines gab es zu feiern: Am Ende dieses Tages war die Halbzeit der ALPEN-TOUR erreicht. 25 der insgesamt 50 Etappen waren erfolgreich und vor allem gesund zurückgelegt.
Das Wetter feiert mit
Mit prachtvollem Ausblick auf die umliegende Bergwelt ging es am darauffolgenden Tag bei bestem Wetter – wohl als Belohnung fürs Durchhalten – am Lünersee entlang zur Lindauer-Hütte. Ein früher Aufbruch am nächsten Morgen war notwendig, um die Staffelübergabe um 08:00 Uhr in Schruns nicht zu verpassen.
Eine Radetappe vom Montafon in Richtung Silvretta Hochalpenstraße und eine Wanderung über die Breitspitze nach Galtür standen am 27. Tag der ALPEN-TOUR am Programm. Das Wetter hatte sich endlich zu unseren Gunsten gedreht und so stand einem wunderschönen Tag nichts im Weg. Das Radteam kurbelte die Strecke bis zur Mautstelle rasch hinauf und ein Zweier-Wanderteam führte den Aufstieg in Richtung Breitspitze fort. Immer wieder konnte man herrliche Rückblicke ins Montafon und auf die atemberaubenden Serpentinen der Silvretta-Hochalpenstraße genießen. Der Weiterweg nach Galtür verlief erst durch die Ausläufer des Skigebiets und dann auf dem Walserweg bis zum Etappenziel.
Der folgende Tag wurde ebenfalls in zwei Teilstücken absolviert. Am Vormittag eine Wanderung von Galtür über die Friedrichshafener Hütte zurück ins Paznautal nach Mathon, wo im Ortszentrum bereits die Kajakfahrer auf die Staffelübergabe warteten. 22 teilweise steinige Kilometer auf der Trisanna zauberten dem Team ein Grinsen ins Gesicht. Voller Begeisterung wurde die Etappe gemeistert und mit einem herzlichen Empfang durch das Nachfolgeteam am Ortseingang von See fand dieser Tag seinen Abschluss.
Aprilwetter Anfang September!
Nach den Wetterkapriolen der letzten Wochen wurde man genügsam. Das durchwachsene Wetter bei der folgenden zweitägigen Überschreitung vom Paznauntal ins Kaunertal tat der Stimmung der nächsten Gruppe keinen Abbruch. Nach einem Start bei Sonnenschein wurde ein Teil des Anstieges auf den Furgler von Regen- und Graupelschauer begleitet. Am Gipfel verzogen sich die Wolken dann wieder und eine Pause samt Fotoshooting wurde von blauen Flecken am Himmel begleitet. Aprilwetter Anfang September!
Nach der Übernachtung am Kölner Haus war am nächsten Tag der Abstieg nach Kauns zu bewältigen. Seltsam, aber auf den einfacheren Teilstücken schien das Wetter besser mitzuspielen. Im schönsten Sonnenschein ging es abwärts und zur besonderen Überraschung der Gruppe kam ihnen ein Teilnehmer des nächsten Teams entgegen, um sie im Kaunertal willkommen zu heißen.
Ausblick
Am Ende dieses Tages waren 30 von 50 Etappen der Tour bewältigt. Die weitere Route führt auf einer Variante des Zentralalpenwegs entlang des Alpenhauptkamms bis ins Zillertal, dann weiter durch den Pinzgau und schlussendlich am Hochkönig entlang bis zum Dachsteingebirge.
Wir hoffen auf besseres und stabileres Wetter. Die Vorzeichen sehen gut aus. Wir freuen uns auf die bevorstehende Strecke zurück ins Ennstal!