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Stephan Meurisch: „Ich geh dann mal nach Tibet“

Menschen

11 Min.

24.10.2020

Foto: Stephan Meurisch/ Knesebeck Verlag

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von Martin Foszczynski

Stephan Meurisch ist 13.000 Kilometer von München nach Tibet gereist. Zu Fuß und ohne einen Cent in der Tasche. Aus geplanten zwei Jahren wurden fast vier – aus Ehrgeiz eine Erkenntnis: Er will gar nicht ankommen. Uns hat der Neo-Autor von seiner unglaublichen Reise erzählt – und warum er am Beginn einer neuen steht.

Tipp: Habt ihr auch Fernweh? Dann hört euch doch unsere Podcast-Folge an! Darin schildert Stephan Meurisch, wie er mit Lebesgefährtin Lilian und Töchterchen Mirinda zu Fuß Peru erreichen will.

Als alle vom Jakobsweg schwärmten, wollte es Stephan Meurisch genau wissen und machte sich auf nach Santiago. Just packte den Münchner Versicherungsvertreter das Reise-Fieber. Er wollte wieder gehen, weiter. Anderes kennenlernen. Warum nicht nach Tibet? Vom Isartor bis Lhasa sind es 13.000 Kilometer durch 13 Länder. Die Mutter dachte an einen Scherz, seine Kumpel erwarteten ihn am ersten Abend wieder zurück, seine damalige Freundin gab ihm zwei Jahre Zeit.

Am Morgen des 11. März 2012, nach seiner Geburtstags- und zugleich Abschiedsparty, bricht der nun 31-Jährige tatsächlich auf. Übernächtigt, ohne Geld, dafür mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken, der ihn bei jedem Schritt zum Bleiben überredet.

Ich erreiche Stephan, die Antithese jedes Stubenhockers, tatsächlich zuhause in Bayern. Dass er gerade erst von einer Weitwanderung in die Schweiz zurückgekommen ist, verwundert mich nicht weiter.

Bergwelten: Stephan, was muss im Leben schieflaufen, dass man beschließt zu Fuß nach Tibet zu gehen?

Stephan Meurisch: (Lacht) Es war eigentlich keine Lebenskrise. Ich bin 2009 den Jakobsweg gegangen, das war gerade die Zeit als Hape Kerkeling sein Buch herausgebracht hat und gefühlt jeder Zweite ihn gehen wollte. Ich dachte mir: Was kann denn bitteschön so spannend daran sein 800 Kilometer durch Spanien zu latschen? Also habe ich einen Flug gebucht und den Rucksack gepackt.

Es war nicht so langweilig wie erwartet…

Zu Fuß durch ein unbekanntes Land zu gehen und es auf diese Weise hautnah zu erleben war für mich eine Erleuchtung. Und es hat meine Neugier auf andere Länder geweckt. Ich habe mir auf der Weltkarte angesehen, wo Tibet liegt – da wollte ich immer schon mal hin – und festgestellt, dass da von Deutschland aus 13 Länder dazwischen sind. Perfekt.

Du hattest zu dem Zeitpunkt keinerlei Erfahrungen in Sachen Abenteuer-Fernreisen?

Nein, aber ich habe damals bei Globetrotter in München gearbeitet, einem großen Laden für Outdoor-Ausstattung, und da ist jeden Tag jemand reingekommen der eine Jacke für Nepal oder einen Rucksack für Neuseeland und so weiter brauchte. Da habe ich beschlossen: Ich will auch weg, aber nicht so lange warten, bis ich irgendwann das nötige Geld für eine lange Reise beisammenhabe. Also kündigte ich meinen Job, löste meine Wohnung auf und machte mich auf den Weg.

Am Tag nach deinem 31. Geburtstag war es dann wirklich soweit. Klingt irgendwie nach Midlife-Crisis.

(Lacht) Nein, aber viele haben es tatsächlich nicht verstanden: Stephan, du hast doch alles im Leben, was du dir wünschen kannst. Einen tollen Job, eine Freundin, eine schöne Wohnung im Grünen. Warum willst du weg? Ich wollte einfach reisen. Obwohl ich keine Ahnung hatte, was mich erwartet.

