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Jonas Deichmann: „In Mexiko nennen sie mich Forrest Gump“

Menschen

13 Min.

19.10.2021

Foto: Markus Weinberg

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von Martin Foszczynski

Auf dem Fahrrad ist Jonas Deichmann (34) schon durch beide Amerikas und vom Nordkap nach Kapstadt geradelt – nun wollte der notorische Abenteurer aus dem Schwarzwald die Welt umrunden, wie es noch niemand vor ihm getan hat: als Triathlon! Die Laufstrecke ist demnach nicht 42 Kilometer lang, sondern geht einmal quer durch Mexiko, wo wir den Star der European Outdoor Film Tour 2021 auch zu einem Interview am Telefon erreichen.

4.000 Rennrad-Kilometer von Portugal bis nach Deutschland fehlen Jonas Deichmann, der im September 2020 in München aufgebrochen ist, noch bis ins Ziel seiner Weltumrundung – gemessen an seinen bisherigen Distanzen geradezu ein Klacks. 95 Prozent der Zeit ist Jonas ganz alleine unterwegs und filmt sich mit der GoPro, doch wurde er auf seiner 450 Kilometer langen Schwimmstrecke entlang der Adria-Küste und der 19.000 Kilometer langen Radstrecke bis nach Wladiwostok in Sibirien auch immer wieder von professionellen Kameraleuten begleitet – der so entstandene Film „Miles ahead“ wird bei der E.O.F.T. 2021 auf der großen Kinoleinwand gezeigt!

Bergwelten: Jonas, danke, dass du dir Zeit für ein Interview nimmst, obwohl du gerade am anderen Ende der Welt weilst. Ich erreiche dich ja in Mexiko – wo genau bist du gerade und was treibst du jetzt? Der Plan war, 120 Marathons in 120 Tagen zu laufen – 5.000 Kilometer bis Cancun.

Jonas Deichmann: Ich habe die 120 Marathons durch Mexiko sogar in 116 Tagen abgeschlossen und bin letzten Montag in Cancun angekommen. Das Gesamtziel ist es ja, die 120-fache Ironman-Distanz zu bewältigen. Die Schwimm- und Laufstrecke war jeweils am Stück, die Radstrecke ist ein bisschen unterteilt, weil es eben anders nicht geht um die Welt. Jetzt bin ich hier ein bisschen am Ausruhen, gehe jeden Tag an den Strand, aber gleichzeitig gilt es auch einen Interview-Marathon zu bewältigen, da ist gerade eins nach dem anderen. Und natürlich ist auch Logistik-Planung angesagt – schließlich muss ich schauen, wie es mit den verbleibenden 4.000 Radkilometern von Portugal nach München weitergeht.

Es muss doch ein wahnsinniger Aufwand sein, so ein Projekt mit den ganzen Teil-Etappen in drei Disziplinen zu planen?

Ich bin normalerweise gar nicht so ein Fan von alles durchplanen – es gibt so viele unvorhersehbare Ereignisse und auch Dinge, die schieflaufen können, da muss man ohnehin flexibel sein. Dieses Mal war es aber etwas anderes – wegen Corona. Viele Grenzen sind nach wie vor zu, da muss man vorausplanen: Wo kann man den Test machen, um die nächste Grenze zu überqueren und so Sachen. Zudem waren meine ersten Projekte One-Man-Shows, da war ich allein unterwegs und hab meine Fotos und Videos alle selbst gemacht. Dieses Mal entstehen zwei Dokumentarfilme – einer für die E.O.F.T. und einer der im März 2022 in die Kinos kommt. Ebenso ein Buch, das im Dezember auf den Markt kommen soll. Dementsprechend habe ich auch ein Team aus Fotografen und Filmemachern, die mich besuchen und da ist natürlich viel Organisieren dahinter – die können ihren Flug nach Mexiko auch nicht am Tag vorher buchen. Man muss planen: In zwei Wochen bin ich da und da.

Besteht dein Team aus Leuten, die sich abwechseln, oder gibt es jemanden, der ständig an deiner Seite ist?

Ich bin 95 Prozent der Zeit allein unterwegs – aus Kostengründen – und filme dann mit der GoPro. Bei den Highlight-Spots, also dort, wo man weiß, das könnte spannend sein, ist ein Filmteam vor Ort – etwa bei der Lauf-Ankunft in Cancun. Ich habe im Schnitt so 2-3 Tage im Monat Begleitung von professionellen Filmern.

