Auf 154 km durch Schottland: Der West Highland Way
Foto: John Mason / flickr
von Mark Buzinkay
Von Milngavie bei Glasglow nach Fort William in den westlichen Highlands: Auf 154 km führt der West Highland Way in 6-9 Tagen durch Schottland. Mark Buzinkay hat den Weitwanderweg beschritten und erzählt von seinen Erlebnissen.
Die Schultern zwicken bereits, mein Schritt wird kürzer, der Regen fällt leicht, der Himmel bleibt grau. Der schmale Weg entlang des Loch Lomond ist von dichtem Grün gesäumt und der Farn streicht mit jedem Meter, den ich gehe, seine Regentropfen an meiner Hose ab. Das Wasser ist dunkel und unruhig, lichte Nebelschwaden ziehen darüber hinweg und ich habe noch über zwanzig Kilometer zu gehen – bis zum nächsten Etappenziel, einer kleinen Wiese, wo ich mit Blick über die Highlands mein Zelt aufschlagen und etwas kochen werde.
Gestern habe ich eine lange Etappe hinter mich gebracht, von Milngavie, dem Ausgangspunkt des West Highland Way, bis nach Inversnaid. 55 Kilometer. Ich reduziere heute auf 45, plane eine Nacht kurz vor Bridge of Orchy.
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Dann habe ich noch zwei Tage Marsch vor mir, ehe ich in Fort William ankomme. Ich hätte es auch wesentlich gemächlicher angehen können, in sechs oder sieben Tagesetappen, mit festen Übernachtungen und ordentlichem Frühstück, mit doppelt so viel Tagen – aber Nein, ich wollte mich ganz auf diesen Weg einlassen, mit Haut und Haaren, draußen schlafen, draußen essen, bei Wind und Wetter.
Und nur deshalb gehe ich so flott, weil ich nicht mehr Proviant tragen möchte als notwendig. Der Boden ist zuweilen glitschig, manchmal muss ich einen Bach queren. Entspannung verspricht aber vor allem der Anblick der spektakulären Landschaft. Schwarzes Wasser vor grauem Fels, braune Hochmoore und Sonnenstrahlen, die für Augenblicke das Wolkenmeer durchbrechen und wie Flutlichter das Land ausleuchten.
Kurz vor dem Schlafengehen schaue ich nochmals auf die Karte. Es liegen noch gute 60 Kilometer vor mir. Über dem Loch Tulla werde ich entlang von Mooren die Devil’s Staircase in Angriff nehmen, einen längeren Anstieg in rauer schottischer Natur, um auf der anderen Seite des Passes nach Kinlochleven abzusteigen.
Dort wartet ein Campingplatz mit heißer Dusche auf mich. In einem langgezogenen Bogen durch Wälder und Wiesen geht es auf den letzten Kilometern fast bis zum Ben Nevis, bevor man plötzlich über Fort William steht. Ob ich auf den Ben Nevis (1.345 m), Schottlands höchsten Berg, steigen möchte? Diese Frage beantworte ich in Fort William. Es wäre ein Tagesmarsch, den man allerdings nur bei gutem Wetter angehen sollte. Der Nebel am Berg ist schon so manchem Wanderer zum Verhängnis geworden.
Die Nacht bleibt ruhig, das Abendessen war schnell gekocht, denn Wasser ist hier ja überall verfügbar. Frühmorgens tun sich blaue Flächen am Himmel auf. Ein trockener Start in den Tag, eine weitere Etappe im Hochland, welche mich über die Berge nach Kinlochleven bringen wird. Noch ist es ein weiter Weg, aber dafür auch ein weiterer Tag inmitten von schottischer Wildnis und atemberaubender Schönheit.
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