Warum hast du nicht zumindest ein paar Hundert Euro mitgenommen? Waren die 0 Cent irgendwie eine besondere Challenge?

Das war das, was ich gerade hatte (lacht). Ich hatte einfach kein Geld. Mein Job bei Globetrotter war zwar schön, aber am Ende des Monats hatte ich plus, minus Null am Konto und keinerlei Ersparnisse.

Wie hat deine damalige Freundin auf deinen Plan reagiert?

Als ich sie kennengelernt habe, stand mein Entschluss schon fest. Ich habe es aber mehrere Monate nicht übers Herz gebracht, sie einzuweihen, auch aus Angst, sie würde sich auf keine Beziehung einlassen. Klar war es für sie ein Schock, aber andererseits haben wir das verbleibende Jahr bis zur Reise dann sehr intensiv genutzt. Als absehbar war, dass meine Reise viel länger als die geplanten zwei Jahre dauern würde, beschlossen wir uns zu trennen.

Und deine Mama?

Sie habe ich als erste eingeweiht, gleich nach meinem Jakobsweg. ‘Und irgendwann gehe ich nach Tibet‘, habe ich zu ihr gesagt. Sie hat sich wohl gedacht: Ja, ja… jetzt spinnt der mal wieder. Als ich schließlich meinen Job gekündigt habe, ist sie richtig erschrocken. Sie hat aber nie versucht, mich davon abzuhalten, sondern gemeint: Stephan, wenn du das gerne machst, dann mach das.

Wie fühlt es sich an, den Wohnungsschlüssel umzudrehen und tatsächlich die ersten Schritte zu machen?

Ich hatte eine Scheißangst! Eine lustige rote Linie als Reiseroute in die Karte zu zeichnen, ist eine Sache. Aber als ich dann am 11. März 2012 am Startpunkt in München stand und mich Freunde verabschiedeten, da ist mir das Herz so richtig in die Hose gerutscht. Davor hatte ich gar keine Zeit mir viele Gedanken zu machen, weil so vieles zu erledigen war. Jetzt dachte ich mir: 13.000 Kilometer nach Tibet gehen, ohne einen Cent in der Tasche... Was für eine Schnapsidee! Noch dazu war ich alles andere als fit. Ich habe ja am Abend davor meinen Geburtstag gefeiert, das war auch gleichzeitig meine Abschiedsparty. Über 100 Leute sind gekommen und es ist bis 4 Uhr früh gegangen.

Heißt das etwa, du bist verkatert zu deiner mehrjährigen Fußreise aufgebrochen?

Das nicht, aber ich habe nur zwei Stunden geschlafen. Am Morgen habe ich noch meinen Rucksack fertiggepackt und bin ins Ungewisse losmarschiert. Mit einem mehr als mulmigen Gefühl im Bauch. Dass mir niemand viel Glauben schenkte, hat mich auch nicht gerade bestärkt. Die meisten haben gesagt: Heute Abend sehen wir uns sicher wieder.

Wo hast du den ersten Abend verbracht?

Es hat den ganzen Tag geregnet und ich habe mich total übernommen. Ich wollte auf der ersten Etappe 30 Kilometer zurücklegen. Aber ich war unausgeschlafen und hatte auch noch diesen 30-kg-Rucksack drauf, der kräftig in die andere Richtung gezogen hat. Irgendwann konnte ich nicht mehr. Das war in einem kleinen bayerischen Dorf namens Forstinning. Dort bin ich in den Gasthof gegangen und habe den Wirten gefragt, ob er eine Idee hat wo ich diese Nacht schlafen könnte. ‘Du kannst bei mir schlafen‘, war die Antwort. ‘Und ein Abendessen kriegst du auch‘. Wie sich herausstellte, war es immer sein Traum gewesen die Welt zu bereisen. Der frühe Tod seines Vaters und die Übernahme des Gasthofs machten das unmöglich. Jetzt konnte er zumindest ein Teil meiner Reise werden.

Du hattest ein Zelt mit, musstest es auf den 13.000 km angeblich aber nur 12 Mal aufschlagen. Bist du den Leuten auf Anhieb so sympathisch, dass sie dich immer gleich mit nachhause nehmen?