Im Extremsport hat es ja schon vieles gegeben: Du selbst hast bereits mit dem Fahrrad Eurasien und die beiden Amerikas durchquert, von Alaska bis Feuerland… Aber wie kommt man auf die Idee, einen Triathlon um die Welt zu absolvieren? Waren alle anderen Ultra-Distanz-Abenteuer einfach schon abgegrast?

Die Idee kam mir während meines letzten großen Projekts – Cape to Cape, vom Nordkap bis Kapstadt – als ich gerade durch die Sahara geradelt bin. Da habe ich viel Zeit zum Nachdenken gehabt und überlegt: Was mache ich als Nächstes? Mir war klar, das nächste wird kein Radabenteuer. Einfach weil ich auf dem Fahrrad tatsächlich schon alle großen Durchquerungen gemacht habe. Klar kann man noch irgendwelche 24-Stunden-Rekorde brechen, aber das reizt mich nicht. Die reine Leistung reizt mich nicht, es muss immer Abenteuer dabei sein. Und als Abenteurer hat man natürlich immer den Traum – einmal um die Welt. Ist irgendwo logisch, oder? (lacht)

Ja, das wäre die Königsdisziplin.

Genau, das ist die Königsdisziplin. Und so kam mir der Gedanke: Wie kann ich die Welt umrunden, wie es noch nie gemacht wurde. Und wie es mir auch Spaß macht. Warum mache ich es nicht als Triathlon?

Klingt plausibel. Dennoch fährst du jetzt ja auch 19.000 Kilometer mit dem Fahrrad – was ist denn eigentlich deine Lieblingsdisziplin?

Radfahren ist meine Lieblingsdisziplin, das steht außer Frage. Ich werde immer Radfahrer bleiben. Laufen hat mir auch unheimlich Spaß gemacht, aber das liegt wahrscheinlich auch an Mexiko – das ist einfach genau mein Land. Die Erfahrungen hier waren unglaublich schön. Vom Schwimmen muss ich sagen hab‘ ich genug (lacht). Schwimmen fühlt sich so an: Ich bin froh, dass ich es gemacht habe, es war ein Abenteuer, aber meine Schwimmkarriere ist vorbei.

Im Film „Miles ahead“, der gerade bei der E.O.F.T. gezeigt wird, sieht man, wie sich in Mexiko immer mehr Leute an dich dranhängen beim Laufen – für mich siehst du auf diesem Abschnitt aus wie Forrest Gump.

Wo ich in Mexiko losgelaufen bin, an der amerikanischen Grenzmauer, da war ein einziger Läufer dabei. In Mexiko hat mich – außer ein paar Fahrradfahrer – zunächst niemand gekannt. Ich wurde aber schnell zu einer nationalen News-Meldung in den Medien. Mittlerweile bin ich in Mexiko überall als deutscher Forrest Gump bekannt. Und es wurden dann täglich mehr und mehr Läufer, die mitgelaufen sind. Ich habe teilweise hundert Läufer hinter mir gehabt, inklusive Polizeieskorte und Empfang vom Bürgermeister in jeder Ortschaft. Sowas habe ich noch nie erlebt – hochinteressant, aber sicher auch sehr anstrengend. Ich bin mittlerweile auch wirklich schon müde von all den Interviews, dem Trubel und von immer Leuten um mich herum.

Trotzdem scheinst du begeistert von Mexiko zu sein.

Was mir an Mexiko so gefällt, ist das Gesamtpaket: Eine wunderschöne, extrem abwechslungsreiche Landschaft, das Essen und vor allen Dingen die Leute, die nicht nur nett sind, sondern überraschend. In Mexiko wachst du morgens auf und du weißt: Heute passiert irgendetwas Unvorhergesehenes. Es ist immer spannend.

Du wirkst auf mich wie ein Mensch, der immer Neues erleben muss. Bist getrieben von einem unglaublichen Hunger nach Abenteuer – woher, denkst du, rührt das?

Also es liegt sicher auch so ein bisschen an der Familie. Mein Opa hat zum Beispiel eine Schlangenfarm in Afrika im Busch gehabt. Ich habe ihn schon als kleines Kind besucht und mir gedacht: Wow, das ist ja ein viel spannenderes Leben als das normale Leben, das man in Deutschland führt. Auch mein Vater hat mich und meinen Bruder schon von klein auf in die Berge mitgenommen, wir waren ständig mit dem Zelt irgendwo draußen. Das hat mich früh geprägt.

