Alpen-Tour: Der Startschuss ist gefallen
Foto: Alpen-Tour
Die Alpenvereinssektion Haus im Ennstal begeht ihr 50-Jahr-Jubiläum mit einem besonderen Projekt: Als Staffel soll der Weg zwischen dem Mont Blanc und dem Dachstein zu Fuß, am Rad, im Kanu und per Gleitschirm zurückgelegt werden (wir haben berichtet). Nun ist der Startschuss in Frankreich gefallen. Mitorganisator Helmut Knauss gibt uns einen Einblick in die ersten Tage des Abenteuers.
Unsere Staffel ist unterwegs! Nach vielen Monaten der Vorbereitung bewegt sich endlich etwas. Auf der einen Seite sind wir froh, dass wir endlich Fahrt aufnehmen, auf der anderen Seite fühlt man sich jetzt doch manchmal machtlos und ausgeliefert, denn ein Mithelfen oder Eingreifen aus der Ferne ist nur sehr begrenzt möglich.
Ein Blick zurück zu den Anfängen der Alpen-Tour
Nachdem für uns klar war, dass wir genügend begeisterte Teilnehmer und Sponsoren finden würden, war es im ersten Schritt notwendig das Organisationsteam zu vergrößern. Aus zwei einsamen Kämpfern wurde ein Kernteam von sechs engagierten Mitarbeitern mit zusätzlicher Unterstützung im Social-Media-Bereich.
Im nächsten wichtigen Schritt hieß es Interessenten zu Teilnehmern zu machen. Zu verbindlichen Teilnehmern! Zeitgleich machten wir uns an die detaillierte Routenplanung. Dass die knapp über 1.000 km in 50 Etappen machbar wären, war uns nach einem ersten Kurzcheck bereits klar. Jetzt ging es daran, die Routenvorschläge, inklusive Schlechtwettervarianten, im Detail zu planen.
Im Anschluss hieß es Teilnehmer und Route zu „verheiraten“ und für jeden Teilnehmer – gemäß seiner Verfügbarkeit, Leistungsfähigkeit und Vorlieben – den richtigen Streckenabschnitt zu finden. Auf wundersame Weise stellte sich die Staffel fast wie von selbst auf. Wir hatten innerhalb kürzester Zeit die richtigen Kandidaten für jeden Abschnitt und auch jedes Teilstück mindestens doppelt besetzt. Anfängliche Bedenken, dass die Etappen in Frankreich und der Schweiz schwer zu besetzen sein könnten, zerstreuten sich sofort.
Nebenher machten wir uns auch an die Planung der mindestens genauso wichtigen unterstützenden Infrastruktur. Ein Fahrzeug mit dem Mobilitätsteam sollte die Tour auf ihrer gesamten Länge begleiten, um Shuttledienste zu erledigen, die Staffelübergaben zu unterstützen oder im Notfall auch selbst für eine kurze Strecke einzuspringen. Eine große Herausforderung, aber eine wichtige Komponente für den Erfolg unseres Abenteuers.
Los geht's am Mont Blanc
Die Tour sollte mit der Besteigung des Mont Blanc starten. Ich dachte vor einiger Zeit gehört zu haben, dass man mittlerweile nicht mehr „einfach so“ auf den Mont Blanc gehen kann, sondern die Anzahl der Aspiranten beschränkt wurde. Ich fand heraus, dass man eine Hüttenbuchung braucht – mehr nicht. „Mehr nicht“ stellte sich dann aber doch als größere Herausforderung heraus als gedacht: Buchungen sind über ein Portal an einem einzigen Vormittag im April möglich. Nachträgliche Namensänderung der Gäste sind nicht möglich, bzw. nur über eine Stornierung und Neubuchung machbar. Wenn ich damals schon gewusst hätte, welche Buchungsherausforderungen uns in weiterer Folge erwarten würden, als ich an besagtem Vormittag im April auf Platz 738 auf der Warteliste für eine Reservierung war...
Letztendlich hat dann aber doch alles geklappt und trotz kurzfristiger Änderungen wegen Verletzungen und Krankheiten stand ein fittes Viererteam am Start.