Mein Zelt musste ich tatsächlich erst in Ungarn das erste Mal aufschlagen. Ich bin einfach immer wieder auf die Menschen zugegangen und habe ihnen von meiner verrückten Reise nach Tibet erzählt. Dem Hundegassi-Geher oder der Joggerin. Über einige Ecken kennt fast jeder jemanden, der eine Couch zum Schlafen frei hat. Der Dorf-Pfarrer war auch immer ein heißer Tipp als Ansprechperson.

Sowas klappt vielleicht in Deutschland und Österreich noch ganz gut. Aber wie war es in exotischeren Ländern, wo ja auch die Sprachbarriere dazukam?

Das Komische war, je weiter ich nach Osten kam, desto einfacher wurde es. In Ländern wie Rumänien, Bulgarien und der Türkei waren es plötzlich die Menschen, die auf mich zugekommen sind. Sie wollten wissen, wo ich herkomme und ob ich mich verlaufen hätte. Viele haben mich dann bei sich aufgenommen.

Welches Land auf deiner Reise hat dich am meisten überrascht?

Rumänien. Viele Leute, insbesondere in Deutschland und Ungarn, haben mich vor der Kriminalität in diesem Land gewarnt. Erlebt habe ich aber das krasse Gegenteil. Vom ersten Tag an habe ich in den vier Monaten dort so viele nette Menschen kennengelernt.

Bestimmt gab es aber auch weniger positive Erlebnisse auf deiner Reise.

Klar, es gab auch richtig doofe Tage. Ich hatte Hunger, es hat geregnet und es war kalt. Du klopfst triefend nass an eine Tür und wirst abgewimmelt. Da denkst du dir: Jetzt habe ich die Schnauze voll! Ich packe zusammen und ab nach Hause… Aber eine Stunde später lernst du wieder eine nette Familie kennen, bist im Trockenen und fühlst nur Dankbarkeit. Ganz oft erfuhr ich die schönsten Momente meiner Reise unmittelbar nach einem Tiefpunkt.

Warst du schon als Kind so abenteuerlustig? Du bist in Dessau, in der früheren DDR, aufgewachsen – vielleicht ein Grund, weshalb es dich Jahre später in die Welt hinauszog?

Ich bin mir nicht sicher, von der DDR habe ich nicht mehr soviel mitgekriegt. Was ich aber noch genau weiß: Meine Mama hat mich immer schon um 6 Uhr aufgeweckt, weil sie arbeiten ging, und in die Schule geschickt. Die lag nur 600 Meter von unserer Wohnung entfernt, angekommen bin ich dort oft aber nie (lacht). Lieber bin ich den ganzen Tag in der Gegend herumspaziert oder habe im Park gespielt. Am Ende des Schuljahres ist das aber aufgeflogen.

Auf deiner Fußreise nach Tibet hast du zwischendurch immer wieder gearbeitet, um zu etwas Geld zu kommen.

Bis in die Türkei bin ich komplett ohne Geld ausgekommen. Ich habe oft für Kost und Logis gearbeitet – sprich am Bauernhof oder beim Dachausbessern mitangepackt und dafür gratis übernachten dürfen. In der Türkei, wo ich letztendlich eineinhalb Jahre blieb, habe ich zum ersten Mal für Lohn gearbeitet, als Sprachlehrer. In Istanbul habe ich z.B. auch Free Hugs samt Foto für eine Türkische Lira, circa 50 Cent, angeboten oder um denselben Preis Leuten meine verrückte Geschichte erzählt. Das war aber eher aus Spaß bzw., um auf meine Situation aufmerksam zu machen. In Istanbul war ich ja 3 Wochen lang unfreiwillig gestrandet.

Warum denn das?

Ich wollte unbedingt zu Fuß nach Asien gelangen, aber sämtliche Brücken über den Bosporus sind für Fußgänger gesperrt. Mein Fall entwickelte sich zu einem richtigen Medienereignis und ich wurde in Istanbul zu einer kleinen Berühmtheit. Ein Journalist aus Österreich hat mich schließlich auf einen neugebauten Tunnel hingewiesen, durch den ich schließlich unterm Bosporus durchgehen konnte. Endlich am anderen Ufer anzukommen – zu Fuß – das war ein Gefühl, als wäre ich der König der Welt!