Wo in Deutschland bist du eigentlich aufgewachsen und in die Schule gegangen? Und wann hat es dich zum ersten Mal raus in die Welt gezogen?

Im Schwarzwald – in Pforzheim genau genommen. Ich war immer draußen, habe immer schon Sport gemacht. Die ersten großen Abenteuer begannen dann während der Unizeit. Ich habe mein Studium komplett im Ausland verbracht, in neun verschiedenen Ländern – zuerst waren es die klassischen Auslandssemester, irgendwann habe ich mein Studium aber komplett an den Strand verlegt. Ich habe sogar eine Weltumrundung mit dem Fahrrad gemacht während des Studiums. In dieser Zeit hat’s mich dann endgültig gepackt.

Du legst unglaubliche Distanzen zurück und tust das wohl die meiste Zeit allein – fühlst du dich eigentlich niemals einsam?

Nein, ich fühle mich in der Wildnis nie einsam. Es ist was ganz Schönes, auch mal alleine irgendwo am See zu sitzen und im Wald zu sein. Ich kenne Einsamkeit eher nur von der Anonymität in der Großstadt. In der Wildnis bin ich nie einsam.

Aber bleibt dir als Abenteurer denn noch Zeit für Familie oder Freunde? Kommt das nicht zu kurz?

Meine Familie und Freunde wissen natürlich, wie mein Leben ist. Man sieht sich klarerweise nicht so oft – aber wenn man sich sieht, haben wir eine super Zeit zusammen. Und dann geht’s halt um Qualität statt Quantität. Letztendlich mag der Großteil meiner Familie auch Abenteuer, die machen auch mal eine Radtour mit oder begleiten mich in die Berge. Mein Vater ist ja zudem mein Manager – somit sind wir auch öfters gemeinsam unterwegs.

Klingt nach einem erfüllten Leben. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass es während solcher Abenteuer auch Durchhänger gibt, wo man an seine mentalen Grenzen stößt. Gab es während des aktuellen Projekts solche Phasen? Im Film sieht man ja, dass dir die ewigen Ebenen Sibiriens ziemlich zugesetzt haben.

Genau, aber mental das schwierigste für mich war nicht das, sondern mit den Corona-Grenzschließungen umzugehen. In der Türkei z.B. bin ich erstmal festgesteckt und musste anerkennen: Ok, jetzt sind alle Grenzen zu. Was kann ich machen, um jetzt doch noch zum Pazifik zu kommen? Das war das erste Mal, dass ich es nicht mehr unter meiner Kontrolle hatte. Verantwortung abzugeben und auf andere angewiesen zu sein – das ist das Schwierigste für mich. Die endlosen Ebenen in Sibirien waren sicherlich hart, weil einfach nix passiert. Schwimmen fällt in dieselbe Kategorie. Beim Schwimmen sieht man den ganzen Tag nur Wasser, da passiert nix. Einen Pass hochzukommen, ist für den Körper natürlich schwieriger, als im Flachen zu radeln oder zu laufen. Mental ist für mich der Pass aber immer einfacher. 95 Prozent ist Kopfsache und wenn’s in die Berge geht, wo es wunderschön ist, dann habe ich die Ablenkung, die ich brauche.

Aber woran denkst du, wenn du stundenlang einfach nur Wasser oder Ebene vor dir siehst? Wie kannst du dich da immer wieder neu motivieren?

Indem ich große Ziele in kleine runterbreche. Ich denke dann immer an den Weg zum nächsten Restaurant, wo es was zu futtern gibt, und dann geht’s mir wieder besser. Ich bin eigentlich keine 120 Marathons gelaufen, es geht immer nur um den heutigen Marathon – und selbst den unterteile ich noch. Ich laufe in meinem Kopf 42 mal einen Kilometer und wiederhole das Ganze dann 120 Tage lang.

Von dieser Taktik hat mir auch der Ultra-Radfahrer und mehrfache RAAM-Sieger Christoph Strasser erzählt. Er hat aber auch oft Musik im Ohr und lässt sich von seinem Team gerne Fan-Post vorlesen. Hast du auch Gelegenheit, dich abzulenken?

Ich bin allein unterwegs – aber ich habe natürlich auch meine Playlists, gerade beim Laufen. Das ist auch absolut wichtig – wenn man einen Durchhänger hat und es kommt ein Lied, das man besonders mag, dann läuft’s auch wieder für eine Weile – das stimmt absolut.