Aufgrund der Wettervorhersage zogen wir den geplanten Gipfeltag um einen Tag vor und somit startete unser Mont-Blanc-Team am Donnerstag um 03:00 Uhr Früh in Haus im Ennstal. Das Mobilitätsteam mit Begleitfahrzeug folgte um 06:00 Uhr. Die Anfahrt gestaltete sich problemlos und für die Bergsteiger ging es am Nachmittag mit der Zahnradbahn „Tramway du Mont Blanc“ die ersten 1.500 Höhenmeter hinauf. Dann noch schnell 800 weitere Höhenmeter zum „Basislager“ Refuge de Tête Rousse und somit war Etappe 0 bald geschafft. Die Gipfelbesteigung sollte der offizielle Auftakt der Tour und somit Etappe 1 sein.
Erster Gipfelsieg
Um 04:00 Uhr wurde gefrühstückt und um 06:00 Uhr gestartet. Die Startzeit stellte sich im Nachhinein als taktische Meisterleistung heraus.
Denn unser äußerst fittes und schnelles Team konnte dadurch dem größten Verkehr am Berg aus dem Weg gehen und war nach nur 4 Stunden und 45min 1.800 Höhenmeter aufgestiegen und am Gipfel des höchsten Bergs der Alpen auf 4.810 m angekommen. „Es war saukalt, gefühlte -20° C und sehr windig – die Finger froren uns fast ab, bei der Bemühung, ein gutes Gipfelbild zu machen“, so ein Mitglied des Teams.
Am Rückweg wartete noch eine kurze Erfrischung im Refuge du Goûter bevor es wieder zurück ins Refuge de Tête Rousse ging. Etappe 1 war um 15:40 Uhr erfolgreich abgehakt und die Alpen-Tour offiziell gestartet!
Staffelübergabe in Les Houches
Am nächsten Tag galt es als zweite Etappe den Abstieg nach Les Houches / Chamonix zu bewältigen. Für unser Speed-Team kein Problem: Die mehr als 2.200 Höhenmeter Abstieg waren in 2,5 Stunden geschafft. Bei der Staffelübergabe vor der Kirche in Les Houches kam zufällig der Pfarrer des Ortes dazu, spendete unserem gesamten Team seinen Segen und wünschte uns eine erfolgreiche und vor allem gesunde Heimkehr ins Ennstal.
Das sind die kleinen, aber für uns äußerst wichtigen Begegnungen und Zufälle am Rande, die die Alpen-Tour zu etwas ganz Besonderem werden lassen.
Etappe 3: Auf der „Tour du Mont Blanc“
Das neue Team folgte auf der dritten Etappe teilweise der „Tour du Mont Blanc“, einer Weitwanderroute auf der man in 7 bis 10 Tagen das gesamte Mont-Blanc-Massiv umrundet. Entsprechend viele Weitwanderer, aber auch Tagestouristen aus der Region Chamonix, waren über den Col du Brévent, zum Refuge Moëde Anterne am Weg. Aber es waren nicht nur menschliche Begleiter mit unserem Team unterwegs, auch viele Steinböcke ließen sich blicken. Von der Hüttenterrasse konnte man später noch Adler, gemeinsam mit einem paragleitenden Teammitglied der Alpen-Tour, verfolgen. Abends genoss das Team ein herzhaftes Käsefondue. Zwar nicht die leichteste Sportlernahrung, nach 2.000 Höhenmetern an diesem Tag aber äußert verdient.
Planänderung auf Etappe 4
Etappe 4 würde unser Team am nächsten Tag zurück ins Tal nach Samoëns bringen. Der ursprünglich für diesen Abschnitt geplante Paraglider-Überflug war leider aufgrund der vorherrschenden Windverhältnisse nicht möglich. So ging es eben zu Fuß weiter, wenn auch schwer bepackt mit dem Schirm am Rücken. Abermals begleitet von Steinböcken und vielen Weitwanderern, die teilweise auf Eselunterstützung setzten, um das schwere Weitwandergepäck vom Rücken zu bekommen.
Durch eindrucksvolle Schluchten und vorbei an zahlreichen imposanten Wasserfällen führte die Route rasch bergab, um dann mit dem obligatorischen „Talhatscher“ ihren Abschluss zu finden.
Das nächste Team wartete schon sehnsüchtig in Samoëns, um das als Staffelstab dienende Tourenbuch zu übernehmen. Aber zuerst ließ man bei einem gemütlichen Abendessen die Erlebnisse und Eindrücke der letzten beiden Tage Revue passieren und besprach noch letzte Details zu den kommenden beiden Etappen, auf denen die Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz überschritten werden soll.
Wir halten euch auf dem Laufenden.
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