Warum hast du denn für die paar hundert Meter keine Fähre genommen? War dir das Gehen aus Prinzip so wichtig?

Ich wollte meinen Freunden zuhause einfach beweisen, dass ich es tatsächlich zu Fuß schaffe. Im Iran musste ich dieses Vorhaben ad acta legen und auch auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen oder per Anhalter fahren, weil das Visum dort auf 90 Tage beschränkt ist und ich das Land in der Zeit zu Fuß schlicht nicht durchqueren konnte. Eine Reise gehend zu bestreiten, ist grundsätzlich aber etwas ganz Wunderbares: Gerade in kleinen Dörfern lernst du Land und Leute wirklich kennen, anstatt nur von Stadt zu Stadt und von einer Touristenattraktion zur nächsten zu fahren.

Wie ging es eigentlich deinen Füßen? Wie lange waren deine durchschnittlichen Tagesetappen und wie viele Schuhe hast du auf den 13.000 Kilometern verbraucht?

Am Anfang waren es manchmal 30 Kilometer am Tag – da wollte ich die Reise ja noch in zwei Jahren schaffen. Blasen hatte ich nie, mir taten aber in den ersten 2-3 Wochen die Schultern und Beine weh, danach hat sich das eingespielt. Zum ersten Mal Schuhe gewechselt habe ich erst an der Schwarzmeer-Küste in der Türkei. Später fand ich keine Schuhe in meiner Größe 47 mehr – aber so ging ich eben zum Schuster und habe ihn gebeten mir eine neue Sohle draufzukleben. Die hielt dann weitere zweieinhalbtausend Kilometer.

Gab es in deinem Rucksack Dinge, die du dir hättest ersparen können?

Vieles. Ursprünglich dachte ich ja: Ich habe kein Geld, um etwas zu kaufen, also muss ich einfach alles für zwei Jahre mitnehmen. Dass mir auf meinem Weg so viele Menschen aushelfen würden, damit habe ich nicht gerechnet. Wenn ich mit einem Loch in der Socke bei einer Familie saß, ist die Frau aufgestanden und hat mir ein gutes Paar aus dem Schrank geholt.

Wie war es mit dem Essen? Hast du das in allen 13 Ländern gut vertragen?

Wirklich gewöhnungsbedürftig war ungarisches Gulasch: da wird im Topf einfach alles verkocht – von der Schnauze über die Ohren bis zu den Borsten. Nicht wirklich schön fürs Auge, aber es schmeckt superlecker. Am meisten auf den Magen geschlagen hat mir das indische Essen, da ich scharfes Essen schlecht vertrage. Dort habe ich viel Zeit auf dem Klo verbracht. Indien war generell ein sehr schwieriges Land für mich, dort war ich kurz davor, die Reise zu beenden.

Irgendwann bist du aber doch in Tibet angekommen. Interessanterweise lautet der Untertitel deines eben erschienenen Buches aber: „Warum Tibet am Ende gar nicht mehr das Ding war“. War es kein euphorisches Gefühl, das Ziel zu erreichen, dem du fast 4 Jahre entgegengesehnt hast?

Die Reise war ja ursprünglich auf 2 Jahre angesetzt. Ich plante wirklich jeden Tag 16 Kilometer zu gehen. Ab Rumänien haben mich so viele Leute eingeladen, dass das nicht mehr einzuhalten war. Ich bin immer langsamer geworden. Das Hauptziel der Reise hat sich irgendwann gewandelt. Jetzt war es: unterwegs sein, Erfahrungen sammeln. Das Ankommen in Tibet war mir nicht mehr so wichtig. Im Gegenteil: Je näher ich Tibet gekommen bin, desto mehr habe ich versucht, die Ankunft hinauszuzögern. Auch weil ich keine Ahnung hatte, was ich danach tun soll. Tibet war auch etwas enttäuschend. Ich musste mich dort einer Reisegruppe anschließen, hatte Aufpasser bei mir und konnte mich nicht frei bewegen.

Du bist dann relativ schnell zurück nach Hause gereist. Wohin eigentlich? Du hattest ja keine Wohnung mehr.