Was ist denn gerade dein Lieblingssong, der dich unterwegs puschen kann?

Ich mag Roadtrip-Musik, den Forrest Gump-Soundtrack z.B. Oder auch mal die Scorpions. Und viel Musik aus den USA in erster Linie.

Mental hast du also alles so weit unter Kontrolle – aber wie geht’s dir körperlich? Was sind denn gerade deine häufigsten Beschwerden?

Mir geht’s aktuell wunderbar. Beim Marathon-Laufen gibt’s jeden Tag irgendeinen Durchhänger, wo’s dann ein bisschen zwickt. Ich habe am meisten Probleme mit dem Knöchel gehabt und einfach generell Müdigkeit verspürt. Hab‘ auch sehr viel Gewicht, fast zehn Kilo, verloren – aber mir geht’s jetzt gut. Ich bin normalerweise am Abend müde, geh‘ schlafen und bin am nächsten Tag wieder fit. Ich war nach 120 Marathons nicht müder als nach zehn.

Schläfst du die meiste Zeit über eigentlich im Zelt?

Ich habe überall, außer in Mexiko, immer im Zelt übernachtet. In Mexiko am Anfang noch im Zelt. Später, als ich zur News-Story wurde, wurde ich dann in jedem Ort ins Hotel eingeladen.

Ein erfreulicher Nebeneffekt deiner Bekanntheit, oder?

Ja genau – es war ein Upgrade. Ich bin dann vom Bürgermeister oder vom Tourismus-Ministerium teilweise in Luxushotels eingeladen worden. Meine Reise hat sich ein bisschen verändert. (lacht)

Was war denn das Verrückteste, das du bisher erlebt hast?

Ich hatte beim Laufen einmal Begleitung von einer Hündin, einem Spaniel, – La Coqueta hieß die. Eine sehr flirty Dame, die jedem hinterhergelaufen ist. Das war im Bundesstaat Durango, in einer Kleinstadt namens El Salto, wo ein paar Läufer mit mir mitgelaufen sind. Ich dachte zuerst, die Hündin gehört zu denen – doch irgendwann sind die Läufer umgedreht, La Coqueta aber nicht. Es war eine Straßenhündin ohne Zuhause. Sie ist mir einfach weiter nachgelaufen und hat nachts vor meinem Zelt übernachtet. Auf Dauer ging das natürlich nicht, dass sie mir auf Schritt und Tritt folgt – ich habe deshalb in der nächsten Großstadt, wo ich fürs Fernsehen interviewt wurde, dazu aufgerufen, sie zu adoptieren. Da haben sich auch viele Leute gemeldet und sie hat letztendlich sogar in der Stadt, wo sie herkam, ein schönes Zuhause gefunden. Man hat sie mit einem Pickup zurückgebracht und sie hat dort einen richtigen Heldenempfang bekommen. Der Bürgermeister hat sie begrüßt und ihr eine Medaille um den Hals gehängt. Es kam sogar ins nationale Fernsehen, die haben eine große Reportage über sie gemacht. La Coqueta ist jetzt Mexikos berühmteste Hündin.

Tatsächlich eine schräge Geschichte!

Ich habe noch eine: Ich hatte in Mexiko immer ziemlich viel Polizeieskorte. Vor allem in den Großstädten – in León z.B. – da habe ich sechs, sieben Polizeiautos hinter mir gehabt, ein gepanzertes Fahrzeug und acht, neun Motorräder. In León haben sie sogar Stadtautobahn abgesperrt, damit ich durchrennen kann. Später, in Südmexiko, sind manchmal bis zu 20 Polizisten mitgelaufen. Die dürfen ja ihre Waffen nicht im Auto lassen – ich hatte also teilweise ganze Polizeiabteilungen mit Schnellfeuergewehren im Schlepptau.

Sowas erlebt man echt nicht alle Tage. Gerade ist mir eine Frage in den Sinn gekommen: Was wäre eigentlich aus dir geworden, wenn du nicht Abenteurer geworden wärst? Gab es einen „seriösen“ Berufswunsch?

Einen klaren Plan B gab es nicht, was mir hingegen immer klar war: Ich mache meine eigenen Sachen. Nach dem Studium habe ich angefangen, im Vertrieb in München zu arbeiten. Ich wollte Erfahrungen sammeln, die man für seine eigene Firma braucht. Mein Plan war immer, mich selbstständig zu machen.