Ich bin per Anhalter von Tibet zurück nach Deutschland gefahren, das ging in 3 Wochen. Die ersten paar Tage habe ich in München bei Freunden verbracht – das war genau in der Weihnachtszeit 2015. Da ging‘s dann gleich mal auf die Weihnachtsmärkte zum Lebkuchenessen und Glühweintrinken. Meine Mutter wusste noch nicht, dass ich schon angekommen bin. Als ich dann bei ihr vor der Türe stand, ist sie aus allen Wolken gefallen.

Dieser ganze Vorweihnachts-Lebkuchen-Taumel muss doch gleich nach Tibet ein ziemlicher Kulturclash gewesen sein. Hast du dich von deiner Heimat gar nicht entfremdet? Vielleicht auch von deinen Freunden?

Eigentlich war es schön, genau zu dieser Zeit zurückzukehren – ich hatte ja vier Jahre kein Weihnachten mehr erlebt. Meine Freunde wiederzusehen war aber tatsächlich ein komisches Gefühl. Ich habe gemerkt, dass sie sehr mit ihrem Alltag beschäftigt und gar nicht so interessiert an meinen Erlebnissen waren. Was aber auch verständlich ist. Meine Reise war einfach zu weit weg von ihrem Leben. Die meisten haben mich nach vier Jahren gefragt: „Und, wie war’s?“ Natürlich hatte ich dann auch keine einfache Antwort darauf. Das kann man fragen, wenn man 14 Tage im Urlaub war.

Ein Leben ohne Gehen war für dich auch nach dem Heimkehren keine Option. Jedenfalls hast du sehr schnell wieder die Wanderschuhe geschnürt…

Richtig. Nach drei Monaten ist mir zuhause die Decke auf den Kopf gefallen. Ich bin in eine richtige Nach-Reise-Depression geschlittert, wusste einfach nicht, was ich mit mir anfangen soll. Wieder einen geregelten Job suchen? Da habe ich einfach wieder meine Wandersachen gepackt und mich auf den Weg Richtung Spanien begeben – das zweite Mal auf den Jakobsweg. Ich brauchte auch einfach noch Zeit, um die ganze Reise zu verarbeiten.

Du arbeitest jetzt als Geh- und Reisetrainer. Was kann man sich darunter vorstellen?

Ich begleite Menschen und helfe ihnen ohne Geld zu reisen, für ein paar Tage oder auch Wochen. Andererseits können die Leute auch mich für ein paar Tage auf meinen Reisen begleiten. Letztes Jahr bin ich von München nach London gewandert, 1.200 Kilometer in drei Wochen. Das Spannende dabei: Ich hatte ganz unterschiedliche Begleiter. Von der 19-Jährigen, die frisch nach dem Abitur eine Weltreise plant, bis zum 65-jährigen Rentner, der ein Leben lang vom Jakobsweg geträumt hat.

Was ist die wichtigste Lehre, die dir das Gehen beigebracht hat?

Es gibt nie den besten Zeitpunkt im Leben. Egal, ob für eine Reise, ein Kind oder die Gründung eines Unternehmens. Es werden niemals alle Voraussetzungen perfekt sein. Kein Geld, keine Zeit etc. Ich habe so viele Menschen mit großen Träumen und Vorhaben getroffen, die genauso viele Argumente dagegen hatten, sie zu verwirklichen. Geh einfach los, plane nicht zu viel, sondern lass die Dinge auf dich zukommen.

Letzte Frage: Bist du jetzt am Ziel angekommen?

Ich liebe, was ich gerade mache. Die nächste große Reise steht aber schon an, und es ist eine ganz neue. Meine Partnerin Lilian ist schwanger. Nächstes Jahr wollen wir mit dem Kind auf Reisen gehen, vielleicht für drei oder vier Jahre nach Peru.

Das sind ja große Pläne. Viel Glück und danke für das spannende Gespräch!

(Das Interview wurde im Oktober 2019 geführt).


Buch-Tipp

Stephan Meurisch: Ich geh dann mal nach Tibet: 13.000 km, 13 Länder, 0 Budget, Knesebeck Verlag, 288 Seiten.