Und du ziehst dein Ding ja jetzt auch wirklich selbstständig durch. Du hast schon deine schrägsten Erlebnisse geschildert – gibt es auch ein Erlebnis, das für dich das schönste war? War es der Zuspruch der Leute in Mexiko? Oder waren es eher Momente des Alleinseins?

Beides. Zum einen die Leute in Mexiko – ich habe dort einfach fantastische Leute kennengelernt. Genauso auch die einsamen Nächte am Zelt. In der Wüste der Baja California abends zu zelten oder mitten auf dem zugefrorenen Bajkalsee, wo ich ein Loch zum Baden ins Eis geschlagen habe – das sind für mich Momente, die rausstechen. Das ist etwas, das man nicht vergisst.

Was ist für dich schlimmer, die mexikanische Wüstenhitze oder die sibirische Kälte?

Die Kälte ist viel schlimmer! Aber auch hier muss man unterscheiden. Extreme Kälte ist trocken, damit kann man umgehen. Das schlimmste ist die Kälte im Frühjahr, wenn es tagsüber so null Grad hat und nachts minus 15, weil dann ist alles nass.

Dir fehlt jetzt noch der Abschnitt von Portugal nach München, rund 4.000 km – du umschreibst das ganz locker als „Ausrollen“. Hast du das Gefühl für Distanzen wirklich schon so sehr runtergeschraubt, dass eine solche Strecke für dich nur noch ein Klacks ist?

Wenn man es in Verhältnis setzt zu dem, was ich schon gemacht habe, schon. 4.000 Kilometer Radfahren ist sicher leichter als 5.000 Kilometer Laufen. Noch dazu bin ich jetzt in Europa unterwegs, wo es an jeder Ecke Supermärkte und Hotels gibt. Es ist einfach nicht mehr mit Sibirien oder Mexiko vergleichbar. Ich bin mit dem Fahrrad 30.000 Kilometer über die Panamericana gefahren, da werde ich auch 4.000 Kilometer durch Europa schaffen. Andererseits ist es meine Strategie, stets positiv zu denken. Ich spiele mir die Herausforderungen in meinem Kopf natürlich auch immer herunter. Deshalb werde ich immer sagen: Geht schon, ist nicht weit.

Das klingt plausibel (beide lachen). Wie fühlt sich denn überhaupt das Heimkommen für dich an nach so einem Abenteuer? Das Zurückkehren nach Deutschland, in den Alltag – ist es etwas für dich, das schwierig ist, das dich gar in ein Loch fallen lässt?

Also – ich habe ja kein Zuhause im klassischen Sinne. Ich hab‘ keine Wohnung irgendwo, die auf mich wartet. Ich wohne im Zelt, ich habe in München, in Calw bei Stuttgart und in der Schweiz jeweils einen Rucksack stehen. Wenn ich jetzt zurückkomme, habe ich außerdem zunächst mal einen Medienmarathon zu bestehen für drei Wochen. Und danach kommt ja auch schon die E.O.F.T., eine Vortragsserie, dann kommt der längere Film raus im März. Also langweilig wird mir da sicher nicht. Ich freue mich auch einfach mal wieder meine Familie zu sehen, meine Freunde und einfach auch wieder mal Maultaschen und Kässpätzle essen – das wird schon schön.

Wie lange willst du das noch durchziehen? Kann man als Abenteurer in Rente gehen?

Auf jeden Fall möchte ich es bis zur Rente machen. Ich bin ja so ein Zwischending aus Abenteurer und Leistungssportler. Ich bin jetzt nicht wie der Christoph Strasser wo es um die pure Leistung geht. Ich kann durchaus in der Zukunft auch Projekte machen, die körperlich jetzt vielleicht nicht ganz so schwierig sind, wo es in erster Linie ums Abenteuer geht. Z.b. für zwei Monat allein auf einer einsamen Insel im Robinson-Crusoe-Style – das kann man auch noch mit 50 machen. Ich habe nicht die biologische Uhr, die ein Leistungssportler hat – bei dem es mit 40 einfach schwierig wird. Deswegen werde ich es – vielleicht auf andere Art und Weise – aber sicherlich die nächsten 30 Jahre noch machen. Ich kann es mir nicht vorstellen, wieder zurück ins Büro zu gehen und wieder ein normales Leben zu führen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Erfolg für die verbleibenden 4.000 Radkilometer bis nach München!

Hier geht's zu Jonas Deichmanns Webseite.


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